Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)
begegnet. Sie hatte den Eindruck, die Frau schaue auf den Grund ihrer Seele. Erst als sie das weiße Feuer im Innern ihrer Augen entdeckte, begriff sie. Sie hatte nicht Pachets Seelenflamme gesehen, sondern ihre eigene. Die Hohepriesterin war mit derselben Gabe gesegnet wie sie selbst.
Auch Pachet zuckte zurück und senkte die Lider. Nach einer Weile hob sie die Augen wieder und sah Lena an.
»Du trägst die Gabe in dir«, hauchte sie. »Du kannst den Ka sehen.«
Den Ka? War dies der ägyptische Begriff für die Seelenflamme?
»Ich nenne es die Seelenflamme oder den Lebensfunken«, erwiderte Lena.
Pachet trat einen weiteren Schritt auf Lena zu, musterte sie, ohne ihr dabei in die Augen zu sehen. Fürchtete die Hohepriesterin sich vor der Erkenntnis, die ihr aus diesen Augen zuteil geworden war? Dass sie nicht den Anblick der Lebenskraft eines anderen wahrgenommen hatte, sondern den Spiegel der eigenen Seele?
»Anuket berichtete mir schon, dass du das Zeichen der Isis trägst.« Mit sanfter Hand berührte Pachet den Anhänger um Lenas Hals. »Aber davon, dass du die Gabe in dir trägst, wusste sie nichts.«
»Und was bedeutet das für dich?«, fragte Lena.
»Du hast Sonnenhaar. Du trägst das Zeichen der Isis. Du hast die Macht, den Ka zu sehen. Und in deinem Leib wächst ein Kind aus dem Blut unserer Vorfahren heran.«
Lena erstarrte. Was behauptete die Frau da? Ihre Hand glitt zu ihrem Leib.
»Es ist, wie ich sage.« Pachet lächelte. »Ich sah es kurz in deinen Augen, ehe das Spiegelbild meiner eigenen Flamme es überdeckte. In dir leuchtet die reine weiße Flamme derer, die zwei Seelen hüten.«
43. Kapitel
W ar es ein Sohn oder eine Tochter?« Sethemhats Hand strich sanft über die feinen weißen Streifen unterhalb von Theas Nabel.
»Was?« Sie fuhr aus den Kissen hoch und hätte beinahe seine Hand weggestoßen. Er blieb unbeeindruckt, zog sie an sich und drückte sie zurück auf das Laken.
»Du hast schon einmal ein Kind geboren«, sagte er.
»Was kümmert es dich?«, fauchte sie.
Statt einer Antwort küsste er ihren Bauch. Um ein Haar hätte Thea sich ihm entzogen und ihn mit aller Kraft von sich gewiesen. Er war ein guter Liebhaber, gewiss, sie hatte die Stunden in seinen Armen genossen. Mehr als bei den meisten Männern. Aber hier ging er zu weit …
Dann kamen ihr Philips Worte in den Sinn. Sie habe alles zerstört, immer wenn er ihr nahekommen wollte. Thea schluckte. Diesen Fehler wollte sie nicht wiederholen. Nicht Sethemhat gegenüber.
»Ein Mädchen«, sagte sie leise.
»Und es ist gestorben«, antwortete er ebenso leise. Dann schob er sich weiter über sie. »Und du hast dein Herz verschlossen.«
»Hör auf damit!«
»Womit?« Er lächelte. »Dein Herz mit einem Stemmeisen aufzubrechen? Ich hätte es einfacher, wenn du mir freiwillig den Schlüssel gäbst.«
»Warum sollte ich das wohl tun?«
»Weil ich dich will. Weil ich dich von Anfang an wollte.«
»Und was ich will, ist unwichtig?«
»Ich gebe dir alles, was du dir wünschst.«
»Wenn ich dafür bei dir bleibe?«
Er nickte.
»Dann lass Philip, Lena und die anderen gehen, sobald Philip genesen ist! Sie werden das Geheimnis von Djeseru-Sutech für immer bewahren.«
»Und du?«
Sie zögerte kurz, dann schmiegte sie sich eng an ihn. »Ich bleibe bei dir.«
»Warum?«
»Weil deine Stadt mir gefällt.«
»Meine Stadt?«
»Du bist auch recht ansehnlich.«
»Recht ansehnlich?« Er verzog das Gesicht.
»Ich meinte natürlich sehr ansehnlich.«
»Ist das etwa alles?«
»Was möchtest du noch hören?«
»Ich sage es dir nicht vor.« Er grinste. »Aber ich verrate dir, warum du bei mir bleiben sollst.«
»Ich höre.«
»Du bist das schönste und zugleich unverschämteste weibliche Wesen, das mir jemals begegnet ist. Und ich bin dir mit Haut und Haaren verfallen, meine kleine Göttin.«
»Ist das alles?«
»Was möchtest du noch hören?«, wiederholte er mit verschmitztem Lächeln ihre Worte.
»Ich sage es dir auch nicht vor.«
»Ich liebe dich, Thea. So sehr, dass du mein Herz zerreißt, wenn du mich verlässt.«
Bei diesen Worten rieselte Thea ein Schauer über den Rücken.
»Du meinst es wirklich ernst?«, flüsterte sie und wusste zugleich, dass er die Wahrheit sagte. Seit ihrer Begegnung am runden See waren nur wenige Tage vergangen, dennoch schien es Thea, als befände sie sich schon seit einer Ewigkeit an Sethemhats Seite. Es war anders als mit Philip. Ganz anders. Zum ersten Mal versuchte sie
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