Sündenjagd: Deadly Sins 1 - Roman (German Edition)
Serena.
»Ich brauche dich hier. Wir werden zusammen daran arbeiten, das Dreieck zu durchbrechen.«
Serena starrte ihre Mutter mit offenem Mund an. »Das hast du noch nie vorher gesagt.«
»Was?«
»Dass du mich brauchst. Dass wir zusammen stärker sind.«
Fiona runzelte die Stirn. »Natürlich habe ich das.« Hatte sie?
Serena schüttelte den Kopf. »Vielleicht hast du es gedacht, aber deine Gedanken kann ich nicht lesen.«
»Daran muss es wohl liegen.« Fiona strich ihrer Tochter über die Wange. »Ich weiß, Serena, ich bin streng mit dir, aber nur dadurch wirst du stark. Lass uns weitermachen!«
Serena lächelte. »Ja, Mutter.«
Obwohl Anthony Pater Philip und Lily am liebsten in der Mission gelassen hätte, weil er es dort für am sichersten hielt, befürchtete er, dass es am Ende genauso gefährlich für sie sein könnte, wenn er sie – wo auch immer – allein ließ, als wenn er sie mitnähme.
Das Tabernakel, das er brauchte, lag sicher aufbewahrt in einem Raum der Kirche von St. Francis de Sales in der Innenstadt von Santa Louisa. Vor zwei Jahren war der Gemeindepfarrer an einem Herzinfarkt gestorben. Seither war die Kirche fünf Priestern unterstellt gewesen, die sie jedoch alle aus unterschiedlichen Gründen wieder verlassen hatten, was aus heutiger Sicht eigenartig schien. Der Priester, der am längsten im Amt war, hieß Pater Isaak. Er war aus seinem Ruhestand zurückgekehrt, um sich der immer kleiner werdenden Gemeinde anzunehmen. Anthony hatte vorher nie in Betracht gezogen, dass Hexerei die einzige katholische Kirche in der Stadt von der Ausübung ihrer Tätigkeit abgehalten haben könnte, doch erschien ihm das jetzt als die einzige logische Schlussfolgerung – außer der weit verbreiteten menschlichen Teilnahmslosigkeit.
Es war sieben Uhr abends, als Anthony an der im Dunkeln liegenden Kirche vorfuhr; im Pfarrhaus nebenan brannte nur ein Licht, im Wohnzimmer. Pater Isaak zog sich normalerweise um acht Uhr zur Nachtruhe zurück. Anthony nahm Pater Philip und Lily mit zur Tür, da er sie nicht allein im Wagen lassen wollte.
Pater Isaak brauchte einige Minuten, bis er zur Tür kam. Als er sie öffnete, spürte Anthony die Wellen des Schmerzes, die von dem alten Mann ausgingen, der in den zwei Monaten, seit
Anthony ihn bei seiner Ankunft in der Stadt gesehen hatte, noch einmal sichtlich gealtert war. »Geht es Ihnen gut?«, fragte er.
»Ich bin zwar alt«, antwortete Isaak, »aber es könnte schlimmer sein.«
»Pater, das hier ist Philip Zaccardi von St. Michael auf Sizilien.«
Isaak machte große Augen, als würde ein Heiliger vor ihm stehen. »Hochwürden«, sagte er und verneigte sich tief. »Es ist mir eine große Ehre.«
Isaak unterstützte seit Langem die Bemühungen von St. Michael, da er aber dem Orden nicht angehörte, sprach er nie darüber.
»Danke«, meinte Philip bescheiden. »Wir brauchen ein Tabernakel.«
»Das Original der Mission«, stellte Anthony klar.
Isaak nickte. »Natürlich. Es ist in der Schatzkammer.«
»Wir müssen auch die Eucharistie feiern. Würden Sie das übernehmen, oder darf ich es tun?«, fragte Philip.
»Lasst uns die Wandlung gemeinsam durchführen.«
»Wir haben nicht viel Zeit«, erwiderte Philip. »Ich habe Lily vorhin getauft. Es wird ihr erstes Abendmahl sein.«
Isaak lächelte feierlich. »Ich kenne die Gebete auswendig; lasst uns rasch beginnen! Anthony, du weißt, wie du in die Schatzkammer kommst. Ich werde die Vorbereitungen treffen.«
Anthony zog sein Handy aus der Hosentasche und runzelte die Stirn, als er die Nachricht von Moira sah. Er rief das Bild auf, das sie ihm zugeschickt hatte. Sein Herz versteinerte sich, als er es auf dem Display sah.
»Pater«, sprach er Philip an, »Moira ist auf das hier gestoßen.«
Philip bekreuzigte sich, als er das Bild erkannte. »Das Kainsmal.«
Anthony starrte darauf. »Gott steh uns bei!« Er war nicht überrascht – die Macht, über die Fionas Hexenzirkel verfügte, ließ darauf schließen, dass sie weit vorgedrungen waren – doch das Zeichen zu sehen flößte ihm Angst ein. Hexenzirkel, die Kain heraufbeschworen, waren bösartig und rücksichtslos und nur durch ihren Tod aufzuhalten.
Lily schaute auf das Foto und unterdrückte einen Schrei. Ihre Hände schnellten an ihren Hals, und sie begann vor Angst zu schwanken. »Nein. Nein!«
Anthony fing das Mädchen auf, während es in Ohnmacht fiel.
FÜNFUNDDREISSIG
Es gab zwei Möglichkeiten – zumindest zwei, die Moira kannte
Weitere Kostenlose Bücher