Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)
dem kleinen Tisch stand. Ein Mann blumiger Worte war er jedenfalls nicht.
»So ist es. Sind dir in letzter Zeit Unregelmäßigkeiten in der Stadt aufgefallen?«
»Unregelmäßigkeiten? Was meinst du damit?«
»Nun, den Ohren der Sethi entgeht bekanntlich nichts. Wir wissen alles, was sich zwischen Alexandria und Kairo ereignet.«
»Was habt ihr erfahren?« Der Hauptmann warf ein Stück Zucker in seinen Tee und rührte ihn um.
»Jemand hat das Siegel des Sultans gefälscht und benutzt es, um im Namen des allerhöchsten Herrn Abgaben einzutreiben.«
»Bist du dir sicher? Das wäre Hochverrat.«
Sethemhat nickte. »Vor allem wenn der Täter das Wohlwollen des Emirs genießt.«
»Wer?«
Sethemhat griff nach seinem Teeglas und drehte es nachdenklich zwischen den Fingern. »Es ist schwierig, Namen zu nennen, wenn man sich damit in heikle Gefilde begibt.«
»Ich mag es nicht, wenn man sich in Andeutungen ergeht, und das weißt du.« Die Stimme des Hauptmannes klang ungehalten, doch Sethemhat ließ sich nicht beirren.
»Das ist mir wohlbekannt«, sagte er und trank einen Schluck Tee. »Es gibt einen Mann in Alexandria, den vor zwei Jahren noch niemand kannte. Innerhalb eines Jahres wurde er zu einem einflussreichen, gern gesehenen Gast an der Tafel des Emirs.«
»Wer?«, wiederholte Rami ben Azmi.
»Abd al-Hisâb.«
Beinahe wäre dem Hauptmann das Teeglas aus der Hand gefallen.
»Würde ich dich nicht so gut kennen, müsste ich dich einen Lügner nennen. Abd al-Hisâb ist ein treuer Freund des Emirs.«
»Weil er ihn unterhält und mit ihm gemeinsam gebratenen Hammel verzehrt? Was hat er bislang für den Emir getan, um sich den Titel eines treuen Freundes zu verdienen?«
Der Hauptmann war wie erstarrt. Abd al-Hisâb schien mehr Einfluss zu haben, als Thea befürchtet hatte.
»Du sprichst eine schwere Anschuldigung aus. Kannst du sie beweisen?«
»Lass sein Haus durchsuchen! Dann wirst du die gefälschten Siegelstempel finden. Wir wissen, wo sie versteckt sind.«
»Ihr wisst es? Woher?«
»Manche Diener reden zu viel.«
»Du hörst auf das Geschwätz eines Dieners?«
»Nein, aber manchmal ist es von Vorteil, solches Geschwätz ernst zu nehmen. Du weißt, dass die Sethi dir stets treu zur Seite standen. Wir haben dich niemals belogen.«
»Das ist wahr«, gab Rami zu. »Aber verlang nicht von mir, das Haus eines der einflussreichsten Freunde des Emirs durchsuchen zu lassen! Zumal der einzige Anhaltspunkt das Gerede seiner Dienerschaft ist.«
»Würdest du dem Wort eines Menschen glauben, dem ich wie keinem zweiten vertraue?« Sethemhat wies auf Thea. Nun erst betrachtete Rami Thea ein wenig genauer. Als er ihrer grünen Augen ansichtig wurde, hob er erstaunt die Brauen.
»Wer bist du?«
Sie zog den Schleier vom Gesicht.
»Eine Frau!« Rami starrte Sethemhat verwirrt an. »Was hat das zu bedeuten?«
»Thea ist mein Weib. Sie lebt in der Tradition der alten Wüstenstämme. Sie kann kämpfen wie ein Mann und lautlos schleichen wie eine Katze. Thea hielt sich in Abd al-Hisâbs Haus auf, um die Worte des Dieners zu überprüfen.«
»Ein Weib? Du hast dein Weib in das Haus eines anderen Mannes geschickt?«
»Niemand bewegt sich so leise durch verbotene Zimmer wie sie. Wer würde schon glauben, dass ein Weib handelt und kämpft wie ein Mann? Sie wird dich unbemerkt in Abd al-Hisâbs Haus führen und dir die gefälschten Siegel zeigen. Dann hast du es in der Hand, ihn festzunehmen und dafür Ruhm zu ernten, denn dann hast du die Ehre des Emirs und des Sultans wiederhergestellt.«
»Warum liegt dir so viel an meinem Ruhm?« Ein Hauch von Misstrauen blitzte in Ramis Augen auf.
»Du bist mein Freund. Aber mehr noch liegt mir daran, die falsche Schlange zu zertreten, die sich an der Tafel des Emirs mästet. Abd al-Hisâb hat wiederholt falsches Zeugnis gegen ehrenwerte Männer abgelegt.«
»Gegen ehrenwerte Männer?« Rami verzog spöttisch den Mund. »Du sprichst doch nicht etwa von Philip, dem Enkel des Mikhail?«
»Philip ist ein ehrenwerter Mann.« Sethemhats Stimme klang gelassen, doch Thea spürte, dass ihm die Wendung des Gespräches nicht gefiel.
»Er hat seinen eigenen Vater getötet!«, schrie Rami. »Ein Sohn soll niemals die Hand gegen Vater oder Mutter erheben!«
»Soweit ich weiß, war es ein Unfall«, mischte sich Thea ein. »Sie übten sich im Kampf, so wie es die Franken zu tun pflegen. Warum zürnst du Philip deswegen so sehr?«
Eine flammende Röte überzog Ramis Gesicht. »Was
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