Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)
ansprach, hast du alles wieder zerstört.«
»Ich habe alles zerstört? Wie?« Thea spürte, wie sich ihre Hände zu Fäusten ballten. Wie konnte Philip so etwas behaupten?
»Weißt du noch, als ich dich fragte, ob du dir jemals ein anderes Leben gewünscht hättest? Du hast mich sofort von dir gestoßen. Jedes Mal, wenn ich ehrlich zu dir sein wollte, hast du mich mit einem Handstreich oder gar mit dem Schwert abgewehrt. Du musstest immer die Fäden in der Hand halten. Dir lag niemals etwas an mir selbst, sondern nur an dem Bild, das du dir von mir gemacht hattest.«
»Warum hast du nie den Mund aufgemacht? Sonst bist du doch auch um kein Wort verlegen!«, fuhr sie ihn an.
»Für mich bedeutet Liebe bedingungsloses Vertrauen. Vertrauen darauf, dass die verletzlichen Seiten des anderen kein Ziel von Angriffen werden. Bei dir wäre ich mir da niemals sicher gewesen. Erinnerst du dich an den Tag, als du nach einem Überfall zu mir kamst? Deine Kleidung war noch mit dem Blut der Opfer besudelt.«
Thea schwieg.
»An dem Tag bin ich dir heimlich gefolgt. Ich kannte bereits den Standort eures Lagers, ehe du mich später dorthin bringen ließest. Und dann beobachtete ich einen Vorfall, der mir jeden Zweifel nahm. Ich sah, wie du Alwin den Kopf abschlugst.«
»Er hatte es verdient!«, zischte Thea.
»Das mag sein«, antwortete Philip. »Aber es bewies mir, wie hart und unnachgiebig du jenen gegenüber bist, die nicht deinen Vorstellungen entsprechen. Der Zauber verflog. Ich wusste, dass ich niemals den Mut hätte, dir rückhaltlos zu vertrauen.«
»Hattest du etwa Angst, ich könnte dir den Kopf abschla-gen?«
»Nein«, gestand Philip. »Vor deinen Kampfkünsten habe ich mich nie gefürchtet. Mein Leben weiß ich zu verteidigen. Aber du hättest viel wirkungsvollere Waffen gegen mich in der Hand gehabt, wenn du damals schon gewusst hättest, weshalb ich wirklich nach Burg Birkenfeld gekommen war. Und du bist gnadenlos genug, diese Waffen auch zur Vernichtung einzusetzen. Das hast du sogar noch hier in Ägypten versucht – in der ersten Nacht auf der Reitbahn. Und damit meine ich nicht deinen gehässigen Tritt.«
»Warum hast du dich dann überhaupt mit mir belastet?«, stieß sie voller Bitternis hervor. »Warum hast du mich nicht einfach in Hamburg zurückgelassen? Und behaupte bloß nicht, das schlechte Gewissen hätte dich geplagt, weil du mich verraten hattest.«
Ein Lächeln huschte über Philips Gesicht. »Nein, nicht deshalb. Hast du dich eigentlich nie gefragt, warum ich dir gegenüber Schuldgefühle hatte?«
»Wegen deines Verrates.«
»Nein, sondern weil ich dich mag, Thea. Ich habe dich immer geschätzt, deine Stärke, deinen Humor. Aber ich habe auch einen Teil von dir gefürchtet. Den Teil, der mich hätte vernichten können. Aus diesem Grund habe ich dich verlassen.«
»Weil du mir nicht vertraut hast.« Thea senkte den Blick, die Hände immer noch zu Fäusten geballt.
»Ebenso wenig wie du mir«, gab er erstaunlich ruhig zurück. »Du willst immer die Herrschaft behalten, und wenn sie dir zu entgleiten droht, wirst du gefährlich. Sehr gefährlich. Zu gefährlich für mich.«
»Du hast also Angst.«
»Wenn du es so nennen willst … Das ist der Unterschied zwischen dir und Lena. Ihr gelang es, mir Worte zu entlocken, die ich niemals äußern wollte. Allein ihre Nähe flößte mir Vertrauen ein. Niemals zuvor fühlte ich mich in der Nähe eines Menschen so sicher und geborgen wie bei ihr. Für mich gab es nur eine Wahl.«
Thea erhob sich von ihrem Stuhl. »Ich danke dir für deine Offenheit«, sagte sie und schickte sich an zu gehen.
»Warte!«, rief Philip ihr nach. Sie verharrte und wandte sich zu ihm um.
»Was gibt es noch?«, fuhr sie ihn an und erschrak über ihre eigene Schroffheit. Doch er lächelte nur.
»Eines solltest du noch wissen. Ein Teil meines Herzens wird immer dir gehören. Zwar nicht jener Teil, der einer Ehefrau gebührt, aber der, den man seinen Freunden schenkt.«
In Theas Augen brannte es verdächtig. Nun hatte er es doch geschafft, sie aus der Fassung zu bringen. Hastig wandte sie sich um und verließ den Raum.
Während des ganzen restlichen Tages hielt sie sich vom Palast fern, wollte niemanden sehen. Philips Worte hatten sie tiefer getroffen als erwartet. Weil sie der Wahrheit entsprachen. Sie hätte versuchen können, diese Wahrheit zu leugnen, aber darüber war sie längst hinaus. Es hatte eine Zeit gegeben, da hatte sie all jenen mit dem Tod gedroht, die ihr
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