Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)
Gelächter hallte durch den Saal.
»Meine Beweggründe tun nichts zur Sache.«
»Gemach, gemach!« Sethemhat hob beschwichtigend die Hände. »Ich fasse noch einmal zusammen: Du hast gesehen, wie Philip mit seinem Freund in Streit geriet, ihn dann mit einem Knüppel erschlug und die Leiche im Fluss versenkte. An einer Stelle, die so flach war, dass er selbst bis über die Hüften im Wasser hätte stehen müssen, um die Leiche abtreiben zu lassen.«
Abd al-Hisâb schwieg.
»Weiter sagst du, du befandest dich zu weit entfernt, um den Mord zu verhindern und den Leichnam eines Glaubensbruders zu bergen. Gestatte mir noch eine letzte Frage, Abd al-Hisâb: Wenn du so weit entfernt warst, wie konntest du dann hören, worüber die beiden sich angeblich stritten?«
»Ich … ich … meine Diener können es ebenfalls bezeugen!«, schrie Abd al-Hisâb. »Was erdreistet sich dieser Mann überhaupt?«, brüllte er weiter. »Ich habe meinen Pflichten Genüge getan und einen ruchlosen Mörder der Gerechtigkeit ausgeliefert. Dafür bewirft man mich mit Schlamm, lässt mein Haus durchsuchen, um dort Dinge zu finden, die mir untergeschoben wurden, um meinen Ruf zu vernichten. Gälte diese Schande nur mir allein, so wäre ich bereit, sie in Demut zu ertragen. Doch hier wird auch die Ehre des Emirs verletzt, er selbst in den Schmutz getreten, indem seine Freunde als Verräter dargestellt werden.«
Abd al-Hisâb stand von seinem Schemel auf, trat vor den Emir und fiel auf die Knie. »Ehrwürdiger Beherrscher der Gläubigen, willst du wirklich deinen Ruf beschmutzen lassen und hinnehmen, dass einem deiner treuesten Diener solches Unrecht widerfährt? Um einen Christen reinzuwaschen, der einen Rechtgläubigen heimtückisch ermordete? Ich schwöre dir bei den Gärten des Paradieses, bei allen Freuden, die Allah den Rechtgläubigen verspricht, dass keine der Anschuldigungen gegen mich der Wahrheit entspricht. Ich will in den tiefsten Winkeln der Dschehenna brennen, meine Eingeweide von bösen Dschinnen zerreißen lassen, wenn ich dir hier und heute falsches Zeugnis abgelegt habe.«
Philips Hände ballten sich zu Fäusten, als er bemerkte, wie die Worte des Verräters auf den Emir wirkten. Voller Versöhnung blickte der Beherrscher der Gläubigen auf den Mann vor sich.
»Erhebe dich, Abd al-Hisâb!«, sagte er sichtlich beeindruckt. »Du bist …«
»Ein verdammter Lügner, der in der Dschehenna braten wird!«, schrie jemand. Philip fuhr herum. Obwohl die Stimme viel von ihrer gewohnten Kraft verloren hatte, erkannte er sie sofort.
»Said!«, rief er, erhob sich aus der knienden Haltung des Angeklagten und eilte dem Freund entgegen.
Said wankte in die Mitte der Halle, an seiner Seite ein Krieger der Sethi in blauem Burnus, das Gesicht hinter einem roten Turban verhüllt.
Wie aus einer Kehle schrie die Menge auf.
»Ja, ich bin Said al-Musawar! Und ich klage Abd al-Hisâb und seine Diener an, uns überfallen zu haben.« Said drohte die Stimme zu versagen. Philip erkannte die Erschöpfung in den Augen des Freundes. Dennoch sprach Said unbeirrt weiter.
»Wir waren auf dem Weg zu Faruk al-Hamsa, um den Ehevertrag aufsetzen zu lassen. Dann wurden wir überfallen. Mich schleppte man auf die Barke des Khalil, auch bekannt als der Schakal, der Schrecken der nächtlichen Gassen.« Said ließ den Umhang fallen und gab den Blick auf die Wunden auf seinem Oberkörper frei. Wieder lief ein Raunen durch die Reihen der Schaulustigen.
Philip starrte entsetzt auf den geschundenen Körper seines Freundes. Plötzlich schrie Saids Begleiter auf. »Da ist ja der feige Schakal!«
Thea! Philip sah, wie sie in die Menge der Zuschauer stürzte, geradewegs auf einen Mann mit blauem Turban zu. Alles Weitere ereignete sich so schnell, dass Philip dem Geschehen kaum folgen konnte. Die Palastwache stürmte die Halle, der Mann mit dem blauen Turban versuchte zu entkommen, Säbel klirrten. Die weisen Männer der Schura sprangen von ihren Sitzen auf, suchten im Hintergrund der Halle Schutz, denn wie es schien, war Khalil nicht allein, und ein wilder Kampf entbrannte. Immer mehr Wächter stürzten herbei, die Zuschauer versuchten zu fliehen. Philip warf einen raschen Blick zur Seite der Frauen, doch er konnte Lena in dem Gewühl nicht erkennen. Auch Thea war in dem Knäuel der Kämpfer verschwunden, ja, selbst von Sethemhat war nichts mehr zu sehen. Nur Philip und Said waren stehen geblieben. Und der Emir, der vor seinem Thron verharrte und fassungslos auf
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