Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)
das letzte Woche schon getan, wäre das alles vielleicht nicht geschehen.«
»Wer weiß«, sagte Philip. »Aber du hast recht, wir reiten.«
Sieben Tage später gab es gleich zwei Hochzeiten im Haus des Mikhail. Sophia und Said ließen sich in einer heimlichen Zeremonie von Bruder Eustache christlich trauen, nachdem sie zuvor für die Öffentlichkeit schon den von Faruk al-Hamsa ausgearbeiteten Ehevertrag unterzeichnet hatten. Anschließend traute Bruder Eustache auch Meret und Heinrich. Das Paar hatte zunächst gezögert, denn eine Heirat kam den beiden so kurz nach Guntrams Tod nicht angemessen vor. Doch Philip meinte, es sei nicht in Guntrams Sinn, wenn das Leben künftig nur noch aus Trauer und Trübsinn bestünde. Wenn sie nicht in Bälde heiraten würden, dann könnten er und Lena vor ihrer Abreise nicht mehr an den Feierlichkeiten teilnehmen. Daraufhin stimmten sie zu. Allerdings fand kein großes Fest statt, da Guntram erst kürzlich beigesetzt worden war. Es erfolgten zwei stille Eheversprechen, und nur wenige Gäste waren geladen. Thea und Sethemhat gehörten dazu.
»Allmählich habe ich das Gefühl, hier wird nur noch geheiratet«, raunte Thea Philip zu, kurz bevor das Mahl eröffnet wurde.
»Du hast in Djeseru-Sutech damit angefangen«, flüsterte er.
»Du hast in Halberstadt damit angefangen.« Sie stieß ihm den Ellbogen in die Rippen und lächelte.
»Ich hätte also dich heiraten sollen?«
»Wie gut, dass du es nicht getan hast. Ich hätte dich spätestens jetzt betrogen«, gab sie schnippisch zurück. Dann schritt sie auf die große Tafel zu und nahm an Sethemhats Seite Platz.
Philip blieb noch eine Weile stehen und beobachtete die Menschen, die sich hier versammelt hatten. Jeder Einzelne von ihnen war ihm lieb und teuer geworden. Er atmete tief durch.
»Was ist mit dir?«, hörte er plötzlich Lenas Stimme. Er wandte sich zu ihr um.
»Ich dachte nur darüber nach, dass ich bald die meisten dieser Menschen verlassen muss, die mir so viel bedeuten.«
»Ja«, bestätigte sie. »Mir geht es genauso. Aber wir kehren dafür auch zu Menschen zurück, die wir lieben. So sieht das Schicksal jener aus, die zwischen den Welten wandern. Sie haben überall in der Welt Freunde.«
Sie legte ihm die Arme um den Hals und küsste ihn.
Epilog
In der Nacht war der letzte Schnee geschmolzen, und die Vögel sangen das Lied der ersten Liebe. Gundula trat wie jeden Morgen aus ihrer Hütte, um aus dem kleinen Verschlag Holz für den Kamin zu holen. Da bemerkte sie den Reiter, der sich ihrem Haus näherte. Obwohl er noch weit entfernt war, erkannte sie ihn sofort an seinem Rappen. Philip, der Graf von Birkenfeld. Was führte ihn um diese frühe Stunde zu ihr? Manchmal kamen selbst hohe Herrschaften zu ihr, um ihre Tränke zu kaufen oder sich die Zukunft weissagen zu lassen.
Sie wartete an der Tür auf ihn, bis er die Hütte erreicht hatte und vom Pferd stieg.
»Ich grüße dich, Gundula«, sagte er und band sein Pferd am Zaun fest. »Darf ich eintreten?«
»Sicher.« Sie hielt ihm die Tür auf. »Nimm Platz!«, forderte sie ihn dann auf und wies auf einen der beiden Schemel, die an dem kleinen Tisch standen.
»Was kann ich für dich tun? Ich habe gehört, deine Frau hat vor drei Tagen einen gesunden Jungen zur Welt gebracht. Möchtest du, dass ich in seine Zukunft blicke?«
Philip schüttelte den Kopf. »Nein, Alexanders Zukunft soll ihm selbst gehören. Ich bin aus einem anderen Grund zu dir gekommen.«
»So?«
Philip zog ein goldenes Figürchen aus seinem Beutel und stellte es vor Gundula auf den Tisch.
»Ist das echtes Gold?« Gundula nahm die Figur in die Hand. Sie stellte eine Frau mit einem Löwenkopf dar.
»Ja, echtes Gold – und ein Geschenk für dich. Aber nicht von mir, sondern von Thea.«
»Thea? Dann hat sie euch in Hamburg gefunden?« Gundulas Herz schlug schneller. Wie oft hatte sie in den letzten Monaten an ihre Ziehtochter gedacht und sich um sie gesorgt.
»Nicht nur das. Sie hat das Erbe des Löwen angetreten. Aber es kam alles ganz anders, als wir es uns jemals vorgestellt hätten.« Philip lächelte. »Soll ich dir davon erzählen, wie Thea den Ursprung durchschritt, wie wir Seite an Seite kämpften und wie sie schließlich fand, was ihr immer bestimmt war?«
»Dann hat sie ihr Glück gefunden?«
»Willst du nur das Ende der Geschichte hören oder auch den Anfang?« Philips Augen blitzten wie die eines Spitzbuben.
»Erzähl es mir!«
»Also gut. Alles begann in Hamburg, an
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