Sündenkreis: Thriller (German Edition)
Familie.« Mark würde ihr dieses Mal nicht helfen. »Wenn wir uns weiter mit der Sache befassen wollen, sind wir ganz auf uns gestellt.«
»Und – willst du?« Im ersten Moment dachte Lara an einen Heiratsantrag. Dann lächelte sie. »Sicher. Ich bin mit der Sache verbunden, auch wenn ich nicht mehr darüber schreiben werde. Ich sehe Dinge, die mit den Morden zu tun haben. Das ist nichts, was ich einfach so abstellen kann, auch wenn ich mir das wünsche. Und du?«
»Ich hänge ja auch schon voll da drin.«
»Also verfolgen wir die Sache weiter?«
»Abgemacht!« Jo grinste. »Was sind denn unsere nächsten Aufgaben, Miss Marple?«
»Diese Holic -Sekte würde ich gern noch einmal befragen. Reinmann hat gesagt, die Texte, die er übersetzt hat, sind wortwörtliche Zitate aus der Bibel. Die Holic -Leute brüsten sich doch damit, die einzig wahren Christen zu sein und sich in allen Belangen vollkommen nach der Bibel zu richten.«
»Wäre das nicht zu offensichtlich?«
»Möglich. Aber vielleicht ist es gerade das. Ich würde diesen Herrn Schwarz oder, besser noch, seine Jünger gern einmal mit ein paar Zitaten konfrontieren, um zu sehen, ob sie irgendwie reagieren.«
»Das könnte gefährlich werden. Stell dir vor, der Täter ist unter ihnen.«
»Nicht, wenn du dabei bist.« Lara tätschelte Jos Oberarm.
»Falls dieser Schwarz uns nächstes Mal überhaupt reinlässt. Ich hatte nicht den Eindruck, dass er Besuch von Ungläubigen bei seinen Schäfchen gutheißt.«
»Einen Versuch ist es wert. Und bei diesen Kindern des Himmels müssen wir auch noch einmal vorbeischauen.«
»Richtig, dieser Zettel: ›Achten Sie auf den Keller‹.«
»Und da haben wir erst drei von den Sekten besucht, die Reinmann mir genannt hat … Außerdem möchte ich gern herausfinden, was im Leben der vorhergehenden Opfer der Grund für ihre Ermordung gewesen sein könnte. Das heißt Leute befragen, Kontaktpersonen interviewen, die Ergebnisse vergleichen. Hast du heute Nachmittag Termine?«
»Nichts von Belang.«
»Dann könnten wir beide uns auf den Weg zu den ›Glaubensgemeinschaften‹ machen.«
»Bin dabei!« Jo klang erfreut.
»Gut. Ich schicke dir eine SMS , wenn ich in der Redaktion fertig bin. Und nun lass uns umkehren. Die halbe Stunde Mittagspause ist gleich vorbei.« Vielleicht hatte Jo sie nur ablenken wollen. Aber das war ihm gut gelungen. Lara konnte jetzt in die Redaktion zurückkehren und ganz gelassen ihre Artikel zu Ende schreiben. Und heute Nachmittag würden sie auf die Suche nach einem potenziellen Mörder gehen.
*
»Sinnlos. Das hätten wir uns sparen können.« Lara sah hinüber zu dem kreisrunden Gebäude. Das war schon der zweite Misserfolg an diesem Nachmittag. Jo hatte sie nach Dienstschluss vor dem Redaktionsgebäude abgeholt. Sie wusste noch immer nicht, ob sie seinem Rat von heute Mittag folgen und sich krankschreiben lassen sollte. Eigentlich war sie nicht der Typ, der vor Problemen davonrannte. »Die treffen sich da sicher nur zu bestimmten Zeiten. Wir hätten vorher anrufen und einen Termin ausmachen sollen.« Sie wickelte den Schal ab. Allmählich wurde es warm im Auto.
»Einen Versuch war es wert.« Jo hing halb zwischen den Sitzen und warf Dinge auf dem Rücksitz von links nach rechts, wobei er erbärmlich ächzte. »Dann rufen wir eben morgen Vormittag da an und bitten um Rücksprache. Fiat Pax ! Lächerlich!«
»Sie stehen auf Stefan Reinmanns Liste unter den ersten fünf.«
»Na von mir aus. Bei diesen Holic -Leuten hat auch niemand aufgemacht. Ich finde, das reicht für heute an Fehlschlägen.« Er hatte gefunden, was er gesucht hatte, und drehte sich wieder auf den Fahrersitz zurück. »Es ist schon halb sechs. Vielleicht sollten wir es generell doch erst per Telefon versuchen, ehe wir da aufkreuzen. Was meinst du? Sonst vergeuden wir unsere Zeit. Wir schauen nochmal schnell die Notizen durch, und dann ist Schluss für heute.« Jo wedelte mit Laras Zetteln.
»In Ordnung.« Lara lehnte sich zurück, schloss die Augen und überlegte, wie der Abend weitergehen mochte. Hatte sie Lust, mit Jo etwas essen zu gehen? Würde sie danach bei ihm übernachten, falls er sie fragte? Oder wäre es besser, wenn er sie zu ihrem Auto brächte, damit sie heimfahren konnte? Würde sie dort zur Ruhe kommen und die »Umstrukturierungen« in der Redaktion verdrängen können? Jos Stimme riss sie aus ihren Grübeleien.
»Wenn man das hier in der komprimierten Form liest, sind die Zusammenhänge noch
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