Suendenpakt
Nachbar dem Hausmeister von dem Gestank erzählt hatte.
Nur die Jungs mit weißen Handschuhen sind beschäftigt und stauben die Türknäufe, Wasserhähne, Lichtschalter und Fenster ein. Die anderen haben gewartet, damit ich den Tatort in seinem ursprünglichen Zustand vorfinde.
Niemand hat den jungen, halb liegenden, halb sitzenden Schwarzen auf dem Bett angefasst. In Anbetracht des Geruchs, der Blässe und dem Stück, das eine Ratte aus seinem großen Zeh gebissen hat, würde ich sagen, der Junge ist ungefähr eine Woche tot.
»War der Fernseher an, als ihr herkamt?«, erkundige ich mich.
»Ja«, antwortet Hart, der jüngere der beiden Detectives von der Mordkommission, der ein bisschen was von einem Arschkriecher hat. »Gleiche Lautstärke, gleicher Kanal. Niemand hat was angefasst, Connie.«
In der Glotze läuft eine dieser schäbigen Comedy-Sendungen. Im Moment zieht eine dürre schwarze Frau über dicke schwarze Frauen her. Heekin scheint das für wahnsinnig komisch zu halten.
»Haben wir dich zu einem schlechten Zeitpunkt erwischt, Jimmyboy? Wenn ja, können wir einen neuen Termin vereinbaren.«
»Schon in Ordnung, Chef.«
»Sicher? Die Frau ist zum Totlachen. Ich meine, na ja, schließlich hat sie unseren Freund hier schon auf dem Gewissen.«
Ich weise die Jungs von der Forensik an, die Fernbedienung
auf Fingerabdrücke zu untersuchen, damit wir den Fernseher ausschalten können. Dann stelle ich die alles entscheidende Frage.
»Und wer ist dieser arme, unglückliche Mensch, der hier gestorben ist?«
37
Raiborne
Es gibt drei Eigenschaften, die ich an einem Freund oder Mitarbeiter besonders sympathisch finde - ein zuverlässiges Maß an Miesepetrigkeit, eine typisch männliche Glatze und eine sexuell geizige Ehefrau. Auch in diesem Fall mögen die Eigenschaften miteinander zusammenhängen, aber das macht sie nicht weniger liebenswert, und mein Lieblingsarzt, der gute Clifford Krauss, verfügt über alle drei.
Aufgrund seiner vorteilhaften Eigenschaften stört es mich nicht im Mindesten, dass er, der das Leichenschauhaus vor neun Jahren übernommen hat - ein Jahr nach meiner Beförderung zum Leiter der Mordkommission -, zwei- oder dreimal besser bei seiner Arbeit ist als die in der Seventeenth. Und das ist ihm eindeutig bewusst.
Mittlerweile wissen wir, wer der Junge auf der Rolltrage ist: Michael Walker, siebzehn, aus Bridgehampton auf Long Island und einer der in Verbindung mit den drei Morden in East Hampton gesuchten Jungs. Bis heute Morgen wusste ich nicht einmal, dass in den Hamptons Schwarze leben, geschweige denn Dreifachmörder. Aber hey, ich bin nur ein Polizist aus Bed-Stuy.
Als ich eintrete, sitzt Krauss am Schreibtisch vor seinem Laptop. »Der Gerichtsmediziner vom Suffolk County«, sagt er zu mir mit einer Hand über der Sprechmuschel.
»Sie sind gerade meinen Bericht durchgegangen«, teilt er mir mit, nachdem er aufgelegt hat. »Und man ist sich ziemlich sicher, dass Walker mit derselben Waffe getötet wurde
wie die drei Jungs in den Hamptons am Wochenende des Labour Day.«
Krauss schnappt sich seinen langen gelben Block, stellt sich neben mich an die Rolltrage und schwingt für seine Leichentour ein fleckiges Eisstäbchen von Hunan Village.
Seine Erklärungen sind noch genauso spröde und gründlich wie vor neun Jahren. Wenn sich etwas geändert hat, dann sein Enthusiasmus für die Geheimnisse einer Leiche. Der hat nämlich noch zugenommen. Er beginnt mit der exakten Größe und Position der Eintritts- und Austrittswunde und dem Winkel, in dem die Kugel den Kopf durchbohrt hat. Von seinem Block liest er Kaliber, Bauart und Hülse der Kugel ab, die aus der Gipswand hinter dem Bett gepult wurde, und erklärt noch einmal, dass die Waffe und der Schalldämpfer mit der Waffe übereinstimmen, die auf Long Island von der Polizei gefunden wurde.
»Ich habe den Todeszeitpunkt auf den frühen Morgen des elften September festgelegt«, sagt er. »Sehr früh, ungefähr vier Uhr.«
»Ungefähr?«
»Ja.« Krauss zwinkert mit den Augen. »Könnte auch halb fünf gewesen sein. Sein Blutbild und die Größe der Pupillen weisen darauf hin, dass er bis zu dem Moment, in dem er erschossen wurde, tief geschlafen hat.«
»Echt fies, so geweckt zu werden«, bemerke ich.
»Ich würde einen Kuss von J-Lo vorziehen«, meint Krauss.
»Dann war also nicht Walker derjenige, der ferngesehen hat?«
»Es sei denn, er hatte ihn angelassen.«
»Wir haben auch eine Basketballkappe auf dem Boden im Schrank
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