Sündenkreis: Thriller (German Edition)
Mädchenkörper liegen, sah, wie er auf und nieder zuckte und hörte sein Stöhnen, während neben ihm Wolfgang Franke und Max Frenzel mit lüsternen Gesichtern zusahen, wie er kam. Frieder Wörth blickte zu seinem Sohn und fühlte die Scham über sein Gesicht kriechen. Und doch konnte er nicht leugnen, dass es ihm Spaß gemacht hatte. Sophie schien noch immer keine Ahnung davon zu haben, was wirklich in der Nacht der Weihe mit ihr geschehen war. Jedenfalls begegnete sie ihm, Wolfgang und Max nach wie vor scheinbar gänzlich unbefangen.
»Wie ich es vorhin schon sagte, ihr müsst immer wachsam sein. Ich glaube nicht, dass diese Reporter so dreist sein werden, euch auf euren Arbeitsstellen zu belästigen, aber seid stets gewappnet. Lasst euch nicht auf Gespräche ein, auch wenn sie belanglos scheinen. Geht eurer Arbeit nach und haltet euch ansonsten von allem fern.« Romain Holländer ließ seinen Blick über die Leute gleiten. Was er sah, schien ihn zufriedenzustellen, denn er fuhr fort. »Das zweite Gebot lautet: Es werden keine Fremden mehr auf unser Gelände gelassen. Egal, welche Ausreden sie vorbringen. Das gilt ausnahmslos. Wir werden morgen auch am Seiteneingang eine Überwachungskamera installieren. Die Geschehnisse an beiden Eingängen werden auf eine Festplatte aufgezeichnet. Dazu kommen Bewegungsmelder an der gesamten Begrenzungsmauer, die wir am Wochenende anbringen werden. Für die lückenlose Beaufsichtigung der Kontrollmonitore werden wir morgen nach der Andacht gemeinsam einen Plan erstellen. Ich freue mich über jeden, der sich am Dienst an der Gemeinschaft beteiligen will. Ihr könnt nachher zu mir kommen und mir eure Wunschzeiten für den Bereitschaftsdienst mitteilen.« Romain Holländer ließ die Arme, die er immer noch in Hüfthöhe gehalten hatte, herabsinken, lächelte kurz und wurde sofort wieder ernst. »Das dritte Gebot heißt: Steht eurem Nächsten bei. Auch in schwierigen Situationen. Bietet Gespräche an. Denkt immer daran: Die Gemeinde hat keine Geheimnisse voreinander. Jeder steht für jeden ein, es gibt nichts zu verbergen. Wenn ihr selbst nicht weiterwisst, so kommt zu mir.«
Frieder Wörth unterdrückte ein Prusten. Das hieß doch nichts anderes als: Spioniert allen nach und wenn ihr etwas herausfindet, sagt es dem Chef. Außerdem stimmte es hinten und vorne nicht. Nichts zu verbergen ? Und wie sie etwas zu verbergen hatten! Was war mit den regelmäßig stattfindenden »Weihen«, bei denen die jungen Mädchen in »die Gemeinde aufgenommen« wurden? Er selbst war zwar nur einmal dabei gewesen, aber es war anzunehmen, dass diese Ereignisse immer nach dem gleichen Schema abliefen. Das war Sünde. Wenn die Journalisten das herausfanden, konnten sie hier dichtmachen.
»Ich danke euch.« Romain Holländer ließ ein gütiges Lächeln erstrahlen. »Gemeinsam werden wir allen Widrigkeiten standhalten! Habt ihr Fragen?« Während das Gemurmel wieder einsetzte, dachte Frieder an den heutigen Abend. Das Haus der Gemeinde würde eine richtige Festung werden. Wenn er richtig zugehört hatte, wurde die Überwachungstechnik erst morgen installiert, aber das Gebot, dass niemand das Gelände allein verlassen sollte, galt ab sofort. Er legte die Hand auf den Arm seines Sohnes und dachte an die beiden Journalisten heute Nachmittag und die Visitenkarte, die er aus unerfindlichen Gründen noch immer in der Hosentasche hatte. Wie sollte er es anstellen, heute Abend ungesehen das Haus zu verlassen?
Und was hielt ihn überhaupt noch hier? Die Ziele der Gemeinschaft waren ihm zunehmend suspekt. Manches, was hier geschah, war Sünde, manch einer der Gefährten ließ wahre Gottesfurcht vermissen. Er musterte Marcel. Der Junge war in den letzten Monaten schmal geworden und hatte Augenringe. Fühlte er sich noch wohl hier? Die Gemeinschaft war Frieder immer wie ein sicherer Hafen für seinen Sohn vorgekommen, besonders nach dem Weggang von Susann. Gleich mehrere Mütter hatten sich des Jungen angenommen, er hatte Freunde hier, und die Gemeinde bot ihm Schutz vor den Wirren des Alltags. Marcel war ein scheues Kind. Es würde ihm nicht leicht fallen, da draußen neue Freunde und Spielgefährten zu finden. Frieder zwinkerte seinem Sohn zu und drückte leicht dessen Arm. Er würde die Entscheidung darüber, was das Beste für sie beide wäre, vertagen. Jetzt musste er sich erst einmal überlegen, wie er nachher von hier verschwinden und in der Nacht oder morgen früh zurückkehren konnte, ohne dass es jemandem
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