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Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Titel: Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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sagte im Fernsehen ziemlich häufig verdammt. Und der Student wurde rot.
Tut mir leid, Bill.
    Und Bill Blore hatte gesagt:
Das sollte es auch, George.
Und dann, mit einem ganz leichten Zucken der Mundwinkel, hatte er gesagt:
Haben Sie denn noch nie von der Universität von Mittelerde gehört?
    Ungefähr eine halbe Sekunde herrschte Schweigen … dann explodierte alles in Gelächter, so laut, dass vermutlich die Tonaufnahme verzerrt wurde.
    Alle, einschließlich Bill Blore, gingen buchstäblich auf Abstand zu ihr. Jane stand ganz allein in der Mitte. Eingekreist von diesem Gelächter. Das seitdem wie ein quälender Tinnitus in ihren Ohren nachklang.
    «Dieses Schwein», sagte Eirion.
    «Und weißt du, was das Schlimmste von allem war? … Ich habe auch gelacht.»
    Gelacht vor lauter Verzweiflung, während ihr die Tränen in die Augen stiegen, genau wie jetzt.
    Und nicht einmal damit war es zu Ende gewesen. Bill Blore, immer noch vor der Kamera, hatte seinen Studenten eine Kurzvorlesung darüber gehalten, wie gefährlich es für ihren Berufsstand war, wenn man zuließ, dass Modetrends und das Gefasel naiver New-Age-Spinner die Kernkompetenzen der Archäologie unterminierten.
    Das Letzte, was die Archäologie brauchen konnte, hatte Bill Blore gesagt – und Jane einen Blick voll kalter
Zuneigung
zugeworfen –, war ein Gefolge von Spinnern … ganz egal, wie sexy.
    Merk dir das.
    Und die ganze Zeit war die andere Kamera auf Jane gerichtet geblieben, wie das Auge des Bösen, und sie hatte sich nirgends verkriechen können.
    Als es vorbei war und die Kameras nicht mehr liefen, schien Bill Blore mit einem Mal unglaublich entspannt. Er machte lockere Bemerkungen, lächelte. Und schließlich schlenderte er zu Jane, sah wohlwollend auf sie herab und drückte ihren Arm mit den Worten:
Gut gemacht, Mädel.
    Dann hatte er ihr noch einmal auf die Schulter geklopft und war weggegangen, sein Gefolge ihm auf den Fersen.
    Geile Sequenz, Bill
, hatte ihm der Aufnahmeleiter zugemurmelt, aber Jane hatte es trotzdem gehört.
Und alles bei einer Aufnahme im Kasten.

    Jane folgte dem Strahl ihrer Taschenlampe in den Obstgarten. Immer noch lagen ein paar frostgeschädigte Äpfel als Winterfutter für die Amseln herum.
    «Mädel?», rief Eirion hinter ihr her. «Der Kerl hat dich
Mädel
genannt?»
    Coops hatte natürlich Mitleid mit ihr gehabt. Er sagte, Blore wäre sowieso ein Scheißtyp, das wüsste jeder, und wenn man Scheiß erlebte, verbuchte man das auf dem Erfahrungskonto und vergaß es möglichst schnell. Aber eins hatte Coops noch gar nicht realisiert, und Jane hatte es ihm auch nicht gesagt, aber jetzt versuchte sie, es Eirion zu erklären.
    «Das kommt im Fernsehen, oder?»
    «Na ja … also,
Trench One
», Eirion druckste herum, versuchte es besser zu machen. «
So
viele Zuschauer haben die jetzt auch wieder nicht.»
    Nicht mal er war bisher darauf gekommen.
    «Aber da gucken in jedem Fall», Janes Stimme klang gepresst, «Archäologen zu. Und garantiert auch Archäologieprofessoren. Und wo arbeiten die? An Universitäten.»
    «Oh», sagte Eirion.
    «Und werden sie das naive, weltfremde, verrückte
Mädel
vergessen, das entgegen aller Wahrscheinlichkeit einfach Glück gehabt hat?»
    «Wahrscheinlich haben sie einfach nur … Mitleid mit dir», sagte Eirion.
    «Ja, genau, du sagst es, Irene. Sie werden Mitleid mit mir haben.» Jane trat gegen einen morschen Baumstumpf. «Sie werden mich
verachten
. Für immer. Ich bin mit der Archäologie durch, bevor ich überhaupt angefangen habe.»

Sonntag
    Der Atheist ist ein unglaubliches Wunder
    in dieser Welt, ein wandelnder Leichnam
    im Land der Lebenden …
    Thomas Traherne
    Das vierte Jahrhundert

34 Eine Möglichkeit zum Auftanken
    Vor Weihnachten schien die Zeit schneller zu vergehen als sonst. Es war noch nicht ganz hell, aber schon herrschte auf dem geheimen Schleichweg dichter Verkehr.
    Bliss erinnerte sich noch, wie all das hier grüne Felder gewesen waren, aber gutes, flaches Land blieb nirgends lange einfach bloß der grüne Gürtel um eine Stadt. Überall schossen Neubausiedlungen wie Pilze aus dem Boden.
    Hier standen exklusivere Häuser etwas von der Straße zurückgesetzt, aber noch so dicht beieinander, dass sich je zwei Hausbesitzer eine Zufahrt teilten. Bliss und der Fahrer des Mannschaftswagens parkten um die Ecke.
    Als sie die Zufahrt hinaufgingen, wurde im Treppenhaus das Licht angeschaltet.
    Razzia im Morgengrauen. Polizisten mit Helmmasken, splitternde

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