Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)
hatte mich gewarnt.«
»Tenem?«
»Der Hohepriester des Seth, mein Vetter. Es gibt eine alte Prophezeiung, derzufolge ein Herrscher nur eine Frau zum Weib nehmen darf, die von den Göttern erwählt wurde. Ich habe mich darüber hinweggesetzt und Iras trotzdem zur Gattin genommen. Sie starb kurz vor der Geburt unseres ersten Kindes.«
»Woran?«
Sethemhat hob die Schultern. »Man fand sie tot in ihren Gemächern.« Er atmete tief durch. »Danach schenkte ich mein Herz noch einmal einer Frau. Meharit. Sie war wie ein Sonnenstrahl. Doch auch sie starb vor der Geburt ihres ersten Kindes.«
»Lass mich raten: Man fand auch sie leblos in ihren Gemächern, und niemand wusste, woran sie gestorben war.«
»Woher weißt du das?«
»Wer hat einen Vorteil davon, dass du keine Nachkommen hast?«, fragte Thea, statt ihm zu antworten.
»Niemand.«
»Niemand?« Thea hob die Brauen. »Du hast also keine Verwandten, denen der Thron sonst zufallen würde? Hast du nicht gerade erwähnt, dass Tenem dein Vetter ist?«
»Er ist der Hohepriester des Seth.«
»Ist er deshalb von der Thronfolge ausgeschlossen?«
»Du sprichst eine ungeheuerliche Verdächtigung aus.«
»Ich spreche gar nichts aus. Du hast das gesagt.« Thea löste sich aus Sethemhats Armen und schwamm zum Steg. Dort stieg sie aus dem Wasser und setzte sich auf die oberste Stufe.
Er folgte ihr und nahm neben ihr Platz.
»Du glaubst also, dass der Tod von Iras und Meharit Mord sein könnte?«, fragte er.
»Hast du niemals daran gedacht?« Thea musterte ihn kritisch.
Eine Weile herrschte Schweigen.
»Bei Meharits Tod hatte ich einen Verdacht«, gab er schließlich zu. »Aber es gab keinerlei Beweise.«
»Wen traf dein Verdacht?«
»Niemand Bestimmten. Aber es gab viele Parallelen zu Iras’ Tod. Zu viele, als dass ich sie übersehen konnte.«
»Erzähl mir davon!«
»Beide standen kurz vor der Entbindung. Es wäre nur eine Frage von Tagen gewesen. Iras fühlte sich schon einige Tage zuvor nicht wohl. Sie litt an Kopfschmerzen und hatte schlechte Träume. Niemand machte sich jedoch ernsthafte Sorgen. Am Tag vor ihrem Tod klagte sie, ihr Herz rase, als wolle es davonfliegen wie ein Vogel. Sie zog sich früh zurück. Am nächsten Morgen war sie tot.«
»Wies Meharit vor ihrem Tode die gleichen Anzeichen auf?«
»Nicht ganz. Auch sie litt an Kopfschmerzen und Übelkeit. Außerdem hatte sie den Eindruck, dass die Farben sich vor ihren Augen veränderten. Sie sah grüne und gelbe Sterne. Ich ließ Horeb kommen. Er wurde sehr ernst und fragte sie, was sie gegessen habe. Doch Meharit hatte das Gleiche zu sich genommen wie ich. Er empfahl ihr, viel zu trinken, verabreichte ihr abführende Tränke und riet ihr zur Schonung. Zwei Tage später war sie tot.«
»Äußerte Horeb einen Verdacht?«
Sethemhat senkte den Blick. »Er meinte, vielleicht habe sie versehentlich giftige Kräuter zu sich genommen.«
Thea erinnerte sich daran, was Gundula ihr beigebracht hatte: dass jede Heilpflanze im Übermaß tödlich sein könne. Und Gundula war bekannt dafür, tödliche Gifte zu brauen. Tödlich und doch so heimlich, dass ein Uneingeweihter an eine schwere Krankheit glauben musste.
»Es gibt Gifte, die so wirken, wie du es bei deinen Gemahlinnen beobachtet hast.«
»Du glaubst also, Iras und Meharit seien absichtlich getötet worden?«
Thea nickte.
»Aber das ergibt keinen Sinn! In Djeseru-Sutech wurde seit Urzeiten kein Mord begangen. Einige Diebstähle und Schlägereien, vorwiegend unter hitzköpfigen jungen Männern, sonst nichts. Seth mag der Gott des Chaos sein, aber in Djeseru-Sutech leben wir in Frieden. Niemand würde die Maat durch einen Mord stören.«
»Ich habe zwar keine Ahnung, wer Maat ist, aber ich kenne die Menschen gut genug und weiß, dass sie für Macht und Reichtum nur allzu gern töten. Also, wer hätte einen Vorteil davon, wenn du kinderlos bleibst? Dein Hohepriester Tenem?«
Sethemhat schüttelte den Kopf. »Er hat schon den höchsten Rang nach mir inne. Und ein Priester kann niemals Herr über Djeseru-Sutech werden.«
»Leben eure Priester keusch?«
»Nein, er hat zwei Töchter.«
»Ist es Töchtern erlaubt, den Thron von Djeseru-Sutech zu besteigen?«
Sethemhat nickte. »Es ist möglich, aber Tenems Töchter sind Priesterinnen der Isis und der Nephthys.«
»Und damit ebenfalls von der Thronfolge ausgeschlossen. Gut, wer hätte sonst einen Vorteil? Du hast doch gewiss weitere Verwandte. Brüder?«
»Nein.«
»Was ist mit
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