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Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Titel: Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Jahrhunderten die alten Steine ausgräbt und sie wegschafft und eine bescheuerte Siedlung mit Luxushäusern für Reiche hinstellt …»
    Die Saphir-Ohrringe blitzten auf.
    «Wenn man dort Häuser hinstellt, die wir nicht mal brauchen», sagte Jane, «dann wird aus rein kommerziellen Interessen die einzige Verbindung gekappt, die wir zu den frühesten Ursprüngen des Dorfes haben. Deswegen haben wir den Coleman’s-Meadow-Erhaltungsverein gegründet.»
    «Wir?»
    «Ich und mein … Exfreund.»
    «Ist das so ein Neoheiden-Verein?»
    «Könnte man vermutlich sagen.»
    «Also beten die Leute alte Götter an?»
    «Die Sonne. Den Mond. Ja, andere alte Götter vermutlich auch. Aber natürlich sind
nicht nur
Heiden dabei, sondern alle möglichen Leute, die für die Erhaltung bedeutender Stätten sind. Wir haben viel Unterstützung aus dem gesamten Land … sogar aus dem Ausland.»
    «Alte Götter.» Lensi grinste gönnerhaft, es war ja alles so wahnsinnig urig hier draußen auf dem Land. «Und es war ein Steinkreis?»
    «Eher eine Reihe, wird vermutet.»
    «Und dort sind die Toten gewandelt, richtig?»
    «Das alles ist ziemlich komplex.» Jane sah zum Himmel auf, als es dicke, einzelne Tropfen zu regnen begann. «Hören Sie, tut mir leid … ich muss jetzt zurück, sonst verpasse ich den Schulbus. Ich muss mich noch umziehen.»
    «Natürlich, Jane.» Lensi sah auf ihren Fotoapparat hinunter. «Ich würde gern ein paar Bilder von Ihnen machen, wenn ich darf. Nicht jetzt natürlich …»
    «Manche Leute glauben, dass wir eine Überschwemmung bekommen», sagte Jane. «Da könnten ein paar gute Bilder für Sie drin sein.»
    «Das sind doch nur Lokalnachrichten … nicht so mein Ding, ehrlich gesagt.»
    «Über mich haben sich in letzter Zeit aber schon genügend Leute lustig gemacht. Darauf habe ich keine Lust mehr.»
    «Weil Ihre Mutter diesen besonderen Job hat? Was für eine Art Heidin sind Sie eigentlich genau, Jane?»
    «Warum … warum interessiert Sie das?»
    Lensi zuckte mit den Schultern. Vielleicht suchte sie ja selbst einen Heidenkonvent, in den sie eintreten konnte. Das kam vor. Und dieser Tage anscheinend sogar ziemlich häufig. So wie sich die Zugezogenen früher für den Tennisclub oder eine Bridge-Runde interessiert hatten.
    Aber das hier war eine Falle, oder? Diese Frau hatte sie erkannt und war ihr auf den Friedhof gefolgt. Der Sonnenaufgang scherte sie einen Dreck.
    «Tja, ich muss jetzt wirklich los. Sonst komme ich zu spät zur Schule.»
    Und dann setzte ein Sturzregen ein, als wären im Himmel sämtliche Hähne aufgedreht worden. Lensi schirmte ihren Fotoapparat ab, Jane drehte sich zum Pfarrhaus um, zog die Kapuze ihres Parkas über den Kopf und rannte im strömenden Regen los.
    Lensi rief ihr etwas nach, aber Jane blieb nicht stehen.

10 Friede auf Erden
    Es war etwas Herbes an diesem Wetter. Der Regen schob sich in dunkelgrauen Stacheldrahtrollen die Black Mountains hinunter. Unaufhörlich, unbarmherzig, und er laugte einen aus.
    Merrily bremste hinter einem Traktor mit Hänger etwas ab. Inzwischen waren fünf Straßen gesperrt. Der Weg nach Hereford führte einen jetzt durch Weiler, deren Existenz man schon beinahe vergessen hatte, vorbei an überfluteten Feldern, deren Oberfläche an gespanntes Zellophan erinnerte. Gab es eigentlich so etwas wie eine Regenkrankheit?
    In sämtlichen Radioprogrammen wurde Flut-Berichterstattung gemacht, das war nützlich, wenn es um die neuesten Umleitungen ging, aber nicht der Grund, aus dem Merrily Radio hörte.

    Als Jane schließlich aufgetaucht war, hatte sie gesagt, sie hätte nach dem Fluss gesehen.
    Nur war sie dafür zu lange weg gewesen, aber Merrily fragte nicht nach, damit das Kind mit einer Scheibe Toast in der Hand losrennen und den Bus noch erwischen konnte. Merrily ging davon aus, dass Jane auf der Coleman’s Meadow gewesen war, um sicherzugehen, dass niemand heimlich über Nacht die Steine ausgegraben hatte.
    Als fühlte sie sich jetzt persönlich verantwortlich für Coleman’s Meadow, nachdem sie im neuen Jahrtausend die Erste gewesen war, der an der Wiese etwas Merkwürdiges aufgefallen war.
    War
Besessenheit
ein zu starker Ausdruck dafür? Lucy Devenish, Thomas Traherne, Alfred Watkins, Nick Drake … eine bleiche Versammlung Verstorbener, mit denen sich Jane –
    «Gott!»
    Der alte Volvo buckelte plötzlich gegen eine Wasserwand, als der Traktor mit dem Anhänger vor Merrily in eine überflutete Senke tauchte. Merrily kämpfte verzweifelt darum,

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