Sündenjagd: Deadly Sins 1 - Roman (German Edition)
darstellte. Im Gegensatz zur Größe des Hauses – das musste großzügig bemessen sein. Opulent. Sie lebte gerne auf großem Fuß und war geschickt darin, Menschen zu manipulieren, sodass sie ihr das gaben, was sie wollte. Alles, einschließlich Geld. Moira fragte sich, über welche Mittel die Kirche des Guten Hirten wohl verfügte – mit ihren dreihundert Mitgliedern war sie weder groß noch klein.
Sie brauchte einige Minuten, doch dann fand sie drei Immobilien in Santa Louisa, die Fionas Ansprüche, zumindest auf dem Papier, zu erfüllen schienen. Moira rief auf ihrem iPhone Google Earth auf und schaute sich Bilder der drei Häuser an. Bei dem ersten handelte es sich um ein viktorianisches Haus in der Innenstadt von Santa Louisa mit einem riesigen Grundstück von zweitausend Quadratmetern, das aber an einer belebten Ecke lag. Das zweite wirkte vielversprechend – es lag in den Bergen, sogar an der gleichen Straße, die zur Mission führte. Diese Ironie würde Fiona gefallen.
Doch als Moira die letzte Immobilie aufrief, wusste sie sofort, dass diese es war. Sie befand sich im Süden, kurz hinter der Bezirksgrenze, und im Umkreis von einer Meile wohnte niemand. Die Schnellstraße war in der Nähe, doch standen keine weiteren Häuser dort. Fiona konnte das Meer sehen, und neben dem Haupthaus, das über sechs Schlafzimmer und acht Bäder verfügte, gab es noch drei weitere abgeschlossene Gebäude. Das war es.
Sollte Fiona dort sein, dann war es auch Rafe. Irgendwie musste Moira herausfinden, wo man ihn festhielt, ohne ihre eigenen magischen Fühler auszufahren.
»Setz all deine Sinne ein, aber konzentriere dich auf dein Gefühl! Du kannst Dinge erspüren, wenn du zulässt, du selbst zu sein«, hatte Rico ihr mehr als ein Mal erklärt. »Fahr deine
Schutzschilde herunter und spüre deine Gefühle! Suche nach ihnen!«
Rafe hatte Angst. War verletzt. Sie könnte es schaffen, ihn zu finden. Sie wollte ihre Schutzschilde nicht herunterfahren – sie hatte Jahre gebraucht, um sie aufzubauen und so die Gefühle anderer nicht zu spüren –, doch für ihn würde sie es tun.
Nur für den Fall, dass sie sich irrte, schnappte sie sich die Unterlagen aller drei Häuser, bevor sie das Zimmer verließ.
Unten angekommen, bemerkte sie sofort, dass etwas nicht stimmte.
Die Wände strahlten Magie, aktive Magie aus. Moira konnte praktisch sehen, wie sich die Energie in dem Zimmer aufbaute. Woher kam sie? Sie war nicht auf sie gerichtet und kam von überall her. Sie drang in das Gebäude ein.
Sie befand sich in der Mitte eines Energiewirbels. Jemand lenkte Energie in das Haus, denn so etwas geschah nicht von selbst.
Es war aber niemand da.
Sie horchte und nahm eine Stimme wahr, die sang. Kam das von unten? Gab es etwa einen Keller?
Moira suchte nach einer weiteren Tür, doch im Haus existierte keine. Sie stellte sich den Weg neben der Kirche vor. Rechts neben dem Hintereingang der Kirche hatte sie eine Tür gesehen. Die hätte sie mal besser überprüft, doch war ihr Plan nicht gewesen, so lange zu bleiben.
Sie lief nach draußen. Die Tür war zu, aber nicht verschlossen. Sie sprach ein Gebet, das ungefähr lautete: Ich hoffe, du da oben bist bester Laune und hilfst mir, denn das hier fühlt sich gerade alles andere als gut an!
Moira stieß die Tür auf. Weihrauch schlug ihr entgegen, als sie leise eintrat. Ganz unten flackerte Kerzenlicht.
Sie bemerkte bereits oben auf der Treppe, dass dies ein Ort war, an dem ständig Rituale stattfanden. Es ging so viel Zauberei
von ihm aus, dass Moira vor lauter Angst am liebsten weggelaufen wäre. Wie sollte sie, eine einzelne Person, so viel schwarze Magie bekämpfen können?
Sie hielt inne und horchte auf die Stimmen. Spürte die Magie um sich herum. Viele der Zaubersprüche waren alt. Sie schwebten zwar immer noch im Raum, waren aber harmlos. Sie konzentrierte sich auf den Zauber, der gerade gesprochen wurde. Auf die Energie, die in den Raum gelenkt wurde. Auf die Energie, die sie oben sah. Auf den Wirbel.
Ari Blair.
War Jared noch bei ihr? Moira konnte durch die Schatten und das Kerzenlicht nicht genau erkennen, was da unten vor sich ging. Dann hörte sie eine männliche Stimme, die zusammen mit Ari sang. Jared. Sie wusste nicht, ob sie erleichtert, wütend oder besorgt sein sollte. Wahrscheinlich alles drei.
Sie hörte, wie Ari verschiedene Namen rief und sie um Hilfe bat. Dabei sprach sie abwechselnd Latein und Englisch, was bei den Laien der Wiccas üblich war.
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