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Sündenkreis: Thriller (German Edition)

Sündenkreis: Thriller (German Edition)

Titel: Sündenkreis: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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registrieren, um sie dann in einem unbewussten Bereich abzuspeichern, auf den er sich mit einem Codewort Zugang verschaffen konnte. In den nächsten Tagen musste er sich dann unbedingt Frieder Wörth selbst vornehmen. Der Mann wurde allmählich gefährlich. Was, wenn er draußen Dinge ausplauderte, die keinen Außenstehenden etwas angingen? Wenn er Interna aus dem Leben der Kinder des Himmels preisgab? Das konnte die gesamte Gemeinschaft gefährden. Melinda Weiß hatte den Auftrag, Frieder weiterhin zu beschatten, aber es war ihr bisher nicht gelungen, etwas Interessantes herauszufinden. Am Wochenende war sie noch einmal bei dem Haus in Plagwitz gewesen, in dem Frieder Wörth neulich abends verschwunden war, und hatte herausgefunden, dass es einen Hofausgang besaß, über den man zu den Nachbarhäusern kam. Von dort konnte man leicht auf die angrenzende Straße gelangen. Die Hausbewohner der Josephstraße, die Melinda Weiß mit Frieders Foto befragt hatte, kannten ihn nicht. Das Ganze war bisher ziemlich unbefriedigend, aber er würde schon noch herausfinden, wo sich der Vater dieses Jungen nachts herumtrieb.
    Romain Holländer betrachtete nachdenklich Marcel Wörths helles Haar und lächelte dabei. Der Kleine atmete flach, seine Lider flatterten ab und zu, als träume er etwas Aufregendes.
    Er strich einmal über die samtigen Wangen des Jungen und dachte dabei an seinen neuen Altardiener Konrad. Konrad der goldgelockte Engel. Die Vorfreude auf kommende Genüsse ließ ihn schneller atmen. Marcel war zwar auch noch knabenhaft für seine elf Jahre, würde seine Kindlichkeit aber schon bald ablegen. Romain Holländer hatte ein Gespür für solche Dinge. Er ließ die streichelnde Hand langsam über Schultern und Rücken nach unten gleiten. »Du erinnerst dich an nichts. Nichts von dem, was hier geschehen ist und geschehen wird. Wir haben ein Gespräch über deine schulische Entwicklung geführt. Deine schulische Entwicklung , sonst nichts, Marcel. Du willst dir in Zukunft mehr Mühe geben.« Während seine Finger an der Jeans des Jungen nestelten, stellte er sich das pausbäckige Gesicht Konrads vor.

25
    »Der Angeklagte hat eingeräumt, am achtzehnten August vergangenen Jahres mehrfach auf den 58-jährigen Lehrer mit einem Kampfmesser eingestochen zu haben. Die Staatsanwaltschaft ist der Auffassung, dass der 23-Jährige zur Tatzeit weder in seiner Einsichtsfähigkeit noch in seiner Steuerungsfähigkeit beeinträchtigt war. Er handelte damit uneingeschränkt schuldfähig.«
    Der Staatsanwalt war ein kleiner, agiler Mann. Lara überflog die ausgedruckten Pressemitteilungen, die sie sich mitgenommen hatte. Sie musste nicht alles mitschreiben. Erst wenn der Angeklagte selbst – ein verweichlicht aussehendes Bürschchen mit einem Fusselbart – an der Reihe war, würde sie den Stift zücken.
    Im Gerichtssaal war es warm. Lara ließ den Blick über die Sitzreihen schweifen und suchte nach bekannten Gesichtern. Der Prozess gegen den jungen Mann, der seinen früheren Berufsschullehrer mit einem Messer getötet hatte, erregte zwar mediales Aufsehen, da die Tat jedoch ein gutes halbes Jahr zurücklag und inzwischen weit spektakulärere Verbrechen geschehen waren, waren einige Pressevertreter nicht erschienen. Die Hauptmeldungen konnte man ja dann von einer der Agenturen übernehmen. Und auch sie war nur hier, weil sie die gespannte Atmosphäre in der Redaktion nicht mehr ertragen hatte. Wer weiß, ob überhaupt ein ausführlicher Bericht über diesen Fall heraussprang. Sie hatte Tom gestern ihre Stellungnahme auf den Tisch gelegt, sein verächtliches Schnaufen ohne ein Wort hingenommen und war hoch erhobenen Kopfes wieder hinausmarschiert. Der Redaktionsleiter schien zu wissen, was in dem Schreiben stand.
    Vorn wedelte der Staatsanwalt mit den Armen. Sein Tonfall wurde lauter. »Florian Meschel fügte seinem Opfer mehrere Messerstiche zu, darunter einen Stich in die Brust, der das Herz traf. Der Angeklagte hatte die Gewalttat seit längerer Zeit geplant. Schriftliche und elektronische Aufzeichnungen beweisen, dass er sich über andere Amoktaten informiert hat. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung wurden insgesamt sechzehn Schusswaffen sichergestellt, darunter Schreckschuss- und Luftdruckgewehre. Zudem wurden Chemikalien entdeckt, die sich zum Bau von Sprengsätzen eignen.«
    Lara versuchte, einen Blick auf den Angeklagten zu erhaschen, aber der hatte die Kapuze seiner Fleecejacke bis über das Gesicht gezogen. Sie wusste

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