Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)
etwas schuldig bist. Leben um Leben.«
Um die gleiche Stunde kamen Lena und ihre Begleiter in Alexandria an. Wieder hatten sie sich kaum Ruhe gegönnt, dennoch fühlte Lena sich trotz ihrer Schwangerschaft stark und bereit, den Kampf aufzunehmen. Auf dem Weg zu Mikhails Anwesen begegneten sie Heinrich, der das gleiche Ziel hatte.
»Willkommen zu Hause!«, begrüßte sie der Ritter. »Wart ihr erfolgreich mit eurer Suche?«
Lena nickte. »Thea wird uns helfen. Gibt es Neuigkeiten?«
Heinrich senkte betreten den Blick. »Ich wollte für Philip Fürsprache einlegen und bat um eine Audienz beim Emir. Sie wurde mir verweigert.«
»Und Said?«
Kopfschütteln.
»Aber Ali sprach von der Barke …«
»Wir sind einigen Nebenarmen des Nils gefolgt. Aber ein entsprechendes Schiff haben wir nirgends entdeckt.«
»Das heißt, ihr habt rein gar nichts erreicht?« Lena spürte das Brennen aufsteigender Tränen.
»Guntram ist noch unterwegs. Er will nicht eher ruhen, bis er diese Barke aufgespürt hat.«
Gemeinsam erreichten sie Mikhails Gut. Sophia eilte ihnen entgegen.
»Habt ihr ihn gefunden?«, rief sie Heinrich schon von Weitem zu.
Als er nur stumm den Kopf schüttelte, erstarb alle Hoffnung in ihren Augen. Weinend brach sie in die Knie.
Lena sprang vom Pferd, hob ihre Schwägerin auf und drückte sie an sich, bemüht, die eigenen Tränen hinunterzuschlucken.
»Wir haben dafür Thea gefunden. Sie wird uns helfen.« Lena sprach die Worte aus wie ein Gebet, eine letzte Hoffnung, an die sie sich klammerte.
»Thea? Wo ist sie?« Sophia wischte sich die Tränen von den Wangen.
»Sie ist mit Set … Tariq …«, begann Lena und verbesserte sich mit Blick auf Ritter Heinrich. »Sie ist bereits gestern nach Alexandria aufgebrochen. Wir werden noch früh genug von ihr hören.«
Wer hätte je gedacht, dass ausgerechnet Thea zu unserer letzten Hoffnung würde?, dachte Lena. Einer verzweifelten Hoffnung. Einer Hoffnung, die der ehemaligen Räuberin mehr Macht verlieh, als sie tatsächlich besaß. So wie die Hoffnung der Gläubigen, die eine Kerze entzünden und den Beistand eines Heiligen erflehen, weil die eigenen Kräfte nicht mehr ausreichen, das Leid zu tragen.
56. Kapitel
P hilip hatte längst jedes Gefühl für die Zeit verloren. Er zählte die Wachablösungen, lauschte den Stimmen der Aufseher. Viermal hatte man ihm zu essen gebracht. Er hatte das Brot am Geschmack erkannt – seine Mutter hatte es gebacken. Einmal hatte man ihm sogar ein Stück Hammelkeule hingeworfen. Er vermutete, dass seine Familie ihn stets mit Fleischspeisen bedachte, dass sich die Wächter die besten Bissen jedoch selbst einverleibten. Wie mochte es Lena ergehen? Und Sophia? Für sie musste die Ungewissheit über Saids Schicksal besonders schrecklich sein, war sie doch mit seinem Kind schwanger. So wie Lena unser Kind erwartet, dachte er bei sich. Sie hatten die Gefahren der Reise nach Djeseru-Sutech überstanden. Sollte alles umsonst gewesen sein? Sollte ihm und Said lediglich vergönnt sein, durch ihre Nachkommen weiterzuleben? War dies der Anfang vom Ende? Würde man ihn tatsächlich für den angeblichen Mord an Said hinrichten?
Der Schlüssel drehte sich im Schloss der Zellentür. Gewöhnlich kamen die Wächter zu anderen Zeiten, um ihnen Nahrung und Wasser zu bringen.
Wie jedes Mal blendete ihn die Lampe, raubte ihm für einen kurzen Augenblick die Sicht.
»Mach den Alten los!« Die Stimme des Hauptmannes. Philip erinnerte sich dunkel an seinen Namen. Rami ben Azmi. Einer der Wächter trat auf Abram ben Levi zu und löste seine Ketten.
»Du bist frei«, sagte der Hauptmann zu Abram.
»Frei?« Der alte Jude starrte ihn ungläubig an und schien selbst das Kichern vergessen zu haben. »Frei? Nach so langer Zeit?«
»Nun geh schon!«
Der Wächter stieß Abram aus der Zelle. Philip erwartete, dass auch Rami ben Azmi gehen werde, doch der blieb und leuchtete ihm weiterhin ins Gesicht.
»Du hast bemerkenswerte Fürsprecher.«
»Ihre Bemühungen scheinen nicht sonderlich erfolgreich zu sein – schließlich bin nicht ich freigelassen worden«, gab Philip bitter zurück. Er legte keinen Wert auf eine belanglose Plauderei.
»Weißt du, warum ich seine Freilassung befohlen habe?«
»Irgendwer wird wohl dafür bezahlt haben.«
»Jemand hat das Siegel des Sultans gefälscht und einen falschen Haftbefehl gegen Abram ben Levi ausgestellt.«
»Und warum erzählst du mir das?«
»Du hast mehrere Tage lang mit ihm die
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