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Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)

Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)

Titel: Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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erinnerte sich an die biblischen Geschichten von wilden Völkern, die Jünglinge in Feueröfen opferten. Über die Ägypter erzählte die Bibel nichts dergleichen. Nur dass sie Götzen anbeteten und Magie anwandten. Doch war es einer gottesfürchtigen Christin erlaubt, einen heidnischen Tempel zu erkunden, ohne dabei ihr Seelenheil aufs Spiel zu setzen? Ach was, dachte sie. Ich will ja keinem Götzen dienen, sondern nützliche Erfahrungen sammeln, damit wir sicher heimkehren können. Dieser Gedanke beruhigte sie, und so trat sie durch das geöffnete Tor in eine vermeintlich verbotene Welt.
    Die Tempelhalle wurde von hohen Säulen getragen. Selbst drei Männer, die Schulter auf Schulter gestanden hätten, wären nicht in die Nähe der oberen Kapitelle gelangt, die in Gestalt von Blüten gearbeitet waren. Dieses Bauwerk zum Ruhm eines Götzen stellte alle Kathedralen in den Schatten, die Lena jemals gesehen hatte. Die Säulen waren über und über mit ägyptischen Schriftzeichen bedeckt, von kundigen Steinmetzen in den hellen Sandstein getrieben und mit verschiedensten Farben ausgefüllt. Dazwischen standen mächtige Statuen, groß wie Riesen aus dem Märchen, lebensecht bemalt. Doch am beeindruckendsten fand sie die große goldene Figur am Ende der Halle. Ein Mensch mit dem Kopf eines Wesens, das auf den ersten Blick einem Hund ähnelte. Allerdings sahen die Ohren aus wie eckig abgeschnittene Eselsohren, und die Schnauze war so lang gezogen, dass Lena sie keinem bekannten Tier zuzuordnen wusste.
    Ob die Statue wohl aus massivem Gold bestand oder nur damit überzogen war? Selbst dann wäre sie von ungeheurem Wert gewesen, denn sie erreichte die Höhe von zwei Männern.
    »Sei willkommen!« Einer der kahl rasierten Männer trat aus dem Schatten der Säulen auf sie zu. »Du suchst den Rat des Seth?«, fragte er in flüssigem Arabisch.
    »Ich … ähm, ich war einfach nur neugierig«, antwortete Lena verlegen. Wie konnte dieser Mann glauben, ihr verlange nach dem Beistand eines heidnischen Gottes? Vermutlich weil das alle tun, mahnte sie sich im Stillen.
    »Du stammst von draußen. Du kennst die Geschichte des Seth nicht?«
    »Nein, ich kenne sie nicht.«
    »Willst du sie hören?«
    Lena nickte stumm.
    »Wir sind die Söhne des Seth«, begann der Priester. Er trug eine schlichte weiße Tunika, die ihm bis zu den Knien reichte. Über seiner Brust hing ein kostbares Pektoral, das kleine Abbild der großen goldenen Statue. »Denn Seth ist der Gott der Wüste. Manche nennen ihn auch den Gott des Zornes und des Chaos, aber hier ist er der Schutzherr unserer Welt. Nur ein zorniger Gott, der das Chaos beherrscht, konnte uns so lange vor den Augen der übrigen Welt verbergen.«
    »Und warum habt ihr euch aus der Welt zurückgezogen?«
    »Es begann schon vor Jahrhunderten. Als die Macht des alten Reiches langsam verfiel, wies Seth seine Kinder an, ihm in die Wüste zu folgen. Er wollte ihnen einen Platz zeigen, an dem sie dem Ursprung nahe waren, dem Quell des Urmeeres. Und so führte er die Ahnen an diesen Ort. Unter Seths weiser Führung entstand unsere Stadt, verborgen vor der Welt, lebendig inmitten der Wüste. Möchtest du die Stätten der Ahnen sehen?«
    »Die Stätten der Ahnen? Was meinst du damit?«
    »Komm!«, forderte der junge Priester sie auf. »Ich zeige sie dir.« Er schritt weiter in den Tempel hinein, bis zu einer Treppe, die nach unten führte.
    Auf einmal fand Lena es befremdlich, nicht einmal den Namen ihres Begleiters zu kennen. »Wie heißt du?«, fragte sie ihn deshalb.
    »Cheribakef«, antwortete er. »Ich bin – hinter dem weisen Hohepriester Tenem – der zweite Priester des Seth.« Er wies auf einen Mann, deutlich älter, der in einer anderen Ecke des Tempels geheimnisvolle Riten vollzog, indem er sich in regelmäßigen Abständen vor einem Schrein verbeugte. Gern hätte Lena Cheribakef gefragt, was der Hohepriester dort tat, aber der junge Priester griff unbeirrt nach einer Fackel und entzündete sie. »Das Haus des Seth schützt die Welt der Lebenden ebenso wie die Welt der Toten«, erklärte er.
    Lena fühlte sich unbehaglich, während sie dem Priester folgte, denn die Stufen führten so tief hinab, dass sie sich geradewegs dem Schlund der Hölle zu nähern schien. Doch Cheribakefs Seelenflamme war klar und rein, von ihm hatte sie nichts zu befürchten.
    Es dauerte lange, bis sie das Ende der Stufen erreichten. Cheribakef entzündete eine weitere Fackel und reichte sie Lena.
    »Sieh selbst! Dies ist

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