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Sündenkreis: Thriller (German Edition)

Sündenkreis: Thriller (German Edition)

Titel: Sündenkreis: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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zu sein. Sie betrat das Arbeitszimmer und lächelte.
    »Bitte nehmen Sie Platz.« Stefan Reinmann lächelte auch, erhob sich und wartete, bis sie sich gesetzt hatte. Ganz die alte Schule. Heute trug er einen dunkelblauen Rollkragenpullover und legere schwarze Stoffhosen. Auf dem Tisch neben ihm lagen mehrere Blätter Papier, das oberste war eng beschrieben. Nach zwei Minuten Smalltalk über das Wetter erschien die Putzfrau mit einem Tablett, auf dem eine Glaskanne mit Teeeinsatz und zwei Teegläser standen. Dazu gab es braunen Kandiszucker und Sahne.
    »So, dann schauen Sie mal, ob Sie es entziffern können.« Stefan Reinmann reichte ihr das erste Blatt, und Lara betrachtete die schwungvolle, nach rechts geneigte Handschrift. »Das ist der erste Text, den Sie mir gegeben haben. Es sind wortwörtliche Zitate aus der Bibel, konkret ist es ein Teilstück des ersten Briefes von Petrus, Kapitel drei.«
    Lara überflog die Zeilen, während der Sektenbeauftragte weiterredete. »Im ersten Teil geht es um Frauen und Männer, dann wird zur Eintracht aufgerufen und der Schlussteil befasst sich mit dem rechten Verhalten in der Welt.« Er wartete einen Augenblick und fuhr dann fort. »Ich habe Ihnen eine wörtliche Übersetzung danebengeschrieben und außerdem eine sinngemäße angefügt.«
    Laras Augen glitten über die Zeilen, sie suchte nach dem verborgenen Sinn, nach einem Bezug zu Carolin Fresnel. Das Mädchen war Model gewesen. War das der Grund dafür, dass man sie getötet hatte? Während sie las, fühlte sie Stefan Reinmanns Blicke auf sich ruhen. Ab und zu klapperte der Löffel in seiner Tasse.
    Ihr Blick blieb an einer Zeile hängen, und sie las die Sätze erneut: »… Nicht auf äußeren Schmuck sollt ihr Wert legen, auf Haartracht, Gold und prächtige Kleider, sondern was im Herzen verborgen ist, das sei euer unvergänglicher Schmuck: ein sanftes und ruhiges Wesen. Das ist wertvoll in Gottes Augen.« Lara prägte sich die Zeile ein. Es war schade, dass sie den Sektenbeauftragten nicht direkt nach Verbindungen zwischen Text und Ermordung des Models fragen konnte, aber das hätte ihm verraten, woher die Texte stammten. Sie nahm die nächste Seite.
    »Der zweite Text stammt auch aus der Bibel, allerdings nicht von Petrus, sondern von Salomo und man findet ihn im Buch der Sprichwörter. Es ist die sogenannte ›Warnung vor dem Ehebruch‹.«
    Lara las: »Eine Frau kommt auf ihn zu, im Kleid der Dirnen, mit listiger Absicht … Nun packt sie ihn, küsst ihn, sagt zu ihm mit keckem Gesicht … Ich habe Decken über mein Bett gebreitet, bunte Tücher aus ägyptischem Leinen; ich habe mein Lager besprengt mit Myrrhe, Aloe und Zimt. Komm, wir wollen bis zum Morgen in Liebe schwelgen, wir wollen die Liebeslust kosten. Denn mein Mann ist nicht zu Hause, er ist auf Reisen, weit fort …« Sie sah hoch und blickte direkt in die regungslosen Augen des Sektenbeauftragten. »Das hier verstehe ich besser als das Erste.«
    »Der Sinn erschließt sich einem eher, nicht wahr?« Er machte eine kleine Geste und stellte die Tasse ab. »Ich hoffe, das hilft Ihnen weiter. Auf der nächsten Seite habe ich Ihnen noch ein paar Anmerkungen zu den Quellen gemacht.«
    »Wunderbar. Kann ich das mitnehmen?« Lara, die die Blätter noch immer in der Hand hielt, wedelte damit und sah den Mann gegenüber nicken. Was hatte Nina Bernstein mit Ehebruch zu tun? Lag hier ein mögliches Motiv? Sie nahm sich vor, dies gleich morgen herauszufinden. Die Recherchen zu den beiden Opfern waren in den letzten Tagen ein bisschen ins Hintertreffen geraten. Vorher aber würde sie sich mit Mark beraten. Im selben Moment, als Lara sich langsam verabschieden wollte, klingelte ihr Handy. Auf dem Display stand »Jo«. Sie entschuldigte sich bei Stefan Reinmann und nahm ab.
    »Lara, wo bist du jetzt?«
    »Bei Herrn Reinmann. Dem Sektenbeauftragten. Wegen der Texte, du weißt?« Sie hörte Jo weiterreden und sah, wie sich ihr Gegenüber Tee nachschenkte. »Ich habe neue Informationen. Frag mich nicht, woher. Auf der Stirn der Leiche aus der Bankfiliale waren zwei Wörter tätowiert, und auf ihrem Rücken stand wieder ein lateinischer Text.«
    »Oh.«
    »Lass uns nicht am Telefon darüber sprechen. Können wir uns sehen?«
    »Ja, ich bin hier fertig.« Sie faltete die Blätter mit den Übersetzungen und erhob sich. »Wo?«
    »Bist du mit dem Auto dort? Du könntest zu mir kommen. Ich koche uns etwas Leckeres.« In Laras Kopf drehte sich ein Flammenrad. Wieso wollte Jo, dass

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