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Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Titel: Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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«Wahrscheinlich morgen, wenn alles gutgeht.»
    «Und ich will den vollen Preis bezahlen.»
    «Al sagt, Sie zahlen den Preis, den er nennt. Er hat sich ziemlich über Laurence geärgert, weil er ihm nicht gesagt hat, was mit der Gitarre passiert ist.»
    «Lol gibt sich selbst die Schuld. Aber in Wahrheit bin
ich
schuld, weil sie auf Anordnung eines Mannes zerstört wurde, zu dem Lol meinetwegen gegangen ist.»
    «Es war eine
Gitarre
, Merrily, keine heilige Reliquie.»
    «Sally, für Lol ist eine Boswell-Gitarre so sehr eine heilige Reliquie, wie es etwas mit Stahlsaiten nur sein kann.»
    Sally lachte und sagte, das würde Al verstehen. Al stammte aus einer Roma-Sippe. Der lautenförmige Resonanzkörper seiner Gitarren bestand aus vielen unterschiedlichen Holzarten, von denen er die meisten in den Gehölzen und Waldschluchten des Frome Valley zusammensuchte, wohin die Roma früher zur Hopfenernte gekommen waren.
    Sally, die ihrerseits aus sehr altem englischem Adel stammte, sagte: «Ich habe vermutlich vergessen zu erwähnen, dass er endlich einen Lehrling aufgenommen hat. Inzwischen ist er sich seiner Sterblichkeit ein bisschen bewusster geworden und damit der Notwendigkeit, seine Kenntnisse weiterzugeben. Das bedeutet, dass jetzt mehr Instrumente hergestellt werden, und sei es nur, um dem Jungen ein vernünftiges Gehalt zu zahlen. Also sind die Boswell-Gitarren gar nicht mehr
so
selten und wertvoll.»
    «Wie wäre es, wenn ich am Wochenende vorbeikomme? Ist ein Scheck okay?»
    «Aber passen Sie auf, wegen der Überschwemmungen, ja, Merrily?»
    «Ist der Frome über die Ufer getreten?»
    «Noch nicht», sagte Sally, und in diesem Moment begann das Bürotelefon zu klingeln. «Jedenfalls nicht hier, aber Al hat erzählt, dass er die Schlangen den Berg hat raufkriechen sehen.»
    «Wie bitte?»
    «Hunderte. Al sagt, das ist ein altbekanntes Vorzeichen. Schnecken sind anscheinend auch raufgekrochen. Die Tiere suchen sich höher gelegenen Grund.»
    «Unglaublich. Hören Sie, Sally, ich muss Schluss machen, ich bin im Büro, und das Telefon klingelt.»
    Merrily nahm den Hörer ab.
    «Merrily?»
    «Sophie?»
    «Ich habe überlegt, ob Sie mich vielleicht begleiten könnten.»
    «Jetzt? Wohin?»
    «Wir können uns an der Ecke Castle und Quay Street treffen. Sie brauchen zu Fuß keine drei Minuten dorthin.»
    «Ich sollte erst das Auto holen, Sophie. Sonst werde ich vermutlich abkassiert, weil ich in der King Street im Halteverbot stehe. Was ist passiert?»
    «Also treffen wir uns in
zehn
Minuten.»
    «Ist etwas passiert?»
    Eine Uhr tickte bei Sophie im Hintergrund. Eine große, alte Uhr.
    «Sophie?»
    «Sie haben es vielleicht noch nicht gehört, aber es gab in der Stadt einen besonders grauenvollen Mord. Zumindest …»
    «Das habe ich im Radio gehört. Sie meinen die Sache mit dem … enthaupteten Opfer?»
    Merrily stand auf und sah aus dem Fenster. Die Broad Street unter ihr sah aus wie ein Sepia-Foto, alle Farben schienen sich im Regen aufgelöst zu haben, und der Park war menschenleer.
    «Ich bin bei der Witwe», sagte Sophie.

12 Atavismus
    Sophie wartete in der Castle Street unter ihrem rosa und gelb gemusterten Schirm. Der Anblick wirkte surreal, wie in einem schlechten Traum, in dem man irgendwie wusste, dass Rosa und Gelb die Farben für böse Vorahnungen und Tod waren.
    «Hier weiß noch niemand davon», sagte Sophie. «Wenn es bekannt wird, ist die Hölle los.»
    Ihr Gesicht wirkte sehr schmal und angespannt. Sie waren allein auf dieser Straße im mittelalterlichen Herzen von Hereford. Es gab in diesem Viertel keine Läden, keine öffentlichen Gebäude, nur Cottages mit Holzgiebeln und dreistöckige Wohnhäuser aus georgianischer Zeit. Es war ganz still, bis auf den prasselnden Regen und das Raunen von altem Geld oder was noch davon übrig war.
    Merrily hatte einen Parkplatz in der Nähe des Fußweges zum Schlosspark gefunden. Von dem Schloss war kein einziger Stein mehr übrig, höchstens vereinzelt in den Fundamenten dieser stolzen, gediegenen Privathäuser, von denen eines Sophie und ihrem Mann gehörte und ein anderes …
    «Wie heißt sie?»
    «Helen», sagte Sophie. «Ayling. Wir kennen uns schon recht lange.»
    «Diesen Namen habe ich schon einmal gehört, oder? … Ayling.»
    «Ganz bestimmt.»
    Aber ihr fiel nicht ein, in welchem Zusammenhang. Merrily fühlte sich unwohl in ihrer feuchten Beerdigungskluft.
    «Sie hatte ihn nicht als vermisst gemeldet», sagte Sophie. «Hatte ihn seit über

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