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Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)

Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)

Titel: Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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die Stadt unter der Stadt. Das Erbe der Ahnen und die Heimstatt ihrer Körper, damit ihnen das ewige Leben gewiss ist.«
    Der Fackelschein verlor sich in der Tiefe des Raumes. Nie zuvor hatte Lena solche Darstellungen gesehen. Die Wände waren ebenso kunstvoll bemalt wie im Tempel, doch sie erzählten andere Geschichten. Wieder Wesen mit Tierköpfen, eines davon besonders abschreckend. Es hatte den Kopf eines Krokodils, den Vorderleib eines Löwen und das Hinterteil eines Flusspferdes. Es hockte unter einer Waage, auf der ein Herz gegen eine Feder aufgewogen wurde. Dahinter stand ein schakalköpfiger Mann.
    Der Priester war Lenas Blick gefolgt.
    »Das Totengericht«, erläuterte er. »Nur wenn das Herz des Verstorbenen leichter ist als die Feder der Maat, findet er Einlass in die Ewigkeit. Aber auch dann braucht sein Ba noch die Verbindung zu seinem Körper.« Er schwang die Fackel herum, und Lena entdeckte die vielen geschmückten Sarkophage, die in abgetrennten Nischen standen.
    »Früher, in den alten Zeiten des Reiches, erbauten die Herrscher große Grabmäler, in denen ihre Körper für alle Ewigkeit ruhen sollten. Doch die Zeit der großen Monumente ist vorüber. Seit Djeseru-Sutech aus dem Gedächtnis der Menschen geschwunden ist, ruhen die Ahnen hier.«
    Lena stockte der Atem. Dabei hatte sie schon die Gruft in Philips Haus für groß gehalten. Dies war wahrlich eine Stadt unter der Stadt.
    »Warum zeigst du mir das alles?«
    »Du bist fremd hier. Du kamst in den Tempel des Seth, um Antworten zu finden. Der erhabene Sethemhat hat uns aufgetragen, eure Wünsche nach bestem Wissen zu erfüllen, damit ihr euch rascher heimisch fühlt.«
    Lena schluckte. Heimisch fühlen … Sie wollte alles tun, um den Rest ihres Lebens nicht hier zu verbringen.
    Cheribakef bemerkte nicht, was in ihr vorging. Unbeirrt fuhr er mit seinen Erklärungen fort. »Unsere Tempel bilden den Eingang zur Welt jenseits des Lebens. Nicht nur der Tempel des Seth. Wenn du dem Gewölbe weiter folgen würdest, kämst du zum Heiligtum der Isis und der Nephthys. Und noch weiter bis zum Urmeer.«
    »Hier ruhen also die Gebeine längst verstorbener Könige.« Lena trat näher an die Grabnischen heran. Obwohl es ein heidnischer Bestattungsplatz war, zeugten die Gräber von großer Liebe zu den Vorfahren. Lena beschloss, diese Menschen so unvoreingenommen wie möglich zu betrachten. Schließlich war es nicht ihre Schuld, dass niemand sie bislang mit Gottes wahrer Liebe und Güte vertraut gemacht hatte.
    »Nicht nur ihre Gebeine, sondern auch ihre unversehrten Leiber«, antwortete der Priester.
    »Ihre unversehrten Leiber?« Lena hob die Brauen. Was war das wieder für ein seltsamer Aberglaube?
    Cheribakef nickte. »Unsere Totenpriester beherrschen die Kunst, das Fleisch unvergänglich zu machen.«
    »Nur Gott hat die Macht, so etwas zu tun«, entfuhr es Lena.
    Der junge Priester lächelte. »Es war ein Gott, der es uns lehrte. Anubis, der Wächter des Totenreiches. Die Priester des Anubis beherrschen diese Kunst bis heute. Wenn du mehr darüber erfahren willst, besuch sie in ihrem Tempel.«
    Wie kam er darauf, dass sie einen solchen Wunsch hegen sollte? Umso dankbarer war sie, als Cheribakef sich anschickte, die unterirdische Welt der Toten zu verlassen.
    Als sie wieder im Tempel des Seth standen, hörten sie laute Stimmen. Zornige Stimmen, die sich in einer fremden Sprache anschrien. Cheribakef nahm Lena die Fackel aus der Hand. »Es ist wohl besser, du gehst.« Er warf einen unsicheren Blick in die Richtung, aus der die Stimmen kamen. Lena nickte und war schon auf dem Weg zum Ausgang, als sie die Streitenden erkannte. Sethemhat und der Hohepriester Tenem, der sich zuvor noch seinen rituellen Verbeugungen hingegeben hatte. War das wirklich der gleiche Mann, der Sethemhat bei ihrer Ankunft in Djeseru-Sutech so ehrerbietig begrüßt hatte? Wo war seine Ehrfurcht geblieben?
    »Bitte geh!« Erst als sie Cheribakefs Worte hörte, wurde ihr bewusst, dass sie stehen geblieben war und die beiden Männer anstarrte.
    »Verzeih«, sagte sie und hastete aus dem Tempel.
    »Eine Welt der Toten unterhalb der Tempel?« Philip hatte ihr aufmerksam zugehört. Er war immer noch schwach und mochte sich kaum bewegen, weil ihm jede Regung unerträgliche Schmerzen bereitete. Da halfen auch die lindernden Tränke nicht, die Horeb ihm verabreichte. Aber sein Geist war wieder wach und begierig nach Neuigkeiten. Und so war seine Krankenstube zu einem Treffpunkt für die

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