Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)
an?»
«Morgen ist offizieller Beginn.»
«Also ist Bill Blore …»
«Er ist hier. Sag jetzt nicht Wow.
Bitte
, sag nicht Wow.»
«Ist er in Ledwardine?»
«Er war schon ein paarmal dort, um geophysikalische Messungen zu machen, weil er sicher sein wollte, dass wir uns nicht täuschen und dort bloß alte Straßenlampen-Betonsockel oder so liegen. Willst du … ihn kennenlernen?»
«Ich?» Jane setzte die Füße auf den Boden. «Du machst Witze, oder?»
«Eigentlich», sagte Coops, «ist es so, dass er dich kennenlernen will.»
«Hör auf, mir Scheiß zu erzählen. Dafür bin ich nicht in der Stimmung.»
«Nein, ehrlich. Er trifft sich mit allen, die von Anfang an mit Coleman’s Meadow zu tun hatten. Und du
warst
ja der Anfang. Wann kommt dein Schulbus hier an? Halb vier? Da müsste es noch hell sein. Also, willst du zur Coleman’s Meadow kommen, wenn du zurück bist?»
«Wow, du meinst das wirklich ernst.»
«Ich rate dir nur, Jane», sagte Coops, «lass dich nicht von deiner Begeisterung mitreißen. Egal, was er dir erzählt, lass dich nicht zu sehr mitreißen.»
«Du kennst mich doch, Coops. Mein Name ist Jane Cool Watkins.»
An einem guten Tag hätte Merrily die Kirche mit einer neuen Perspektive verlassen, oder ihr wäre eine Möglichkeit eingefallen, die sie bisher übersehen hatte.
Wenigstens wäre ihr dann nicht schlecht gewesen vor lauter Angst.
Als sie in Janes roten Gummistiefeln unter dem tropfenden Friedhofstor hindurchging, schien es ihr, als würde sich Ledwardine von ihr zurückziehen. Alle Farben waren weggewaschen, und trübes Licht sickerte aus den Schaufenstern.
Als sie zum Gemischtwarenladen hinüberging, sah sie ein blassorangefarbenes Plakat in einem der Sprossenfenster des Pubs am Rand des Marktplatzes.
Weihnachtsabend im
Black Swan
Ledwardines LOL ROBINSON
The Baker’s Lament
in concert
21 : 00
Alle sind herzlich willkommen!
Wirklich, Barry hatte keine Zeit verschwendet. Alle sind herzlich willkommen. Würde das funktionieren? Merrily hörte beinahe schon die Hintergrundgeräusche aus der Bar, redende und lachende Leute, während sich Lol über seine Gitarre beugte und seine Hommage an Lucy Devenish murmelte, die der größte Teil der Gäste des
Black Swan
entweder nie gekannt oder für vollkommen übergeschnappt gehalten hatte.
Sie kaufte bei Brenda Prosser eine Schachtel Pralinen für Sarah Clee.
«Die müssen doch verrückt sein.» Brenda setzte anscheinend einfach ein Gespräch fort, das sie mit einem Kunden geführt hatte, der vor Merrily im Laden war. «Sagen Sie mal, Merrily, ich will ja nicht neugierig sein – aber bekommen Sie das eigentlich alles erstattet? Ich meine, die Blumen und das Obst und die Pralinen, die Sie immer für die kranken Gemeindemitglieder kaufen?»
«Na ja … nein. Wer muss verrückt sein?»
«Diese Archäologen. Sind heute Morgen in ihren Land Rovern hier aufgetaucht. Mitsamt einem Fernsehteam – wie heißt diese Sendung noch mal?»
«
Trench One
? Die sind angekommen? Das wusste ich nicht.»
«Haben sogar einen Riesenkran. Wir hatten keine Ahnung, dass das alles ins Fernsehen kommt. Man fragt sich ja, was sie bei diesem Wetter überhaupt für Aufnahmen machen können.»
«Ich glaube, das gefällt ihnen sogar», sagte Merrily. «Macht im Fernsehen viel mehr her, wenn sie gegen die Elemente kämpfen und im Schlamm rumwaten. Da sieht Archäologie doch gleich aus wie ein Krieg im Schützengraben.»
«Ohne mich», Brenda überlief ein Schauer. «Sämtliche Bauern haben ihre Schafe mindestens eine halbe Meile vom Fluss weggebracht, wussten Sie das?»
«Das wundert mich nicht.»
«Richten Sie Sarah einen schönen Gruß von mir aus, ja?», sagte Brenda.
Wie sich herausstellte, war das unmöglich. Der Regen hatte nachgelassen, als Merrily bei dem Cottage in der Blackberry Lane ankam. Sarahs Mann Brian Clee, ein pensionierter Postbeamter, hatte die Haustür schon geöffnet, als Merrily noch auf dem Weg durch den Vorgarten war.
«Es tut mir leid, Merrily, ich hätte Sie anrufen sollen.» Er wirkte erschöpft. «Sie ist erst heute Morgen ins Krankenhaus gekommen. Es wurde schon wieder eine Station geschlossen, wegen dieser multiresistenten Keime. Alle Hüft- OP s wurden verschoben.»
«Bleibt sie dann über Weihnachten im Krankenhaus?»
Merrily blieb auf einen Tee bei Brian und hörte sich sein Lamento über die unmöglichen Zustände im Krankenhaus an.
«Es wird ihr bald wieder gutgehen, Brian. Wir beten für sie.»
«Danke,
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