Sündenjagd: Deadly Sins 1 - Roman (German Edition)
Bogen nicht, Dad!« Jared trat nach vorn. Moira schaute den jungen Mann an und bemerkte Charakterstärke, männlichen Beschützerinstinkt und Ritterlichkeit, die ihr vorher noch nie an ihm aufgefallen waren. Sie wusste nicht, warum sie so überrascht war, begriff dann aber, dass sie weder Jared noch Lily bisher als Menschen betrachtet hatte, sondern eher als Probleme.
»Du hast mir einiges zu erklären, Jared. Ich bin von dir enttäuscht. Frauen zu vögeln ist eins – du bist achtzehn. Aber deine Freundin da mit hineinzuziehen, dich durch die Betten zu schlafen, zu lügen und dich aus dem Haus zu schleichen – ich weiß nicht, was in dich gefahren ist, aber wenn deine Mutter das wüsste, würde sie sich im Grab umdrehen!«
»Zieh Mom hier nicht mit rein!«
»Wenn sie hier wäre, würdest du dich nicht wie ein solcher Vollidiot benehmen.«
»Mr. Santos«, setzte Lily an, aber der Mann beachtete sie nicht.
Jared wurde rot, lenkte aber nicht ein. »Es geht hier um dich. Du polterst hier rein, beleidigst mich, Lily und Moira und ziehst auch noch voreilige Schlüsse, weil du diese fixe Idee im Kopf hast, ich würde total ausflippen, seit Mom tot ist. Dabei geht es hier viel eher um dich als um mich. Du hast ein schlechtes Gewissen, weil du dich wieder mit jemandem triffst …«
»Wechsle nicht das Thema, und zieh Nicole hier nicht mit rein!«, entgegnete Santos. »Es geht allein um dich und mich.«
»Du hast meine Freundin mit reingezogen!«
Santos sah sich unverhohlen in dem Motelzimmer um. Moira zwang sich, nicht zusammenzuzucken. Das Zimmer in dieser Absteige hatte nichts mit den Zimmern gemein, in denen man sich mit Nutten traf.
»Und sieh nur, wo ich dich aufgegabelt habe!«
»Lenk nicht ab! Mom ist an Krebs gestorben. Ihr Sterben zog sich über Jahre , und ich habe jede einzelne Minute davon gehasst, weil ich sie nicht verlieren wollte, aber ich habe es akzeptiert. Und ich bin derjenige, der ich bin, weil Mom mich ermahnte, stark zu sein. Ich flippe weder aus, noch lüge ich. Und das Mindeste, was du tun könntest, wäre, mir zuzuhören!«
»Zuhören? Du hast dich aus dem Haus geschlichen …«
»Ich bin achtzehn.«
»Du streckst immer noch die Füße unter meinen Tisch, und da verlange ich Respekt von dir.«
»Du würdest nicht verstehen …«
»Ich wusste noch nicht einmal, wo du letzte Nacht warst! Wie sich herausstellt, an einem Tatort, und du hast auch noch eine Freundin von dir tot zurückgelassen! Was, wenn du sie hättest retten können?«
Lily war den Tränen nahe, als Jared zurückgab: »Abby war bereits tot, als Moira und ich dort ankamen, und Lily steckte in Schwierigkeiten.«
»Und da hast du nicht die Polizei gerufen? Oder Lily in ein Krankenhaus oder zur Wache gebracht?« Santos trat über die Türschwelle. Moira zuckte zusammen, ihre Instinkte schlugen Alarm. Stand da etwa ein Dämon vor ihr? Aber er war, ohne zu zögern oder eine Reaktion zu zeigen, über den Streifen mit Salz gegangen. Sie machte einen Schritt zurück und blieb mehr als eine Armlänge von dem Polizisten entfernt stehen. Diese Situation … fühlte sich eigenartig an. Übertrieben. Vielleicht, weil er
einen so unglaublich sturen Eindruck machte, obwohl Moira an so etwas gewöhnt war. Sie betrachtete ihn vorsichtig und versuchte, das Zittern ihrer Hände zu unterbinden.
Sie selbst hatte noch nie vorher einen Dämon ausgetrieben oder jemanden vor einem Dämon geschützt. Abgesehen davon waren Teufelsaustreibungen am sichersten, wenn sie unter bestimmten Bedingungen – also mit einer Geisterfalle zum Schutz des Teufelsaustreibers und des Opfers – stattfanden. Hier aber gab es kein Sicherheitsnetz. Sie müsste das Opfer mit ihrem Messer – einem ganz besonderen Messer – niederstechen, in der Hoffnung, eine Hauptschlagader zu treffen, um so den Dämon zu bezwingen, den Unschuldigen dabei aber nicht zu töten.
Selbst dann könnten immer noch Probleme auftreten. Der Dämon könnte zum Beispiel auch nach dem Ritual immer noch stark genug sein, um jemand anders in Besitz zu nehmen. Oder er könnte eine eigene Gestalt und Form annehmen.
»Dad«, begann Jared, »Lily brauchte etwas Zeit für sich, bevor sich sämtliche Eltern auf sie stürzen. Ich wollte sie nach Hause bringen und dann mit Sheriff McPherson reden. Das werde ich auch tun, ich verspreche es dir. Gib uns nur eine Stunde!«
»Du hast die Schule heute Morgen geschwänzt und dich an Lilys Vergehen mitschuldig gemacht. Ich bringe Lily nach Hause
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