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Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)

Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)

Titel: Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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Gefährten geworden. Hier trafen sie sich und tauschten ihre Erfahrungen auf Deutsch aus, damit sie niemand belauschen konnte.
    Jeder hatte eine andere Aufgabe. Thea, Rupert und Witold erforschten unauffällig die gesamte Stadt, ihre Bewachung und die Befestigungen.
    Said nutzte die Gelegenheit, möglichst viel von dem geheimen Wissen in Erfahrung zu bringen, das angeblich in Djeseru-Sutech gehütet wurde. Er war tatsächlich auf eine große Bibliothek gestoßen, in der sich zahlreiche Abschriften bekannter und unbekannter Werke befanden. Man hatte ihm den Zugang ohne Weiteres gewährt, und so verbrachte er täglich viele Stunden in dem Lesesaal. Mittlerweile zahlte es sich aus, dass er als Knabe gemeinsam mit Philip von Bruder Eustache in Latein unterrichtet worden war, denn etliche der Schriftrollen waren in klassischem Latein verfasst, nur wenige in Arabisch, einige auf Griechisch, aber die meisten in der seltsamen ägyptischen Bilderschrift. Bertram war oft an Saids Seite, denn auch ihn begeisterte der Wissensschatz der Ägypter. Doch an jenem Tag, als Lena von ihren Erlebnissen im Tempel des Seth berichtete, wirkte Bertram blass und in sich gekehrt.
    Erst als Lena von den Bestattungsriten erzählte und den Tempel des Anubis erwähnte, kehrte Leben in den Jungen zurück.
    »Das ist heidnischer Aberglaube!«, rief er. »Asche zu Asche, Staub zu Staub, heißt es.«
    »Was hat dich denn gebissen?« Thea stieß ihm den Ellbogen in die Seite. Bertram fuhr herum. Lena erkannte den verzweifelten Ausdruck in den Augen des Jünglings.
    »Es ist Sünde, gegen den Tod aufzubegehren.«
    »Aber das tun sie doch gar nicht«, beschwichtigte ihn Lena. »Sie haben nur ihre eigene Art, die Toten zu ehren.«
    »Warum sollte das Fleisch wohl erhalten bleiben, wenn sie nicht den Tod zu überwinden hoffen? Aber das ist unmöglich! Niemand vermag dem Tod zu trotzen. Erst recht nicht, indem man …« Er brach ab, würgte und rannte aus dem Zimmer.
    Lena tauschte einen kurzen Blick mit Philip. Er nickte kaum merklich, und so folgte sie Bertram.
    Sie fand ihn im Garten, zusammengekauert hinter einer kleinen Mauer, das Gesicht in den Händen vergraben.
    »Bertram«, sagte sie sanft und legte ihm eine Hand auf die Schulter, »was ist mit dir?«
    »Bitte geht, Frau Helena!« Seine Stimme war tränenerstickt.
    »Nein, ich gehe nicht. Ich will endlich erfahren, was mit dir ist.«
    »Nichts.«
    »Unsinn! Du bist mir schon einmal ausgewichen. Damals, als du von dem seltsamen Gesang berichtetest, der aus der Totenkammer von Hermanns Geliebter drang. Und hier bringen dich die Totenriten dieses Volkes völlig durcheinander. Was ist damals geschehen? Was hat Ritter Hermann getan? Warum hast du ihn verflucht?«
    »Warum wollt Ihr es wissen?«, fragte er mit tonloser Stimme. »Manches spricht man besser nicht aus.«
    »Aber wenn man zu lange über geheime Erinnerungen schweigt, zerfressen sie die Seele. Sag es mir, Bertram! Ganz gleich, was es ist, ich werde mich nicht entsetzt abwenden.«
    Er hob den Kopf und sah sie an. In seinen Augen war nur noch ein schwaches Glimmen zu erkennen. »Doch, das werdet ihr«, flüsterte er. »Hermann hat Agatha so sehr geliebt, dass er über ihren Tod nicht hinwegkam. Deshalb ließ er sie nach der Totenwache nicht bestatten, sondern holte sich eine Zaubersche ins Haus. Doch das wusste ich noch nicht, als ich den Gesang hinter der Tür hörte. Und dann ein Stöhnen. Ein grässliches Stöhnen, eine Mischung aus Qual und Wollust.« Bertram schloss die Augen. Lena glaubte schon, er wolle ihr erneut ausweichen, doch er sprach weiter. »Ich öffnete die Tür, hörte die alte Vettel im Hintergrund ihre heidnischen Verse singen. Davor Ritter Hermann, mit nacktem Hintern. Und er vollzog den Beischlaf mit der Toten.« Bertram würgte abermals. »Die Zaubersche hatte ihm gesagt, sein Same werde den toten Leib wieder beseelen. Da habe ich ihn verflucht, geschrien, ihn solle der Schlag treffen. Die alte Vettel lachte, doch Ritter Hermann wurde blass, zog sich aus der Toten zurück und sank kurz darauf zusammen. Getroffen von dem Schlag, den ich ihm an den Hals gewünscht hatte. Die Hexe lachte noch immer. ›So ist es, wenn Flüche in Erfüllung gehen, Söhnchen‹, sagte sie. Mir wurde übel, ich wusste nicht, ob ich fortlaufen, die Hexe packen oder Ritter Hermann zu Hilfe kommen sollte. Ich entschied mich für Hermann, versuchte ihm aufzuhelfen, schämte mich, ihn in diese Lage gebracht zu haben. Und doch war es seine eigene

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