Sündenjagd: Deadly Sins 1 - Roman (German Edition)
Mein Motelzimmer ist nicht mehr sicher. Wie wär’s mit der Wohnung deiner Freundin? Oder eine uns freundlich gesinnte Kirche hier in der Umgebung?«
Anthony dachte nach, wusste aber, dass keiner der beiden Vorschläge funktionieren würde. »Es gibt da ein Hotel an der Küste, das Santa Louisa Coastal Inn. Ich kenne den Besitzer, er ist ein Freund von mir. Ich werde ihn anrufen, ein Zimmer auf deinen Namen reservieren und ihm Bescheid geben, wann du kommst.«
»Warum können wir nicht …«
Er wusste, was sie fragen wollte. »Ich möchte mit Rafe sprechen, bevor die Polizei es tut.«
Nachdem Moira eingehängt hatte, gab Anthony Lilys Adresse in Skyes GPS ein und rief dann Pater Philip an. Ihm war egal, wie spät es in Italien war. Er war überrascht zu hören, dass der Pater schon abgereist war.
»Wann hat er sich auf den Weg nach Olivet gemacht?«, erkundigte er sich.
»Einen Moment«, sagte der Mönch. Ein paar Augenblicke später meldete sich Bischof Pietro Aretino am anderen Ende.
»Anthony, Philip fährt nicht nach Olivet. Er ist auf dem Weg nach Santa Louisa.«
»Warum? Er hat mir gesagt …«
Der Bischof unterbrach ihn. »Er hatte seine Gründe, doch er hat St. Michael noch vor dem Morgengrauen ohne seinen Begleitschutz verlassen.«
»Was?!« Angst kroch in Anthony hoch. Dass Pater Philip die Zufluchtsstätte verließ, um nach Santa Louisa zu reisen, war schon gefährlich genug, aber dass er das auch noch ohne seinen Leibwächter tat, war leichtsinnig. Sie beide wussten, dass sein Leben in großer Gefahr war. Er gehörte dem inneren Rat an und verfügte über Informationen, die nur wenige besaßen. Besonders
Hexenzirkel hätten diese liebend gerne besessen und sich darauf gefreut, sie aus einem alten Priester herauszupressen.
»Wir wissen nicht, wann genau er St. Michael verlassen hat, aber John macht sich jetzt auf den Weg. Wir hoffen, Philip noch einholen zu können, bevor …«
»Das wird schon zu spät sein! Wir stecken hier mitten in einer Krise«, schnitt Anthony ihm das Wort ab. »Die sieben Todsünden wurden freigelassen.«
»Du denkst, Santa Louisa ist das einzige Problem, mit dem wir es gerade zu tun haben?«, entgegnete Pietro tadelnd. »Unsere Reihen sind so ausgedünnt wie nie zuvor. Ich habe Rico losgeschickt, aber er muss sich um seine eigenen Leute kümmern und sie schützen, sonst ist jegliche Hoffnung verloren. Im Vergleich zu all den anderen Krisenherden hast du in Santa Louisa noch die stärkste Gruppe. Sei vorsichtig, Anthony! Gott schütze dich.«
Er hatte diesen Segen bitter nötig, wenngleich der Leitspruch von St. Michael Gott hilft jenen, die sich selbst helfen lautete.
Anthonys Aufgabe lag vor ihm. Als er endlich die tückischen Berge hinter sich gelassen hatte, gab er Gas und hoffte, nicht zu spät zu kommen, um Lily, die Arca, zu retten.
FÜNFZEHN
Within my envy, within my envy, within my envy grows
CALM, »Envy«
Chris konnte Ari nach der Schule nicht finden. Ein paar ihrer Freundinnen meinten, sie wäre nach der Mittagspause nicht zurückgekommen. Er versuchte, sie auf ihrem Handy zu erreichen, doch sie ging nicht ran. Er wollte ihr erzählen, dass er mit dem Sheriff gesprochen hatte, aber nicht, um sie in Schwierigkeiten zu bringen, sondern weil er sich um sie sorgte.
»Hey, Kidd, du bist spät dran«, begrüßte sein Freund Travis ihn, als Chris den Umkleideraum betrat.
Er hob kurz den Kopf und nickte ihm zu. »Einen Moment«, sagte er. Er hinterließ eine weitere Nachricht für Ari, griff dann nach seiner Tasche im Spind und lief zur Tür hinüber, wo Travis auf ihn wartete. Sie waren die beiden letzten Spieler, die noch zum Bus mussten.
Travis Ehrlich war einer der wenigen schwarzen Jungen an der Highschool, und Chris war seit dessen erstem Tag an der Schule mit ihm befreundet. Travis war in der siebten Klasse nach Santa Louisa gezogen. In der neunten Klasse war Travis fast unbemerkt in die Schulmannschaft aufgenommen worden. Talentsucher der NBA hatten sich ihn angeschaut, und die UCLA – eine der Universitäten der PAC-10-Liga – hatte ihm ein Stipendium angeboten, wo er wahrscheinlich in seinem ersten Studienjahr spielen würde.
Das Einzige, woran Chris an diesem Tag denken konnte, war, Travis zu beneiden, hatte er doch alles, was er wollte – und war er nicht auch ständig während der Versammlung um Ari
herumgegeistert? Warum hatte Ari die Schule so früh verlassen?
Er schüttelte den Kopf, da die Kopfschmerzen, die ihn
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