Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)
das?«
»Bitte, setz dich doch! Ich mag es nicht, wenn du stehen bleibst.«
»Du erlaubst mir, mich zu setzen?« Sethemhats Augen funkelten belustigt.
Thea nickte. »Ich bin ein höflicher Mensch.«
»Wie gut, dass du mich darauf hinweist, sonst hätte ich es nicht bemerkt.« Er setzte sich auf den zweiten Stuhl ihr gegenüber.
»Nachdem du doch sonst alles so bemerkenswert findest, nicht wahr?«
»Gehört es in deiner Heimat zu den guten Sitten, hinter verbotene Türen zu spähen und jene niederzuschlagen, die dich vor Gefahren bewahren wollen?«
Aha, der Bursche hatte geplaudert! »Er hat mich angefasst. Das mag ich nicht.«
»Angefasst?«
»So!« Thea beugte sich vor und stieß Sethemhat den Zeigefinger gegen das Brustbein. Immerhin trug er nicht mehr diesen lächerlichen goldenen Mistkäfer. »Beim ersten Mal habe ich ihn noch gewarnt. Beim zweiten Mal bekam er die passende Antwort.«
Noch während sie sprach, beobachtete sie sein Mienenspiel. Da war es wieder, dieses leicht spöttische Lächeln, das seine Augen beherrschte, während sein Mund ernst blieb. Ganz so, als messe er sich zur Abwechslung gern mit einer Frau, die ihn nicht demütig anhimmelte.
»Dann muss ich dir am Ende gar dankbar sein, dass du ihn nicht wie diesen feigen Schakal in der Wüste aufgespießt hast, von dem du immer so stolz sprachst.«
»Mein Schwert hebe ich mir für echte Schurken auf.«
»Du bist wirklich …«
»Bemerkenswert?«, fiel sie ihm lächelnd ins Wort.
»So ist es.« Er erwiderte ihr Lächeln. »Ich bin schon einigen Frauen begegnet, aber so eine wie dich habe ich noch nie getroffen.«
»Das liegt wohl daran, dass du in einer abgeschlossenen Welt lebst.«
»Nein, daran liegt es gewiss nicht. Ich kenne die Wüste und die großen Städte. Ich weiß, welchen Religionen die Menschen anhängen, und beherrsche die Kunst, mich anzupassen und unerkannt in den Straßen zu bewegen. Für die Welt dort draußen bin ich Tariq, der Scheik der Sethi. Ein gläubiger Muslim. Aber ich kann dir auch einen frommen Juden oder gottesfürchtigen Christen vorspielen, wenn es sein muss.« Er musterte sie, als erwarte er, sie mit dieser Eröffnung in Verwirrung zu stürzen.
»Dann bist du wohl sehr gewitzt.«
»Und du, schöne Thea?« Er bedachte sie mit einem tiefen Blick. Seine Augen waren etwas dunkler als die von Philip, aber sie hatten den gleichen warmen Braunton, der an uralten Bernstein erinnerte.
»Was glaubst du wohl, schöner Mann?« Noch während sie die Worte aussprach, fühlte sie, wie die alte Bitterkeit von ihr Besitz zu ergreifen drohte. So hatte sie Philip immer genannt. Damals, als er noch ihr Geliebter war.
Sethemhat bemerkte die kurze Unsicherheit nicht.
»Auf jeden Fall bist du sehr direkt.«
»Und das findest du bestimmt bemerkenswert, nicht wahr?« Sie lächelte ihn an.
Er lachte. »Du bist wirklich frech.«
»Du könntest mich in der Wüste aussetzen, wenn ich dir zu frech bin.«
Kaum hatte sie den Satz ausgesprochen, da verschwand die Leichtigkeit aus Sethemhats Zügen.
»Das Gesetz von Djeseru-Sutech verbietet es einem Fremden, der diese Stadt einmal betreten hat, sie jemals wieder lebend zu verlassen.«
»Warum? Befürchtest du, wir könnten das Geheimnis verraten?«
»So ist es.«
»Aber Philip und Lena kannten es längst und haben es bewahrt. Warum willst du uns also festhalten?«
Sethemhat erhob sich. »Meine Vorfahren hüteten und verteidigten diese Stadt, indem sie die Gesetze bewahrten. Nirgendwo sonst auf der Welt wird noch der alten Götter gedacht. Nirgendwo sonst auf der Welt wird das alte Wissen gehütet. Ein Wissen, das auch deinem Freund Philip das Leben retten wird, wenn sein Körper stark genug ist. Wenn die Welt jedoch von Djeseru-Sutech erfährt – glaubst du, wir könnten die Stadt noch länger verteidigen? Unser wirksamster Schutz ist das Vergessen der Menschen. Niemand darf erfahren, dass es uns gibt, und wer den Namen Djeseru-Sutech nennt, soll nur an einen Mythos glauben. Diesem Erbe haben sich alle Herrscher von Djeseru-Sutech verschrieben.«
»Und unserem Schwur würdest du nicht trauen?«
»Worte sind wertlos. Nur Taten zählen. Hätten wir uns damit begnügt, Worten zu glauben, hätten uns der Sturm der Christenheit und das Schwert des Islam längst zu Staub zermahlen.«
»Dann verrat mir nur eines: Warum versuchst du, Philips Leben um den Preis der Freiheit von uns allen zu retten? Warum hast du uns in der Wüste nicht unserem Schicksal
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