Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)
vertrauensvoll in seine Arme.
»Ist Sophia auch hier?«, fragte Said.
»Nein.« Lena löste sich aus Philips Armen. »Ihr Großvater befürchtete, ihr Ruf könne Schaden nehmen, falls bei der Verhandlung gewisse Umstände zur Sprache kämen. Und nachdem ich deinen todesmutigen Auftritt gesehen habe, bin ich nur froh darüber. Sie wäre gewiss in Ohnmacht gefallen.«
»Vor Freude oder vor Entsetzen?« Said zwang sich zu einem Lächeln.
»Das hätte sie vermutlich nicht zu unterscheiden gewusst.« Lena hob den Umhang auf, den Said abgeworfen hatte, und reichte ihn ihm. »Lasst uns nach Hause gehen!«, sagte sie dann.
Am folgenden Morgen erschien ein Bote des Emirs im Haus des Mikhail und bat um eine Unterredung mit Philip und Said.
»Said schläft noch«, antwortete Philip. »Und ich will ihn nicht wecken. Nach den Strapazen der letzten Tage braucht er dringend Ruhe.«
»Aber der Emir …«
»Sobald er wach ist, richte ich ihm deine Mitteilung aus. Es steht dir natürlich auch frei, hier zu warten, wenn du ihm die Botschaft unbedingt selbst ausrichten willst.«
Der Mann schluckte. Einen so selbstbewussten Ton schien er nicht gewohnt zu sein.
»Ja, also …« Der Bote räusperte sich und zog umständlich zwei Schriftrollen aus der Tasche. »Der Emir verfügt, dass ein Teil der Besitzungen, die Khalil unter dem Namen Omar erwarb, Said al-Musawar als Entschädigung für erlittene Qualen überschrieben wird.« Er reichte Philip die erste Schriftrolle. »Des Weiteren überlässt er dir das Haus des Verräters Abd al-Hisâb als Lohn für deinen selbstlosen Einsatz bei der Rettung seines Lebens und zum Ausgleich für das Unrecht, das dir durch Abd al-Hisâb zugefügt wurde.« Er drückte Philip die zweite Schriftrolle in die Hand. Philip schluckte. Damit hatte er nicht gerechnet.
»Bitte … bitte richte dem Emir meinen untertänigsten Dank aus! Sag ihm, seine Großmut übersteige alles, was ein Mensch sich vorstellen kann, und der Schutz Allahs möge stets über ihm sein«, stammelte er hastig.
Der Bote nickte befriedigt und ging. Nun konnte Philip sich doch nicht mehr zurückhalten und eilte in Saids Zimmer.
»Said, bist du schon wach?«
»Hm«, murmelte es verschlafen unter der Decke hervor.
»Hier, das schickt dir der Emir.« Er warf die Pergamentrolle aufs Bett.
»Was soll das?« Said richtete sich mühsam auf.
Philip setzte sich zu seinem Freund auf die Bettkante. »Der Emir überschreibt dir als Entschädigung einige von Khalils Besitzungen. Und ich bekomme das Haus von Abd al-Hisâb.«
»Was willst du damit? Du kehrst doch bald nach Birkenfeld zurück.«
Philip hob die Schultern. »Vielleicht sollte ich das Anwesen Bruder Eustache überschreiben. Dann hätte er endlich ein großes Haus für seine Waisenkinder.«
»Das klingt gut«, meinte Said. »Obwohl sich die Anwohner vermutlich belästigt fühlen, wenn es in der Straße der Laternen von zerlumpten Straßenkindern wimmelt.«
»Gebietet der Prophet nicht, den Armen Mitgefühl und Almosen zu geben?« Philip lächelte. »Ich denke, genau das werde ich tun.«
Said hatte inzwischen das Siegel gelöst und seine Schriftrolle geöffnet.
»Oha!«, rief er. »Wenn dies nur ein Teil von Khalils Besitzungen ist, kann ich mir ausrechnen, wie viele krumme Geschäfte er sonst noch getätigt hat.«
»Lies vor!«
»Drei gut verpachtete Geschäfte – ein Schuhmacher, ein Weber und ein Goldschmied.«
»Nicht schlecht.«
»Das ist noch nicht alles. Hinzu kommen ein Gestüt in Kairo und diese verfluchte Barke.«
»Ein Gestüt in Kairo? Da ich Alexandria demnächst verlasse, musst du ohnehin die Geschäfte meines Großvaters übernehmen. Ein Gestüt in Kairo bringt frisches Blut in die Zucht.«
»Die Barke hingegen ist eine bodenlose Unverschämtheit.«
»Said …«
»Glaubt der Emir wirklich, ich wolle ausgerechnet dieses Schiff besitzen? Wo Guntram vor meinen Augen zu Tode gefoltert wurde?«
»Vielleicht vermachte er sie dir genau aus diesem Grund. Damit du das Schiff in Brand setzt.«
»In Brand setzen …«, wiederholte Said nachdenklich.
»Du könntest es natürlich auch verkaufen und das Geld Bruder Eustache spenden. Wenn er nun schon ein großes Haus für seine Waisenkinder bekommt, würde er sich über einen prall gefüllten Geldbeutel sicher freuen.«
»Ich denke darüber nach.«
»Sehr gut. Und wenn du endlich ausgeruht bist, können wir Faruk al-Hamsa aufsuchen.«
»Diesmal nehmen wir aber die Pferde«, verlangte Said. »Hätten wir
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