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Sündenkreis: Thriller (German Edition)

Sündenkreis: Thriller (German Edition)

Titel: Sündenkreis: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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tuschelten miteinander. Drei Reihen weiter vorn winkte Frank Schweizer. Lara kämpfte sich dem Menschenstrom entgegen. Frank würde ihr sagen können, was in der letzten halben Stunde passiert war.
    »Es sind vier weitere Verhandlungstermine anberaumt. Für Freitag hat das Gericht mehrere Zeugen und zwei Gutachter geladen. Einer der Gutachter hat die Schuldfähigkeit des Angeklagten geprüft.«
    »Gut, danke.« Lara klappte ihr Notizbuch zu. »Ich habe vor mich hin geträumt und nur die Hälfte mitbekommen. Wenn wir unsere Diktiergeräte benutzen dürften, wäre alles viel einfacher.«
    »Das passiert mir auch manchmal. Kommst du noch mit auf einen Cappuccino?«
    »Nein, ich muss dringend telefonieren und dann habe ich noch einen Termin.« Sie schlüpfte in ihren Mantel und zog die Handschuhe aus der Tasche. »Beim nächsten Mal gern.«
    »Alles klar. Dann bis Freitag.« Frank Schweizer verschwand in Richtung der Caféteria.
    Auf dem Weg nach draußen schaltete Lara ihr Handy ein und sah die eingegangenen Nachrichten durch. Zwei unbekannte Nummern, die Redaktion und Jo. Die mussten warten. Sie würde jetzt zuerst Stefan Reinmann anrufen. Sein Versprechen, ihr die Übersetzungen der Texte bis Montag zu liefern, hatte er nicht gehalten und heute war schon Mittwoch. Der Mann schien unzuverlässiger zu sein, als es den Anschein gehabt hatte. Sie dagegen hatte am Montag brav das Video von der Rootdesign -Show bei der Polizei abgeliefert, wie sie es Mark versprochen hatte.
    Gestern war in der Redaktion die Hölle los gewesen. Mehrere Unfälle auf vereisten Straßen, ein Stromausfall in Taucha, von dem Hunderte Haushalte betroffen gewesen waren, eine Bombendrohung in der Galeria Kaufhof, die Vollsperrung der A14, nachdem ein Tanklaster in die Leitplanken gefahren und umgekippt war. Die Telefone hatten unentwegt geklingelt, und jeder, der verfügbar war, hatte zu einem Einsatz gemusst. Erst abends, auf dem Heimweg von einem Großeinkauf, hatte sie wieder an den Sektenbeauftragten gedacht und ihm eine Nachricht auf Band gesprochen.
    »Herr Reinmann?«
    »Am Apparat.«
    »Lara Birkenfeld hier. Ich hatte sie gestern um Rückruf gebeten.«
    »Oh, Frau Birkenfeld! Seien Sie mir nicht böse. Ich bin wirklich zerknirscht, aber es war so viel zu tun, dass ich nicht dazu gekommen bin, Sie anzurufen.«
    Hatte er gerade tatsächlich »zerknirscht« gesagt? Lara beobachtete, wie eine Politesse auf der anderen Straßenseite einen schwarzen Volvo fotografierte und dann begann, ein Knöllchen auszuschreiben.
    »Sind Sie mit den Übersetzungen so weit?« Brauchte sie die Texte überhaupt noch?
    »Ich bin fertig damit.«
    »Können Sie mir das Ganze mailen?«
    »Lieber nicht. Es ist ziemlich kryptisch. Ich weiß nicht, ob Sie die ganzen Metaphern zuordnen können. Solche Texte sind oft mit Gleichnissen und Bildern überfrachtet. Außerdem habe ich es handschriftlich übersetzt.« Stefan Reinmann klang kratzig. Lara beschloss, ihn nicht zu fragen, ob er die Seiten einscannen könne. Wahrscheinlich kannte sich der Kirchenmann damit sowieso nicht aus. »Gut, dann schaue ich einfach schnell bei Ihnen vorbei. In einer Stunde?« Wenn sie gleich in die Redaktion zurückfuhr, um den Artikel über den Prozessbeginn ins System einzuspeisen, war es zu schaffen.
    »Äh … das wäre dann um fünf?«
    »Ja.«
    »Na gut, kommen Sie vorbei, und ich erkläre Ihnen alles. Ich muss zwar dann noch einmal los, aber für eine Tasse Tee reicht die Zeit gerade.« Tee mit dem Sektenbeauftragten. Lara trat von einem Fuß auf den anderen und presste das Handy fester ans Ohr. Der eisige Wind fegte winzige Schneekristalle in ihr Gesicht, und ihre Nase lief. »Bis gleich.« Sie legte auf.
    »Sie sind Frau Birkenfeld?« Die Frau lugte über den Rand ihrer Brille. Sie trug einen blauen Rock und flache Schuhe. Stefan Reinmanns Putzfrau glich mit den zu einem strengen Dutt aufgezwirbelten Haaren eher der frommen Helene von Wilhelm Busch. »Bitte kommen Sie herein.« Sie hielt Lara die Tür auf und nahm ihr den Mantel ab. »Stefan erwartet sie.« Stefan? Lara betrachtete die Frau genauer. Hinter der Fassade der Putzfrau versteckte sich eine schlanke Vierzigjährige. Mit etwas Schminke, Kontaktlinsen und offenen Haaren würde sie attraktiv aussehen. Hatte der Kirchenmann eine Affäre mit ihr? Möglich war alles. Sie meinte sich zu erinnern, dass Stefan Reinmann geschieden war und zwei Söhne hatte. Viele Männer ertrugen es nicht, über einen längeren Zeitraum hinweg allein

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