Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)
ihrer Hand. »Für immer unser Volk, Thea.«
Ein wohliger Schauer rieselte ihr über den Rücken. Unser Volk …
»Und wenn wir bei Emad sind? Du sagtest, du hättest einen Plan?«
»Ich werde Rami ben Azmi eine Einladung schicken. Der Scheik der Sethi hat seinem alten Freund eine wichtige Botschaft zu überbringen.«
»Die wäre?«
»Wir haben herausgefunden, dass Dokumente mit gefälschten Siegeln des Sultans im Umlauf sind.«
Thea zog die Stirn in Falten. »Wir haben keine Beweise.«
»Das ist nicht wichtig. Wenn ich den Sachverhalt überzeugend darlege, wird er mir glauben. Zumal du ihm zeigen kannst, wo die gefälschten Siegel verwahrt werden.«
»Aber wird er auf eine Frau hören? Du hast doch gehört, wie er Lena behandelt hat. Vermutlich sieht er Frauen lieber im Harem als an der Seite der Männer.«
Sethemhat grinste. »Die Wüstenstämme sind für die Eigenwilligkeit ihrer Frauen bekannt. Es heißt, die Frauen der Sethi seien niemals zu sehen. Du wirst für Rami ein kleines Geheimnis lüften.«
»Und wie?«
»Du wirst an meiner Seite sein, wenn ich mit ihm spreche. Ich werde dich nicht vorstellen, sondern nur sagen, dass ich dir vertraue, ohne dein Geschlecht zu offenbaren.«
»Angeblich hat dieser Rami die kleine Narbe doch nicht im Auge, sondern darunter«, schnaubte Thea. »Oder ist er blind?«
»Das nicht, aber wenn du so wie in der Wüste auftrittst, mit dem blauen Burnus und dem Turban, der nur deine Augen freilässt, merkt er nicht, dass du eine Frau bist. Du lüftest das Tuch, wenn ich ihm sage, dass du den Weg kennst. Rami wird sich hüten, deine Hilfe abzulehnen. Er weiß, dass die Söhne der Wüste sehr stolz und leicht zu kränken sind. Vor allem da du meine Frau bist.« Er lachte.
Sie hatten die Straße der Karawansereien erreicht. Vor einem der Häuser zügelte Sethemhat sein Pferd. »Wir sind am Ziel.« Er klopfte kräftig gegen das Tor. Es dauerte eine Weile, bis ihnen ein verschlafener Diener öffnete.
»Wollt ihr ein Lager für die Nacht?«, murmelte er mit halb geschlossenen Augen.
»Ich bin Tariq, Scheik der Sethi. Emad hält stets ein Lager für mich und die Meinen bereit.«
»Tariq, verzeih! Ich habe dich nicht sofort erkannt.« Der Mann verneigte sich. Ob er ebenfalls eingeweiht war? Wie viele Menschen mochten aus Djeseru-Sutech stammen? Eine Handvoll Vertrauenswürdiger? Oder mehr? Nach und nach begriff Thea, dass Djeseru-Sutech weit mehr war als ein verborgener Ort. Ohne die Sethi und ihre Verbündeten in den großen Städten wäre er über die Jahrhunderte hinweg nicht überlebensfähig geblieben. Umso erstaunlicher, dass bislang niemand das Geheimnis verraten hatte.
Der Diener nahm ihnen die Pferde ab. Sethemhat führte Thea über eine Treppe in ein großes Schlafgemach. »Hier lebe ich, wenn ich mich in Alexandria aufhalte«, erklärte er. »Ruh dich aus! Ich komme zu dir, sobald ich Emad über alles in Kenntnis gesetzt habe.«
»Du vertraust Emad?«
»Natürlich. Er gehört zu uns, hat wie wir den Schwur geleistet, sich nach Kräften den Belangen von Djeseru-Sutech zu widmen. Und das tut er seit mehr als zwanzig Jahren hier in Alexandria. Nur seine Frau und seine Kinder wissen Bescheid, denn auch sie tragen das Erbe Djeseru-Sutechs in sich.«
»Ist dieses Erbe nun eine Ehre oder ein Opfer?«
»Jeder von uns bringt freiwillig Opfer für Djeseru-Sutech.«
Rami ben Azmi, Hauptmann der Stadtwache, folgte der Einladung des Scheiks der Sethi am folgenden Nachmittag. Die Vormittagsstunden hatte Sethemhat genutzt, um weitere Erkundigungen einzuziehen. Thea war auf seine Bitte hin in Emads Haus geblieben. Dabei hätte sie lieber Sophia besucht und ihr Trost gespendet.
Nun saßen sie also in dem Gemach, in dem der Hausherr seine vornehmen Besucher zu empfangen pflegte. Thea hatte sich neben Sethemhat auf einem Sitzkissen niedergelassen und betrachtete den Hauptmann der Stadtwache. Die kleine Narbe unter seinem Auge fiel ihr sofort auf, ebenso der leicht überhebliche Gesichtsausdruck, der durch den sorgfältig gestutzten Bart noch betont wurde. Er trug einen dunkelblauen Turban, der zum Zeichen seines Ranges mit einer goldenen Schnur umwunden war. Auch seine Kleidung war dunkelblau – in der Farbe der Stadtwache. Thea selbst hatte sich verhüllt wie ein Krieger der Sethi. Rami bedachte sie lediglich mit einem beiläufigen Blick. Sie schien ihm keine Nachfrage wert zu sein.
»Dein Bote sagte, du wolltest mich warnen.« Rami ergriff das Teeglas, das vor ihm auf
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