Sündenjagd: Deadly Sins 1 - Roman (German Edition)
– ihre Mutter ist außer sich vor Sorge –, und dann setzen wir beide uns mit Sheriff McPherson zusammen.«
Moira konnte nicht zulassen, dass Lily allein war. Fiona brauchte dieses Mädchen aus irgendeinem Grund. »Sie können hierblieben«, bot Moira an. »Das macht mir nichts aus.«
Deputy Santos schaute sie an, als wäre sie Abschaum. Moira richtete sich auf, dennoch fühlte sie sich durch seine heftige Ablehnung unterlegen und in die Defensive gedrängt.
»Ms. O’Donnell, Sie haben schon genug Ärger verursacht.«
»Ich habe überhaupt nichts getan!«
»Ihretwegen hat Jared mich belogen. Sie haben ihn in Gott weiß was hineingezogen – Sexspiele vielleicht? Ich weiß es nicht, aber Abigail Weatherby ist tot, und sowohl Sie als auch mein Sohn waren bei der Leiche.«
Lily ergriff das Wort und riss dabei ihre großen braunen Augen auf. »Mr. Santos, ich war da, als Abby starb. Jared versuchte, mich zu finden, und kam erst später hinzu. Er hat nichts damit zu tun! Es war ein furchtbarer Unfall und …«
»Lily«, unterbrach Moira sie.
»Halten Sie sich raus, oder ich nehme Sie mit aufs Revier!«, befahl Santos.
»Ich werde Lily nach Hause bringen«, erklärte Moira und griff nach einem letzten Strohhalm. Jemand musste auf das Mädchen aufpassen.
»Dad …«
»Genug jetzt!« Santos’ Gesicht lief rot an. »Jared, Lily, ihr kommt jetzt mit mir, oder ich verhafte euch!«
»Sie können nicht …«
Santos ging einen Schritt auf Moira zu. »Halten Sie Ihren Mund! Ich will kein Wort mehr von Ihnen hören. Mir ist diese seltsame Begebenheit von heute Morgen auf der Wache zu Ohren gekommen, in die Sie verwickelt waren. Sie üben einen schlechten Einfluss auf diese Kinder aus; Sie verursachen nichts als Ärger. Ich weiß nicht, was Sie im Schilde führen, aber soweit es meinen Sohn betrifft, hat das jetzt ein Ende! Noch ein Wort von Ihnen, und Sie sitzen in fünfzehn Minuten wieder im Gefängnis!«
»Ist schon in Ordnung«, lenkte Jared ein. »Ich werde mich um Lily kümmern.« Er griff nach der Hand seiner Freundin.
Nichts war in Ordnung, doch Moira sah keinen anderen Ausweg mehr. Sie konnte unmöglich zurück ins Gefängnis und war sich sicher, der Polizist würde sie verhaften, wenn sie ihn nicht
gewähren ließ. So oder so wäre Lily zu Hause allein und ohne Schutz. Aber noch schlimmer wäre, Santos würde Moiras Waffe und ihr Messer finden und ihr beides abnehmen. Dann wäre sie wiederum schutzlos, und das konnte sie sich Fiona gegenüber nicht leisten. Irgendetwas brauchte sie zu ihrer Verteidigung: ohne Waffen, einen offenen Raum oder Zauberei.
Moira blieb nichts anderes übrig, als sie ziehen zu lassen.
»Nun« sagte Hank. Er trat durch die Tür und schaute in den grauen bewölkten Himmel. Der Tag sah genauso düster aus, wie Moiras Laune es war.
Jared hob Lily vom Bett.
»Ich bin sicher, dass sie gehen kann«, spottete Hank.
»Sie hat vom Laufen Schnittwunden an den Füßen«, entgegnete Jared ruhig. Moira sah hinüber; Lily trug keine Schuhe und hatte ein Paar von Moiras Socken angezogen, durch die unten Blut sickerte.
»Sei vorsichtig!«, flüsterte sie Jared zu, als er an ihr vorbeilief. »Ruf mich an, wenn etwas ist!«
Jared raunte zurück: »Nimm meinen Wagen!« Er nickte in Richtung der Schlüssel, die sie immer noch in ihrer Hand hielt.
Hank warf einen Blick zurück über seine Schulter, doch Moira hatte die Schlüssel bereits in ihre Hosentasche gesteckt. »Jared!«, blaffte Hank ihn an.
Moira starrte auf Hanks Nacken. Sein Haar war zwar nicht geschoren, aber sehr kurz geschnitten, und es schien, als befände sich direkt über seinem Kragen getrocknetes Blut. Sie hätte beinahe etwas gesagt, doch dann bewegte er sich, und sie bemerkte, dass es sich nicht um Blut, sondern um ein Muttermal handelte. Ein Feuermal, das sich in der Mitte am Ansatz seines Kopfes befand und bis zu seinem Kragen hinunter reichte.
Sie war müde. Nein, eher erschöpft, und sie hatte wohl Halluzinationen. Doch zum Ausruhen blieb ihr keine Zeit. Zuerst musste sie Raphael Cooper finden, das stand ganz oben auf
ihrer Liste, und danach Abby Weatherbys Leiche beseitigen, bevor Fiona sie in die Hände bekam oder Abbys rachsüchtigen Geist heraufbeschwor. Sie musste wohl oder übel auch Anthony anrufen und ihn drängen, Lily im Auge zu behalten. Er könnte sicherlich etwas tun, immerhin schlief er mit der wichtigsten Gesetzeshüterin der Stadt.
Moira wartete, bis Hank mit Jared und Lily weggefahren war.
Weitere Kostenlose Bücher