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Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Titel: Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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mehr. Ich hab ungefähr sechsmal versucht, Jane zu erreichen. Wozu hat man ein Handy, wenn man es ständig ausschaltet? Deshalb habe ich bei Mrs. Watkins angerufen, um sicherzugehen, dass alles in Ordnung ist.»
    Lol spürte Eirions Nervosität vor dem Wiedersehen mit Jane, mehr als drei Monate nachdem sich ihre Wege getrennt hatten.
    Im Dachbodenapartment brannte noch Licht. Weil er es nicht besser wusste, hatte Lol Eirion am Telefon gesagt, Jane wäre noch auf Coleman’s Meadow, müsste aber jeden Augenblick zurück sein. Als er aufgelegt hatte, war Merrily kurz heruntergekommen. Jane war oben. Jane war total durcheinander. Sie mussten wieder zu ihr hoch.
    «Und?», sagte Eirion. «Wie geht’s, Mann? Du siehst gut aus. Nur ein bisschen müde, vielleicht.»
    «Lange Nächte.»
    «Arbeitest du, oder was?»
    «Und die Zeit wird knapp.» Lol nahm eine von Eirions Taschen. Er konnte ja mit ihm in den Salon gehen und ihm etwas zu trinken geben.
    «Wie ist es gelaufen, Lol? Ich konnte es nicht glauben, als Jane es mir erzählt hat. Wann senden sie es?»
    «Wann sie es senden? Oh, das. An Weihnachten.»
    «Am besten stellen sie hier auf dem Marktplatz eine Riesenleinwand auf.» Eirion warf einen Blick über die Schulter. «Dort, neben dem Weihnachtsbaum.»
    «Eirion, es ist nur ein
einziger
Song. Kann sogar sein, dass sie ihn rausschneiden.»
    «Auf keinen Fall.» Eirion rieb sich die Hände. «Egal, ich bin froh, dass ich dich zuerst sehe. Ich habe ein paar Geschenke im Auto. Nichts Besonderes, aber könnte ich die vielleicht bei dir zu Hause lassen?»
    Lol sah zum Pfarrhaus hinauf. Das Licht im Dachbodenapartment war ausgegangen. «Kein Problem», sagte er. «Weißt du was? Wir bringen sie gleich hin.»

    Im Spülküchenbüro hatte Merrily ausnahmsweise den dritten Glühstab an dem Elektroofen angeschaltet. Sie zündete sich eine Zigarette an und ging mit ihrem Teebecher zu dem Fenster, das auf den nasskalten Dezembergarten hinausging.
    «Hast du schon mal überlegt, hier wegzugehen?», fragte Jane.
    «Eigentlich nicht. Na ja, ein- oder zweimal. Und du?»
    Bestimmt nicht. In einer Million Jahren nicht.
    Jane, die mit ausdrucksloser Miene auf dem alten Sofa saß, antwortete nicht.
    «Ich habe heute Mittag Bill Blore im Radio gehört», sagte Merrily. «Sie haben ihn nach dem Mord an Clement Ayling gefragt.»
    Jane sagte nichts. Sie hatte sich das Gesicht gewaschen, bevor sie heruntergekommen war. Wieder und wieder hatte sie sich das Gesicht mit kaltem Wasser gewaschen.
    «Ich dachte, er hat dein Interview bestimmt verschoben. Oder hat er es ganz abgesagt?»
    Sie hatte den Gedanken gehabt, dass Lol wahrscheinlich leichter zu Jane durchdringen würde. Lol mit seinem sechsten Sinn für Kränkung und Verzweiflung. Aber als sie nach unten gegangen war, hatte ihr Lol gesagt, dass Eirion unterwegs war, weil er wegen der Überschwemmungen sicherheitshalber einen Tag früher kommen wollte. In diesem Haus passierte wirklich immer alles gleichzeitig. Sie hatte Jane nichts davon gesagt, als es klingelte, hatte nur bei ihr am Bett gesessen, während Janes Körpersprache schrie: Lass mich allein, und zwar
für immer
!
    «Er wollte nicht darüber reden», sagte Jane.
    «Sorry?»
    «Blore. Er wollte mit seiner Grabung weitermachen. Aber die Presseleute wollten natürlich über nichts anderes sprechen.»
    «Und da hat er schlechte Laune bekommen? Ich dachte, er vertröstet dich wahrscheinlich immer wieder und du hängst dort rum und frierst und lässt dich nassregnen, während die ganze Zeit nichts passiert.»
    «Schön wär’s.»
    «Spatz …» Merrily kniete sich vor das Sofa und nahm Janes linke Hand. «Nur weil Blore heute nicht mit dir sprechen wollte …» Sie sah, wie Jane ihre rechte Hand in ein Kissen krallte. «Es gibt bestimmt noch eine andere Gelegenheit. Er braucht dich doch für diese Sendung, wenn er …»
    Merrily hielt Janes Hand fest in ihren. Nein, es musste etwas Schlimmeres sein, als dass Blore Jane hingehalten hatte.
    «Du hast es nicht verstanden.» Jane packte Merrilys Hand, während ihr Tränen in die Augen stiegen. «Du hast nicht zugehört. Ich war dumm.
Unglaublich
dumm.»

    Eirion hatte die Takamine auf den Knien. Er spielte ein paar Akkorde von Sufjan Stevens ‹Chicago›. Er hatte sehr viel dazugelernt. Er ließ den Blick durchs Zimmer schweifen, dann sagte er: «Du hast das Haus ganz toll hergerichtet, Lol. Ist das deine Mutter?» Er nickte in Richtung eines Fotos über dem Kamin.
    «Das ist Lucy

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