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Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Titel: Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Devenish», sagte Lol. «Offenbar ist es das einzige Foto, das es von ihr gibt. Und sie wollte die Aufnahme anscheinend nicht, deshalb ist es so unscharf.»
    «Ah. Das ist also Lucy. Diese Verschwommenheit lässt sie ein bisschen … unirdisch aussehen, oder?»
    «Meistens war sie allerdings ziemlich erdverbunden, das kann ich dir versichern. Ich höre sie noch, wie sie zu mir gesagt hat, nachdem Alison mich verlassen hatte und ich am Boden zerstört und auch ein bisschen verwirrt war» – Lol ahmte Lucys Stimme nach – «
Du bist wirklich ein total kranker und verdrehter Mensch, oder, Laurence?
Sie hat nie ein Blatt vor den Mund genommen.»
    Eirion lachte.
    «Dann hat sie mir Thomas Traherne zu lesen gegeben, damit ich wieder in Ordnung komme.
Du musst lernen, dich zu öffnen, Laurence. Geh mit einem Lächeln durchs Dorf. Das hat Traherne getan. Er hat das Glück gefunden.
»
    «Hat es funktioniert?»
    «Irgendwann schon.» Lol öffnete zwei Flaschen Cider. «Das und ein paar andere Sachen. Ich tue jetzt immer so, als wäre ich wieder in Ordnung.»
    «Das war ihr Haus, oder?»
    «Ist es immer noch. Lucys Haus, meine Hypothek.»
    «Jane spricht mit ihr», sagte Eirion. «An ihrem Grab. Glaubst du, das ist normal?»
    «Ich fand schon immer, dass Gräber für die Lebenden da sind, nicht für die Toten. Lucys Grab … Jane glaubt, es liegt auf einer Energielinie. Einem Pfad der Geister.»
    «Ja, das ist typisch Jane, oder?»
    «Wenn es ihr hilft.»
    «Was ist mit diesem Haus?»
    «Wer weiß? Ich weiß nur, dass die letzten Leute hier ziemlich schnell wieder ausgezogen sind, weil sie gedacht haben, es spukt.»
    «Und du?»
    «Nichts.»
    «Vielleicht freut sich Miss Devenish, dass du hier bist.» Eirion trank einen Schluck Cider. «Oje, hör mich bloß mal an. Ich bin noch keine halbe Stunde hier, und schon rede ich wie Jane.»
    «Aber mir ist klar, dass sie sofort mit ihrer Hakennase und ihren Adleraugen und dem flatternden Poncho erscheint, wenn ich nachgebe.»
    «Jetzt mal halblang, Lol.» Erion stellte schaudernd die Flasche ab. «Wie meinst du das, wenn du nachgibst?»
    «Oder sie erlaubt mir, hier zu sein, weil sie ein bestimmtes Ziel verfolgt.» Lol setzte sich auf den Stuhl am Schreibtisch. «Auf jeden Fall habe ich ein paar Songs geschrieben.»
    Er erzählte Eirion vom Weihnachtskonzert im
Black Swan
und den Songs, die jeweils einen Teil dessen illustrieren sollten, was Lucy das Gestirn von Ledwardine genannt hatte.
    «Traherne … Wil Williams, der Pfarrer aus dem 17 . Jahrhundert, der wegen Hexerei angeklagt wurde … Alfred Watkins, der die Leys entdeckt hat … sein Freund Edward Elgar, der Komponist, der die Landschaft in Musik verwandelte … und Lucy, die sie alle miteinander verbunden hat.»
    «Wie viele Songs sind es?»
    «Fünf bis jetzt, und drei sind noch in Arbeit. Und ich bearbeite eine Version von Nick Drakes ‹Fruit Tree›, das schien mir gut zu passen. Apfelbäume … Wandel und Verfall. Sterblichkeit.»
    «Das reicht beinahe für ein ganzes Album. Hey …» Eirions Blick wurde lebhaft. «Ist das womöglich das zweite Soloalbum? Der Nachfolger von
Alien

    «Kann sein. Wenn ich es schaffe, will ich kein Alien mehr sein.»
    «Also bist du gelandet oder so was?»
    Lol zuckte unsicher mit den Schultern.
    «Klingt ein bisschen schwülstig, oder? Und was die erste Aufführung der Songs im
Black Swan
an Weihnachten angeht …»
    «Quatsch!» Eirion schlug einen klangvollen Septakkord an. «Das Herz des Dorfes. Das könnte gar nicht besser sein, Mann. Das war vorherbestimmt.»
    «Das könnte man wirklich beinahe glauben», sagte Lol. «Als ich heute Morgen runterkam, hat ein Band mit ausgewählten Schriften und Gedichten von Traherne auf dem Schreibtisch gelegen. Es war das Buch, das ich von Lucy bekommen hatte. Es lag einfach da. Ich kann mich nicht erinnern, es aus dem Regal geholt zu haben. Ich habe es genommen, und es klappte an folgender Stelle auf:
Niemals wirst du wahrhaftig Freude an der Welt finden, wenn du nicht die Meere selbst durch deine Adern fließen lässt, dich nicht in die Wolken des Himmels kleidest …
»
    «… und dich mit Sternen bekränzt.»
Eirion wirkte leicht verlegen. «Jane hat das immer …»
    Zitiert, wenn sie miteinander ins Bett gingen, dachte Lol. Typisch Jane.
    «Jedenfalls», sagte er, «hört dir kein Mensch zu, wenn du bloß der Typ mit der Gitarre bist, der irgendwo in der Ecke hockt. Mir ist klargeworden, dass ich die Zugezogenen auch dabeihaben will. Ich

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