Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)
Schwangerschaft bestätigte. Eigentlich hätte sie es längst wissen müssen – die monatliche Blutung war seit ihrer Ankunft in Djeseru-Sutech ausgeblieben. Aber aus Sorge um Philip hatte sie nicht auf den eigenen Körper geachtet.
Sie verließ Horebs Gemach und glaubte eine gewisse Erleichterung in seiner Miene zu entdecken. War sie allzu fordernd und ungestüm gewesen? Wie auch immer, sie hatte allen Grund dazu. Nun wollte sie Philip rasch die frohe Botschaft überbringen. Doch noch während sie durch die Gänge des Palastes eilte, wurde sie unsicher. Würde er es wirklich als gute Nachricht aufnehmen? Sie saßen in Djeseru-Sutech fest, er war noch immer schwach, konnte das Bett wahrscheinlich noch lange nicht verlassen. Was, wenn die Schwangerschaft bis zu seiner Genesung weit fortgeschritten und somit ein Hindernis für die Flucht wäre? Und mit einem Säugling bedeutete die Durchquerung der Wüste ohnehin ein tödliches Wagnis. Mit Schaudern erinnerte Lena sich an den Sandsturm.
Als sie Philips Gemach betrat, erlebte sie eine Überraschung. Er saß auf der Bettkante, die Füße berührten den Boden. Erschrocken eilte sie zu ihm. »Was tust du da? Horeb hat dir doch noch immer strenge Bettruhe verordnet.«
»Ich wollte nur sehen, ob ich allein aus den Kissen hochkomme.« Er lächelte sie entschuldigend an.
»Und nimmst damit in Kauf, dass die Wunde aufbricht?«
»Ach was! Ich bewege mich doch ganz vorsichtig.«
»Dann leg dich sofort wieder hin!«
»Zu Befehl, erhabene Gebieterin.« Er deutete eine spöttische Verbeugung an, ehe er ihrer Aufforderung nachkam.
»Eigentlich wollte ich dir etwas Schönes erzählen. Aber wenn du so frech zu mir bist …« Sie drohte ihm scherzhaft mit dem Finger und ließ sich auf der Bettkante nieder.
»Etwas Schönes? Erlaubt Horeb mir endlich wieder, eine fette Hammelkeule zu essen?«
»Heute bist du ja richtig übermütig.«
»Ja, mir geht es schon viel besser als in den letzten Tagen.« Er lächelte sie liebevoll an. »Also, was willst du mir erzählen?«
»Ich bin endlich schwanger.«
»Oh!«
»Nun zieh kein Gesicht, als sei dir eine fette Hammelkeule lieber«, fuhr sie ihn an.
»Ähm … nein, gar nicht. Ich … äh … habe nur nicht damit gerechnet.«
»Du freust dich also nicht. Das habe ich befürchtet.« Sie seufzte.
Er ergriff ihre Hand. »Nein, Lena, so ist es nicht. Ich bin nur so … überrascht. Ja, also … ähm … wie schön.«
Er sah sie hilflos an, und auf einmal musste Lena lachen. »Ich hoffe, du gewöhnst dich an den Gedanken und verwandelst dich nicht dauerhaft in einen stammelnden Trottel.«
»Trottel?« Er hob die Brauen. »Du hast wirklich eine liebevoll wertschätzende Art im Umgang mit mir.«
»Nun, immerhin kannst du noch ganze Sätze aussprechen.« Sie beugte sich zu ihm hinunter und gab ihm einen Kuss.
In diesem Augenblick betrat Said den Raum.
»Ich habe etwas gefunden!«, rief er, die Arme voller Papyrusrollen. »Oh, störe ich?«
»Wie man es nimmt. Mein treues Eheweib hat mich gerade als Trottel bezeichnet.«
»Sie wird ihre Gründe haben. Und anscheinend hat sie eine Schwäche für Trottel, wenn ich euer Verhalten richtig deute … Lena, nimm ihm schnell das Kissen weg, er will damit werfen!«
»Ihr seid Kindsköpfe, alle beide«, seufzte Lena, musste aber nicht mehr eingreifen, denn Philip hatte das Kissen schon losgelassen.
»Und du bist wirklich ein taktloser Trottel, Philip«, fügte sie hinzu.
»Ich weiß«, gab er schuldbewusst zu. »Aber es kam so überraschend.«
»Was kam so überraschend?«, wollte Said wissen.
»Lena ist schwanger.«
»Oh!«
»Siehst du?« Philip deutete auf Said. »Er zieht auch ein Gesicht!«
»Aber er ist im Gegensatz zu dir nicht der Vater.«
»Das will ich hoffen.«
»Ähm … ich glaube, ich erzähle euch lieber später, was ich gerade entdeckt habe.« Said raffte die Papyrusrollen zusammen und wollte gehen.
»Nein, bitte bleib!«, riefen Philip und Lena wie aus einem Mund. »Also, was hast du entdeckt?« Philip richtete sich ein wenig weiter auf.
»Alte lateinische Aufzeichnungen über die Gesetze Djeseru-Sutechs.«
»Lateinisch? Nicht Ägyptisch?«, fragte Philip. »Ich bin überrascht.«
»Das wirst du nicht mehr sein, wenn du die Hintergründe erfährst.« Said legte die Schriftrollen wieder ab und zog sich einen Stuhl ans Bett.
»Es begann vor langer Zeit, als das Römische Reich die Oberherrschaft über die Welt innehatte und die Menschheit noch
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