Sündenjagd: Deadly Sins 1 - Roman (German Edition)
Doch dieser gefiel nicht, was ihre Mutter sagte.
»Das verstehe ich nicht.«
»Du wirst nach Belieben zwischen den Welten hin- und herwandern können. Du wirst in der Lage sein, Geister mittels eines Befehls zu lenken und die Wünsche sämtlicher Hexenzirkel der Welt erfüllen.«
»Ich verstehe immer noch nicht …«
»Das wirst du noch!« Fiona verlor die Beherrschung, und Moira verstummte. Sie konnte Fionas Zorn nicht ertragen, nicht an diesem Tag.
Sie war wie eine Prinzessin behandelt worden, und selbst Serena, ihre elfjährige Halbschwester, war aufgeregt. »Du wirst eine Göttin sein. Für immer.«
Moira aber blieb skeptisch. Mittlerin? Göttin? Zwischen den Welten wandern? Das hörte sich an, als würde aus ihr selbst ein Geist werden, der den Wünschen jeder beliebigen Hexe, die ihn heraufbeschwor, Folge leisten musste …
Dann kam diese Nacht …
Moira würde die Schreie der beiden Männer in ihrem Leben nie vergessen können, denen mit einem glühenden Dolch in die Brust gestochen worden war.
Genauso wenig wie den Zorn ihrer Mutter, als Moira sich geweigert hatte, deren Blut zu trinken.
Sowie das Chaos, das anschließend ausbrach und die eingefangenen Dämonen dazu brachte, sich ihrer Fesseln zu entledigen und jene zu quälen, deren Schutzschilde zu schwach waren. Fiona hatte daraufhin all ihre Macht benutzt, um sie in die Hölle zurückzuschicken. Moira half ihr dabei mehr aus Angst als aus Wut.
»Du wirst gehorchen«, sagte Fiona und ging mit einem Dolch, von dem menschliches Blut tropfte, auf sie zu. »Du bist hier, weil ich dich erschaffen habe. Du wirst mir dienen oder verbrennen!«
Moira lief weg, stieß Zaubersprüche aus, ohne sich größere Gedanken darüber zu machen, und hielt so diejenigen auf, die versuchten, sie einzufangen … Sie wusste nicht einmal, wo sie war, bis sie hinausrannte, die französischen Schilder sah und sich fragte, wieso sie die so lange hatte übersehen können. Sie vermochte sich noch nicht einmal an die Reise zu erinnern! Hatte man sie verhext? Stand sie unter einem Bann?
Sie lief weg, versteckte sich, lief weiter, überzog sich selbst mit schützenden Zaubersprüchen und Schilden und was ihr sonst noch einfiel. Sie tat einfach alles. Außer einen Dämon um Hilfe zu rufen.
Der Tod dieser Männer war so falsch – wie hatte Fiona sie nur umbringen können? Für Moira? Damit sie eine Sklavin sein konnte?
In jener Nacht war Moira zum ersten Mal allein, doch Fiona fand sie schon bald und bestrafte sie. Danach spielte Moira die gute Tochter, solange sie konnte. Sie lernte, so viel sie konnte, um gegen ihre Mutter zu kämpfen, sie aufzuhalten. Sie studierte Fionas Feinde, besonders den Orden St. Michael, eine ihrer Mutter besonders verhasste Gruppe.
Und schließlich gelang ihr die Flucht. Dieses Mal wusste sie ihren Aufenthaltsort vor ihrer Mutter geheim zu halten.
Sie hatte schon von Pater Philip vom Orden St. Michael und davon gehört, dass er ihr vielleicht helfen konnte, doch wusste sie weder, wo er lebte, noch, was er für sie tun könnte. Sie versuchte ihn zu finden, indem sie an jeder katholischen Kirche, die sie betrat, verschlüsselte Botschaften hinterließ, ohne zu wissen, wem sie vertrauen konnte. Nach mehr als einem Jahr begann sie, Botschaften von Pater Philip in jenen Kirchen vorzufinden, in die sie mitten in der Nacht ging, um Weihwasser zu stehlen. Nach und nach erzählte er ihr von den Gräueltaten, die ihre Mutter über die Jahre hinweg begangen hatte. Furchtbare Dinge, an denen Moira unwissentlich beteiligt gewesen war. Entsetzt begab sie sich daran, den
von ihnen verursachten Schaden zu beheben und Unrecht wiedergutzumachen. Dabei versteckte sie sich vor Fiona und bemühte sich gleichzeitig um mehr Informationen von dem unauffindbaren Pater Philip.
Ihr wurde erst später klar, dass der Orden St. Michael versucht hatte, sie zu finden. Oder dass sie sie umgebracht hätten, um Fiona daran zu hindern, aus ihr ein Mittlerin zu machen, wäre sie ihrer Mutter nicht entkommen. Und sie verstand immer noch nicht ganz, was es überhaupt bedeutete, eine Mittlerin zu sein!
Nach zwei Jahren der Flucht und Verzweiflung kam es zu einem Treffen zwischen ihr und dem Geistlichen im Morgengrauen in einer Kirche im ländlichen Italien.
Sie erkannte ihn sofort, als sie ihn sah.
»Pater Philip?«
Er nickte und kam ihr über den Steinboden entgegen. Die aufgehende Sonne schien durch die alten Buntglasfenster. Pater Philip war älter, als Moira gedacht
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