Sündenkreis: Thriller (German Edition)
auch in der Personalakte hinterlegt werden.«
»Ändert das denn etwas an der Abmahnung?«
»Nein. Du legst damit nur deinen Standpunkt dar. Habt ihr einen Betriebsrat? Der könnte vermitteln.«
»Leider nein.«
»Das ist schlecht.« Mark zog ein Gesicht.
»Das Beste weißt du ja noch gar nicht.« Lara stand auf und ging zum Fenster. Sie sah ihr unscharfes Spiegelbild in der dunklen Scheibe, der Mund bewegte sich lautlos. »Tom hat mir vorgeworfen, ich hätte eine Affäre mit Jo.« Das Wort »Affäre« sprach sie ein bisschen verächtlich aus. »Und dass so etwas der Arbeitsmoral schade und er sich das verbitte.«
»Er hat was?« Mark sog scharf die Luft ein. Lara starrte weiter auf die Spiegelung ihrer Küche. »Das sagt ja der Richtige!« Sie sah, wie Mark sich die Stirn rieb, bevor er weitersprach. »Stimmt es denn?«
»Nicht wirklich.« Jetzt drehte sie sich langsam um. Marks Augen schienen sich durch sie hindurchzubrennen. »Er hat beobachtet, wie wir früh zusammen angekommen sind. Jo ist bei mir mitgefahren. Daraus hat er dann seine Schlussfolgerungen abgeleitet.«
»Du musst dich mir gegenüber nicht erklären.«
»Ja, aber da war nichts!« Noch nicht jedenfalls. »Wir gehen ab und zu miteinander essen oder ins Kino. An besagtem Abend war ich gerade von der Modenschau bei Rootdesign gekommen und ziemlich fertig. Zwei, drei Grog haben mir den Garaus gemacht, und ich bin auf Jos Couch eingeschlafen. Am nächsten Morgen habe ich ihn dann mit in die Redaktion genommen und Tom hat uns gesehen.« Sie setzte sich wieder an den Küchentisch. War Mark erleichtert, oder täuschte sie sich? »Ich wüsste nur gern, warum Tom mich dermaßen auf dem Radarschirm hat. Das ist ja nicht das erste Mal, dass er mich maßregelt. Zuerst, als Hampenmann noch da war, dachte ich, dass er mich als Konkurrentin sieht. Aber Tom hat bekommen, was er wollte – Hampenmanns Posten als Redaktionsleiter. Das kann es also nicht sein.«
»Vielleicht ist er eifersüchtig?«
»Auf mich?«
»Irgendwann hat er dich doch mal angegraben, oder? Als du noch neu in der Redaktion warst.«
»Das ist Jahre her!«
»Du hast ihn abblitzen lassen. Das hat ihn in seiner Eitelkeit gekränkt. Tiefer wahrscheinlich, als er zuzugeben bereit ist. Womöglich wurmt es ihn noch heute. Alles nur Theorien, wohlgemerkt.« Mark lächelte. »Hast du etwas zu trinken im Haus?«
»Rotwein?«
»Ich dachte eher an etwas Alkoholfreies.« Sein Mund zog sich noch ein wenig mehr auseinander und ließ die ebenmäßigen Zähne sehen.
»Oh. Na klar. Wasser, Saft, Milch, Kaffee, Tee.« Mark entschied sich für Saft.
»Dreh den Spieß doch einfach um! Er wirft dir eine Affäre vor, du wirfst ihm seine Affäre vor, ganz einfach. Statt dich immer zu rechtfertigen, solltest du selbst aktiv werden und ihm zeigen, dass du dir nicht alles bieten lässt. Und der gute Tom Fränkel hatte, wenn ich mich recht erinnere, nicht nur eine Affäre mit Kolleginnen.«
»Mit Praktikantinnen.«
»Schlimmer noch! Halbe Kinder waren das zu der Zeit doch. Du hast doch die Aufzeichnung noch, in der er es am Telefon zugibt?«
»Ja. Er wird mich dafür hassen!«
»Vielleicht zieht er auch den Schwanz ein. Ich glaube, er ist ein Schwächling. Sobald man ihm Paroli bietet, kuscht er. Du musst das aber selbst in die Hand nehmen. Ich kann das nicht für dich erledigen und Jo auch nicht.« Lara runzelte die Stirn.
»Ich denke darüber nach. Einen Versuch ist es wert. Schlimmstenfalls kündige ich.«
»Das wäre aber wirklich eine übertriebene Reaktion!«
»Ich denke schon eine ganze Zeit darüber nach, mich selbstständig zu machen.«
»Und dann kommt ein Festangestellter und nimmt dir einen Auftrag weg.«
»Bitte? Meinst du das ernst?«
»War ein Spaß, Lara. Aber im Ernst. Überleg dir das reiflich. Es ist ein schwerwiegender Schritt.«
»Das tue ich schon. Lass uns über etwas anderes reden. Ich war gestern noch einmal bei diesem Sektenbeauftragten, den du mir genannt hast, und habe ihm den Text von Nina Bernsteins Rücken gezeigt.«
»Konnte er was damit anfangen?«
»Er hat mir ein paar Anhaltspunkte genannt, will aber beide erst Wort für Wort übersetzen. Ach, Mist« – Lara runzelte die Stirn –, »jetzt habe ich doch schon wieder vergessen, mich bei ihm nach der Bedeutung dieser Wörter auf der Stirn zu erkundigen! Ich habe zwar schon selbst nachgeforscht, aber allein bei Asmodaeus findet man die widersprüchlichsten Erklärungen.«
»Vielleicht ist es sogar besser, dass
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