Sündenjagd: Deadly Sins 1 - Roman (German Edition)
nahm die provisorische Kompresse von ihrem Rücken, die von dem geschmolzenen Eis nass war, und fügte frisches Eis hinzu. Ihr tat der ganze Körper weh; sie würde eine ganze Badewanne voller Eis brauchen, um den Schmerz zu betäuben und die Schwellung zu lindern. Sie legte die Kompresse auf ihren Hinterkopf, denn ihr Rücken war inzwischen so kalt, dass die Prellungen kaum mehr zu spüren waren.
»Irgendetwas lief schief, und du bist fortgelaufen«, warf Moira ein, denn sie wollte endlich zum Ende von Lilys Geschichte kommen, um dann zu entscheiden, was sie mit ihr machen sollte, während sie ihre Freunde und alle, die vorgaben, ihre Freunde zu sein, anrief, um herauszufinden, was Arca bedeutete. Es handelte sich um eine Art Gefäß. Nur was besaß Lily, dass es für Fiona so wertvoll war? »Und du bist sicher, dass du Dämonen gesehen hast? Wie sahen sie aus?«
»Dunkel. Dicker Rauch stieg aus ihnen hoch. Sie besaßen eine richtige Gestalt – Gesichter und Schwänze, nicht wie bei
uns. Sie änderten ihre Gestalt, schauten dann eher aus wie Tiere – Ungeheuer – und nicht wie Menschen. Obwohl sie auch etwas Menschliches hatten.« Sie unterdrückte ein Schluchzen, und Jared setzte sich neben sie auf die Bettkante, um ihre Hand zu nehmen.
»Ist schon in Ordnung«, murmelte er.
»Ich wollte nicht hinsehen und habe meine Augen geschlossen, aber dann hat dieser Fremde zu mir gesagt, ich solle weglaufen oder ich würde sterben.«
Moiras Kopf schnellte hoch. »Ein Fremder? Was für ein Fremder? Jemand aus dem Hexenzirkel?«
»Nein – er tauchte auf, direkt nachdem Abby gestorben war. Einfach so. Und er begann, diese Dinge zu sagen – ich habe ihn nicht verstanden. Er sprach in einer ganz eigenartigen Sprache, und dann schaute er mich an und sagte, ich solle weglaufen oder ich würde sterben. Da bin ich gelaufen. Und dann hörte ich diese Schreie, es waren die unmenschlichsten, die ich je in meinem Leben gehört habe. Ich sah mich um, und der Himmel wirkte, als würde er brennen. Um den Kreis herum blitzte und donnerte es, und es wurde geschrien. Und dann waren sie plötzlich alle weg, als wären Abertausende von Vögeln in die Luft geflogen. Ich dachte, der Fremde wäre hinter mir. Ich hatte Angst vor ihm, aber er hat mir das Leben gerettet. Ich dachte, er wäre vielleicht ein Engel, aber das war er nicht. Er lief, genau wie ich, aber dann war er nicht mehr hinter mir, und ich war allein.«
»Beschreib mir diesen Fremden!«, verlangte Moira und fügte hinzu: »Bitte!«
»Er trug so einen grünen Krankenhauskittel – so wie Chirurgen oder Sanitäter sie anhaben. Er sah krank aus – ganz blass. Hatte dunkles Haar, schwarz oder dunkelbraun. Seine Augen – ich weiß nicht, die waren so … so ehrlich. Sehr ehrlich – ich kann’s nicht erklären, aber als er sagte, ich solle laufen, bin ich
gelaufen. Ich habe ihm vertraut. Er hat die Leute dort aufgehalten, sie daran gehindert, mich zu töten, aber für Abby war es schon zu spät.«
Lily musste weinen. Jared zog sie an seine Brust und wiegte sie tröstend.
Moira zog ihr iPhone heraus und rief die Seite der lokalen Zeitung von Santa Louisa auf. Ihr schossen plötzlich das Gespräch mit Pater Philip und Fionas Worte im Gefängnis durch den Kopf – sie wusste etwas, das sie nicht wussten, und Moira glaubte, herausgefunden zu haben, was es war.
Sie rief die Artikel zur Mission Santa Louisa de los Padres auf. Überflog sie. Anthony Zaccardi, Architekt für historische Gebäude, baut die Mission wieder auf … das Feuer … die Morde …
Jared fragte: »Was machst du da?«
»Ich habe eine Idee, wer dieser Mann sein könnte, und versuche gerade ein Bild von ihm zu finden.«
Moira klickte Artikel für Artikel auf dem kleinen Display an, bis sie fand, wonach sie suchte.
Vier Monate vor den Morden wurde Raphael Cooper, Psychologe und Seminarist von St. John’s in Menlo Park, vom Vatikan an die Mission Santa Louisa de los Padres berufen. Kardinal Samuel Benvenuti, ein Sprecher des Vatikans, lehnte jeglichen Kommentar ab und veröffentlichte eine kurze schriftliche Stellungnahme, die besagt: »Die Gebete des Heiligen Stuhls gelten den Opfern dieser skrupellosen Tat und der vollständigen Genesung von Mr. Cooper.« Ein Sprecher des Seminars von St. John sagte lediglich, Mr. Cooper wäre als kleines Kind von seinen Eltern ausgesetzt worden und in einem Waisenhaus aufgewachsen. Er hatte bei seiner Einreise vor zwölf Jahren in Kalifornien die
Weitere Kostenlose Bücher