Sündenjagd: Deadly Sins 1 - Roman (German Edition)
sie würde beobachtet. Sie musste all ihren Willen aufbringen, um nicht einen Schild um sich herum herbeizuzaubern. Er hätte sie zwar für diesen Augenblick beschützt, doch die durch ihn erzeugte Magie hätte Fiona ihren Aufenthaltsort verraten, das wusste Moira.
Sie bezwang ihr Gefühl, durchsuchte das Büro und stieß auf einen Zauberbeutel, der jeden unerlaubten Eindringling verfluchen sollte. Sie schüttete den Inhalt des Beutels aus, sprach ein Gebet und verließ das Büro.
Pennington wohnte oben. Noch eine Tür, noch ein Schloss, und sie war drinnen.
Er lebte nicht tatsächlich dort – das erkannte sie sofort, als sie die muffigen Zimmer betrat, die einmal Büros gewesen, jetzt
aber zu Wohnräumen umfunktioniert worden waren. Sie waren sauber, rochen nach Reinigungsmitteln und waren mit billigen, aber modernen Möbeln eingerichtet. Hinter der Tür lag das Wohnzimmer – in dem zwei Sofas und ein paar Stühle standen. Die Küche ohne Fenster befand sich in der Mitte, das Schlafzimmer hinten. Die Fenster zeigten zur Straße. Moira schaltete kein Licht ein; es war noch nicht ganz dunkel, und ein paar Autos fuhren gerade vorbei. Die Kirche und die Wohnung lagen in einer Seitenstraße, einer Sackgasse, an deren Ende sich ein Park befand. Es gab nur wenige Geschäfte, von denen die meisten um 17:00 Uhr schlossen. Außer einem kleinen Café an der Ecke, das sie vom Schlafzimmerfenster aus kaum sehen konnte und in dem nicht viel los war, schien alles bereits geschlossen zu haben.
Dennoch wollte Moira kein Risiko eingehen. Sie lief durch die Küche und schaute in den Kühlschrank, der außer ein paar Coladosen, Wasserflaschen und abgelaufenem Orangensaft nichts weiter enthielt. Das Eisfach bot eine größere Auswahl, wahrscheinlich aß Pennington von der Tiefkühlkost, wenn er aus irgendeinem Grund hierbleiben musste.
Eines der beiden Schlafzimmer war in ein Büro verwandelt worden und wirkte, im Gegensatz zu Penningtons Büro unten, benutzt. Sie durchsuchte zuerst seinen Schreibtisch, auf dem zwar kein Computer stand, sich aber ein Druckerkabel befand, das an einen Laptop und an den in der Nähe stehenden Drucker angeschlossen werden konnte. Außer einer verschlossenen Schublade bot der Schreibtisch nichts Interessantes.
Die Schublade war verhext und verströmte dunkle Energie. Moira zögerte einen Augenblick, brach dann aber doch das Schloss auf und zog sie auf. Der Gestank des Bösen schlug ihr entgegen, und eine Welle heißer Luft streifte sie. Sie schüttelte sich unwillkürlich und hätte die Schublade am liebsten wieder zugeschoben.
Eine Holzschatulle, so dick wie ein Ries Papier, aber halb so
groß, lag darin. Ein Siegel war darauf eingeritzt, das so ähnlich aussah wie das unter dem Altar im Hauptraum – vielleicht waren sie sogar identisch. Das Holz war dunkel und alt, die Ecken abgenutzt und schwarz. Ein dunkeloranges Augenpaar, ähnlich zwei Flammen, blickte in unterschiedliche Richtungen, schien Moira aber dennoch anzuschauen – durch sie hindurchzusehen. Sie hatte das Gefühl, als wäre der Dämon lebendig, und unterdrückte einen Schrei.
Die Schatulle war mit einem Zahlenschloss versehen – die sieben Ziffern darauf so alt, abgenutzt und dunkel, dass sie sie kaum erkennen konnte. Sie wollte die Schatulle schon mitnehmen, doch als sie danach griff, schlugen all ihre Instinkte Alarm. Sie wünschte sich, Anthony wäre bei ihr, denn er wüsste genau, was sich darin befand und wie das Schloss zu handhaben war.
So fotografierte Moira die Schachtel mit ihrem Handy und schickte Anthony folgende Nachricht:
Dieses Ding hier ängstigt mich zu Tode; ich will es nicht anfassen. Es verströmt schwarze Magie – die schwärzeste, die du dir vorstellen kannst. Wenn du aber möchtest, dass ich es mitnehme, mache ich’s.
Sie drückte auf Senden, steckte ihr Handy wieder in die Tasche und wandte sich den Aktenschränken zu. Sie stöberte die Unterlagen auf der Suche nach Hinweisen auf eine Immobilie durch – wo lebte Pennington wirklich? Sie hätte ihr letztes Hemd verwettet, dass er bei Fiona wohnte. Sie scharte ihren inneren Kreis gerne um sich.
Die Kirche des Guten Hirten besaß viele Immobilien, nicht nur in Santa Louisa, sondern im ganzen Land. Moira hätte gerne alles mitgenommen, konnte es aber nicht tragen, und so konzentrierte sie sich auf das, was in und um Santa Louisa lag.
Fiona lebte sicher irgendwo abgeschieden. Am liebsten am Meer, obwohl das für ihre Mutter kein Muss
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