Sündenjagd: Deadly Sins 1 - Roman (German Edition)
Krankenhauspersonals gestohlen hatte –, sah er zwar blass aus, ging aber entschlossen mit langsamen, sicheren Schritten. Er schaute weder in die Kamera, noch versuchte er sich vor ihr zu verstecken, um nicht erkannt zu werden.
Die letzte Kamera, die ihn einfing, war vor den Türen der Notaufnahme installiert. Er lief geradewegs aus dem Krankenhaus hinaus.
»Wie wacht man normalerweise aus einem Koma auf?«, fragte Skye Coopers Arzt, Richard Bertrand.
»Das ist ganz unterschiedlich. Ich habe schon einmal einen Komapatienten erlebt, der nach acht Tagen ohne irgendwelche Folgen aufgewacht ist und einfach aus der Tür gehen konnte. Mr. Cooper erhielt zwar jeden Tag Physiotherapie und eine erstklassige Versorgung, aber seine Muskeln müssten sich nach zehn Wochen zurückentwickelt haben und er somit zu schwach
sein, um gehen zu können. Normalerweise erstreckt sich eine vollständige Genesung über Wochen. Mr. Coopers Bewusstlosigkeit – technisch gesehen ein Koma – war aber an sich schon ungewöhnlich. Wie ich Ihnen erklärt habe, als er damals im November hier ins Krankenhaus kam, hatte er kein Schädeltrauma, keinen Tumor, kein Aneurysma und auch keine Hirnschädigung. Sein Hirn zeigte Anzeichen eines REM-Schlafs, aber wenig Aktivität während seiner sogenannten Wachphasen. Er stellt einen atypischen Fall dar. Zwar ist er nicht der einzig dokumentierte, sicherlich aber doch ein sehr seltener Fall.«
Skye war verärgert und besorgt. Was brachte ihrer Untersuchung diese Einschätzung? Sie musste mit Cooper reden; er war strenggenommen ein wichtiger Zeuge für die Morde in der Mission. Sie konnte ja schlecht in ihren Bericht schreiben, dass ein Dämon darin verwickelt gewesen war.
Martin Truxel, der Bezirksstaatsanwalt, wäre das größte Problem. Er hatte ihr deutlich zu verstehen gegeben, dass Cooper sein Hauptverdächtiger war, woraufhin sie ihn daran erinnerte, dass er Staatsanwalt und kein Polizist wäre, was ihn wiederum dazu veranlasste, ihr direkt ins Gesicht zu sagen, dass sie den ganzen Fall verbockt hätte und bestimmt nicht mehr wiedergewählt würde.
Es war ein offenes Geheimnis, dass der Bezirksstaatsanwalt den Hilfssheriff, Thomas Williams, unterstützte, der sich vor Kurzem für das Amt des Sheriffs hatte aufstellen lassen und somit Skyes Gegenkandidat war. Die Wahl sollte in fünf Monaten stattfinden, und wie es aussah, würde sie sich wohl zwischen Skye und Williams entscheiden. Dadurch, dass Cooper aus dem Koma erwacht und einfach aus dem Krankenhaus marschiert war, rückten die Morde wieder ins öffentliche Interesse und würden erneut ihren Weg auf das Titelblatt der lokalen Zeitung finden. Die Leserschaft des Santa Louisa Courier umfasste zwar nur ein kleines Gebiet, doch die vierköpfige Redaktion war hartnäckig. Jeder in der Stadt las die Zeitung, gab Kommentare auf ihrer beliebten Webseite ab und glaubte, was gedruckt wurde. Wenn The Courier es schrieb, dann musste es wahr sein.
Zu allem Übel lagen auch noch jeden Tag Nachrichten von einem Gerichtsreporter auf Skyes Tisch, der gerade an einem verdammten Buch über die Mission und die Morde arbeitete. Alles in allem genug, um Skye die Hände über dem Kopf zusammenschlagen zu lassen und eine einseitige Anzeige im Courier zu schalten, in der jeder ganz genau darüber in Kenntnis gesetzt wurde, was sich abgespielt hatte – einschließlich dämonischer Besessenheit.
Dann allerdings würde Williams auf jeden Fall die Wahlen gewinnen; ihr bester Freund, Detective Juan Martinez, käme entweder ins Gefängnis oder in eine psychiatrische Anstalt; und sie würde wahrscheinlich von der Familie des Polizeibeamten, der auf den Klippen starb, wegen widerrechtlicher Tötung verklagt werden. Von der strafrechtlichen Verfolgung wegen grober Fahrlässigkeit einmal ganz zu schweigen. Denn wer würde ihr schon glauben, dass ein Dämon – ganz zu schweigen Hexen! – an den Morden in der Mission oder an dem Feuer auf den Klippen, das zwei Nächte später ausgebrochen war, beteiligt gewesen waren? Niemand.
»Und niemand hat ihn gesehen?«, fragte sie Dr. Bertrand ungläubig, da sie sich nicht vorstellen konnte, dass ein früherer Komapatient einfach selbst das Krankenhaus verlassen konnte, ohne von irgendjemandem aufgehalten zu werden.
»Eine Schwester überprüfte vor dem Schichtwechsel um 23:00 Uhr seine lebenswichtigen Organe. Um 1:00 Uhr nachts, als die neue Schicht arbeitete, ging die Schwester, die ihre Runde machte, davon aus, er wäre
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