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Sündenkreis: Thriller (German Edition)

Sündenkreis: Thriller (German Edition)

Titel: Sündenkreis: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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sie zu ihm nach Hause kam? Und bekochen wollte er sie auch. Das roch förmlich nach einer weiteren Liebesnacht, und sie hatte keine Ahnung, ob sie das wirklich wollte.
    »Ich muss noch einmal in die Redaktion. Wir könnten uns dort treffen. In einer halben Stunde.« Sie legte auf.
    »Etwas Wichtiges?« Stefan Reinmann war auch aufgestanden.
    »Neue Informationen in einem Fall, über den ich gerade schreibe.« Lara ging zur Tür. »Vielen Dank für Ihre Hilfe. Vielleicht muss ich sie noch einmal in Anspruch nehmen.«
    »Jederzeit gern. Rufen Sie mich einfach an oder kommen Sie vorbei.« Stefan Reinmann lächelte ein liebenswürdiges Lächeln, half Lara in den Mantel und brachte sie zur Tür.

26
    »Du kannst es leicht oder schwer haben. Das hängt ganz von dir ab. Überleg es dir, aber hör auf, zu kreischen. Das nervt mich nämlich.«
    Gerda Saibling konnte ihren Blick nicht von der Hebammentasche abwenden, die der Mann neben ihr auf den Boden gestellt hatte. Während er sie öffnete, fragte er, was ihr lieber sei, und fügte hinzu, dass er ihr noch etwas Bedenkzeit geben wolle. Währenddessen könnten sie ihre Verfehlungen besprechen.
    Noch immer waren Gerda Saiblings Lippen wie zugeschweißt, wollte kein einziges der vielen Worte, die ihr durch den Schädel schwirrten, herauskommen. Was meinte der Mann mit »Verfehlungen«? Wie war sie hierhergekommen, und warum hatte er sie gefesselt und geschlagen? Sosehr sie sich auch bemühte, sie konnte sich nicht erinnern, diesem Mann schon jemals begegnet zu sein.
    »Ich fände es angemessener, wenn du dich aufsetzt. Das gibt mir das Gefühl, dass du die Zeremonie ernst nimmst.«
    Zeremonie? Noch ehe Gerda Saibling über den neuen Begriff nachdenken konnte, landete sein rechter Fuß in ihrer Seite. »Na los! Mach schon. Du sollst dich setzen. Wie lange soll das denn noch dauern?«
    Mit einem Ächzen wälzte Gerda Saibling sich auf die Knie, drehte sich um, plumpste auf den Hintern, schwankte vor und zurück und fing sich mit den auf dem Rücken gefesselten Händen ab.
    »Na siehst du. Geht doch.« Während sie damit beschäftigt gewesen war, das Gleichgewicht zu halten, hatte der Mann eine Mappe aus dem Arztkoffer genommen, sich einen Meter vor ihr postiert und den Ordner aufgeklappt.
    »Erstens: Ein abgemagerter und vernachlässigter Vierjähriger wird in Fürth in ein Krankenhaus gebracht. Nach Auskunft des Arztes schwebt er in Lebensgefahr. Das Jugendamt ist seit Monaten informiert, hatte jedoch noch keine Zeit, sich um den Fall zu kümmern.« Der Mann holte tief Luft und fuhr dann fort. »Zweitens: Zwei neun und elf Jahre alte Kinder werden über einen längeren Zeitraum von ihren Eltern misshandelt. Dazu gehören auch Verbrennungen mit einem Bügeleisen und Schläge mit Gürteln. Eine Grundschullehrerin bemerkt die mit Schminke überdeckten Schorfreste und informiert das Jugendamt. Daraufhin besucht eine Mitarbeiterin der Behörde die Familie. Sie glaubt der Stiefmutter, dass die Kinder lediglich mit der Schminke ›gespielt‹ hätten. Es sei schließlich Karnevalszeit. Die Mitarbeiterin ergreift keine weiteren Maßnahmen. Die Misshandlungen gehen weiter.«
    »Hören Sie, ich …«
    »Sei still!« Er trat einen Schritt nach vorn und holte mit dem Fuß aus und traf Gerda Saiblings Unterschenkel. »Du wirst dir das bis zum Ende anhören. Diskutieren kannst du danach. Verstanden?« Er wartete, bis sie genickt hatte, ehe er fortfuhr. »Drittens: Der zweijährige Max Luca wird von seinem Stiefvater zu Tode misshandelt. Über den Mann existieren bei verschiedenen Behörden Akten. So war er bei der Polizei wegen Körperverletzung und Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz registriert. Auch das Jugendamt hatte eine Akte. Zwei Kinder aus einer früheren Ehe waren kurz nach der Geburt zu Pflegefamilien gegeben worden. Nach der Trennung wurden von der Mutter Vorwürfe in Richtung Misshandlung laut. Das Jugendamt unternahm nichts. Viertens: Die fünfjährige Lea-Sophie verhungert vor den Augen ihrer Eltern. Bei ihrem Tod wog sie 7375 Gramm, ihr Körper war von Hungerödemen gezeichnet, an Gesäß und Rücken hatte sie kotverschmutzte Geschwüre, die bis auf die Knochen reichten. Beim zuständigen Jugendamt gehen mehrfach Hinweise von Angehörigen und auch anonym ein. Die Jugendamtsmitarbeiter notieren die Hinweise, unternehmen jedoch nichts.« Gerda Saibling sah, wie der Mann vor ihr die Zettel, von denen er vorgelesen hatte, sinken ließ. Gleichmütig sah er auf sie herab.

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