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Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Titel: Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Obstgarten, wenn Sie durch den durchgehen, kommen Sie an das Gatter zu …»
    «Coleman’s Meadow, ich weiß. Auf dem Weg bin ich hergekommen.»
    Jane starrte sie schweigend an.
    «Ich wohne dort in der Nähe», sagte Lensi. «Schon fast sieben Wochen, jedenfalls zeitweise. Wir bauen eine Scheune um.»
    «Cole Barn?» Jane zog sich zwischen die Eichensäulen der alten, offenen Markthalle zurück. «Sie haben Cole Barn gekauft? Aber die ist …»
    Verdorben
hätte Gomer gesagt. Stand inzwischen schon einige Zeit zum Verkauf und war im Grunde richtig begehrenswert und so weiter, aber wer wollte teures Geld in ein Objekt stecken und womöglich darin wohnen, wenn daneben eine Siedlung mit Luxuseigenheimen gebaut wurde?
    «Vorerst haben wir es nur gemietet», sagte die Frau. «Wir sehen uns die ganze Gegend an, um festzustellen, ob es uns hier so gut gefällt, dass wir uns einkaufen sollten.»
    Uns einkaufen?
    «Und ich habe von all dem Wirbel um prähistorische Funde gelesen, also sehe ich mich jetzt ein bisschen für den
Independent
um, falls es noch mal zum Skandal kommt …» Lensi trat einen Schritt zurück und sah Jane direkt an. «Sie sind nicht zufällig Jane Watkins, oder?»
    Verdammt.
    «Ich habe die Zeitungsberichte gesehen. Da war auch ein Bild von der jungen Frau drin, die den Aufruhr angezettelt hat. Sie hat sich gegen das Bauprojekt gewendet, weil es auf einer Ley-Linie lag oder so. Das war, bevor die Steine entdeckt wurden.»
    Jane sagte nichts.
    «Sie
sind
es!», Lensi war begeistert. «Jane, wie lustig!»
    «Lustig?»
    «Sorry!» Lensi hob die Hände. «Ich weiß … es geht um eine ernste Sache. Klar. Stimmt es, dass Sie nicht das Geringste von den Steinen wussten, als Sie mit Ihrer Protestaktion angefangen haben?»
    «Zu der Zeit ahnte kein Mensch etwas davon. Und wenn Sie gestern Abend bei der Versammlung waren, wissen Sie das alles schon.»
    «Oh nein …
darüber
wurde nicht gesprochen. Es war ziemlich enttäuschend. Jane, hören Sie, ich wollte Sie nicht beleidigen. Ich wollte es nur genau wissen. Wie Sie das mit den Steinen herausgefunden haben – nur zur Information. Ich schreibe nicht mit oder so.»
    Jane seufzte. Eirion, der Journalist werden wollte, sagte immer, es wäre kontraproduktiv, nicht mit Presseleuten zu reden. Warum sollte man erwarten, dass sie das Richtige schrieben, wenn man es ihnen nicht sagte?
    «Und?»
    «Okay … Ich hab auf dem Cole Hill gestanden.»
    «Das ist der …»
    «Das ist der einzige Hügel hier, der diese Bezeichnung verdient. Es war an einem Sommerabend letztes Jahr, und ich hatte dieses … ich möchte es nicht Vision oder so nennen, es haben sich einfach nur ein paar Dinge zusammengefügt.»
    Wie sollte man das einer Fremden erklären? Wie konnte man die plötzliche Wahrnehmung beschreiben, die sie dort bei Sonnenuntergang gehabt hatte? Dass sie auf einmal diesen geraden alten Pfad gesehen hatte, der wie schimmerndes Quecksilber quer über die Weide führte und direkt auf den Kirchturm zulief – wie?
    Das perfekte Beispiel für eine
Ley
, wie sie vor beinahe einem Jahrhundert hier in der Gegend von Alfred Watkins aus Hereford entdeckt worden waren. Es war keine Verwandtschaft von Alfred Watkins mit Merrily und Jane bekannt, aber wer wusste das schon so genau? Jane spürte auf jeden Fall, dass Alfred Watkins hier bei ihr war, genau wie Lucy. Na ja, vielleicht nicht
genau
wie Lucy.
    «Leys sind … niemand weiß genau, was sie sind. Einfach gerade Wege von einer historischen Stätte zur anderen oder vielleicht Linien, die den Arterien der Erdenergie folgen. Oder Geisterpfade. Wo die Toten wandeln.»
    Lensi sagte nichts. Der Himmel spannte sich über ihnen grau wie die abgenutzte Bespannung einer Trommel.
    «Die Toten sind sehr wichtig», sagte Jane. «Für eine Gemeinschaft. Man braucht Kontinuität.»
    «Ach ja?»
    «Die Alten wussten das auf ihre Weise, heute ist uns das nicht mehr klar. Es ist wichtig für die Stabilität, für den Geist eines Ortes, die Ahnen um sich zu haben, sie auf seiner Seite zu haben. Und deshalb müssen wir diesen alten Pfad offen halten … der durch die Kirche führt, durch den Friedhof und den mittelalterlichen Obstgarten, dann an den Megalithen vorbei bis zur Spitze des Cole Hill, des heiligen Hügels.»
    «Warum ist er heilig?»
    «Er ist der Wächterhügel des Dorfes.
Cole
ist ein altes Wort für Gaukler oder Zauberer. Und Coleman’s Meadow liegt an seinem Fuß … Der
Coleman
… der Schamane. Wenn man also nach

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