Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)
Herrscher.«
»Höre ich da Spott in deiner Stimme?« Er hob die Brauen.
Thea lachte. »Ein wenig.«
Er schob sie sanft von sich, richtete sich auf und griff nach seiner Tunika.
»Hat dich der Mut verlassen?« Thea starrte ihn enttäuscht an.
»Ganz im Gegenteil.« Er streifte die Tunika über, ergriff mit ungewohnter Festigkeit ihre Hände und zog sie hoch. »Das eine oder andere tun auch Götter lieber im Verborgenen.« Und ehe Thea widersprechen konnte, hob er sie hoch. »Vor allem wenn sie eine Beute ausfindig gemacht haben, die ihrer würdig ist.«
»Ich kann eigenständig gehen.«
»Ich weiß.« Sethemhat lachte. »Aber du solltest es auch zu schätzen lernen, auf Händen getragen zu werden.«
42. Kapitel
I ch brauche deine Hilfe.«
Lena fuhr herum. Bis eben hatte sie versonnen die Libellen beobachtet, die über den Seerosen des kleinen Gartenteiches schwebten, und sich gewundert, dass es inmitten der Wüste etwas so Schönes geben konnte. Thea stand hinter ihr, die Arme vor der Brust verschränkt. Sie wirkte allerdings weniger hilfsbedürftig als fordernd.
»Was kann ich für dich tun?«
Sofort entspannte sich die Haltung der Räuberin, die Arme lösten sich.
»Ich habe Neuigkeiten, die uns bei unseren Fluchtplänen helfen könnten.«
Lena sah sich um. Sie waren allein im Garten. Aber selbst wenn jemand sie gehört hätte – Thea hatte Deutsch gesprochen, es bestand also keine Gefahr.
»Setz dich!« Lena berührte den leeren Platz neben sich auf der Bank. Thea ließ sich nieder.
»Also, was hast du erfahren? Was kann ich für dich tun?«
»Sehr viel über Sethemhat.« Plötzlich wirkten Theas Züge ungewöhnlich weich und liebevoll.
»Er gefällt dir?«
»Das tut nichts zur Sache!« Die Weichheit schwand unvermittelt. »Ich weiß, welche Last Sethemhat beschwert.«
»Berichte mir!«
Thea nickte und erzählte Lena die Geschichte vom Tod der beiden Ehefrauen.
»Ich bin ganz sicher, dass dieser Tenem dahintersteckt«, schloss sie ihren Bericht. »Aber niemand kann es beweisen. Deshalb wollte ich dich bitten, ihn in ein Gespräch zu verwickeln. Du erkennst doch die Seele eines Menschen in seinen Augen. Ich möchte wissen, ob du Tenem für einen ehrlichen Mann oder für einen Mörder hältst.«
»So einfach ist das nicht. Ich erkenne nur, ob ein Mensch mit sich im Reinen ist. Auch Mörder können mit sich im Reinen sein.«
»Wirst du ihn dennoch in Augenschein nehmen?«
»Wenn du mir einen guten Vorwand lieferst.«
»Du brauchst einen Vorwand? Fürchtest du um dein Seelenheil, wenn du dich schon wieder in einen heidnischen Tempel wagst?«
»Nein«, gab Lena gleichmütig zurück. »Aber Tenem ist der Hohepriester. Du kannst in Halberstadt auch nicht ohne Anlass auf einem Gespräch mit dem Bischof bestehen. Nur in dringenden Fällen werden Audienzen gewährt, und es bedarf guter Gründe dafür. Wenn ich einfach so den Tempel des Seth betrete, will sich vermutlich Cheribakef wieder um mein Wohl kümmern, der zweite Priester des Seth. Also, was soll ich ihm erzählen?«
»Falls du dich nicht um dein Seelenheil ängstigst, bitte ihn, dich in den Gesetzen seiner Religion zu unterweisen.« Thea lächelte. Lena spürte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg.
»Einen heidnischen Tempel zu besuchen, fällt mir nicht schwer, aber ich könnte nie so tun, als wolle ich meinen Glauben verleugnen. Außerdem ist es lächerlich. Cheribakef könnte mich ebenso gut wie Tenem in den heidnischen Gebräuchen unterweisen.«
Thea seufzte. »Du sprichst wie eine Klosterschwester. Und ich dachte, du willst uns allen helfen, aus dieser Stadt zu entkommen. Was spricht schon gegen eine kleine Lüge? Außerdem trägst du längst ein heidnisches Symbol mit dir herum.«
Unwillkürlich glitt Lenas Hand zu dem Isisanhänger.
»Vielleicht ist das die Lösung«, räumte sie ein. »Anuket schlug mir schon einmal vor, die Hohepriesterin der Isis aufzusuchen.«
»Die Hohepriesterin der Isis ist unwichtig!«, brauste Thea auf. »Ich will, dass du dir diesen Tenem ansiehst.«
»Ich weiß schon, was du willst. Aber manchmal führen auch Umwege zum Ziel.« Lena erhob sich.
»Wohin willst du?«
»Zum Tempel der Isis. Vielleicht finde ich dort eine gute Begründung für meinen Besuch im Tempel des Seth.«
Lena verließ den Garten. Doch bevor sie sich zum Tempel der Isis aufmachte, wollte sie noch einmal nach Philip sehen. Sie hatte an seinem Bett gesessen, bis er eingeschlafen war, und sich erst dann in den
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