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Suendenpakt

Titel: Suendenpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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noch nie im Leben gesehen!«, ruft Dante. »Und Michael gehört sie auch nicht.«
    Ich schneide ihm das Wort ab. »Dante sagt kein Wort mehr.«

33
    Tom
    Ich weiß nicht, was schlimmer ist - das, was gerade passiert ist, oder der Gedanke, Marie gegenübertreten zu müssen. Ich stolpere die Treppe in den Wartebereich hinauf, wo Marie und Clarence von ihren Stühlen aufspringen und mich bedrängen.
    Hinter ihnen strömt aufdringlich das Sonnenlicht durch die Glastür, die zum Parkplatz führt. Es ist acht Uhr morgens. Dante und ich waren zwei Stunden lang in diesem Kasten.
    »Was ist mit meinem Enkel, Mr. Dunleavy?«
    »Ich brauche frische Luft, Marie«, erwidere ich und trete durch die Tür in die kühle Morgenluft.
    Marie folgt mir nach draußen und versperrt mir den Weg. »Was ist mit meinem Enkel? Warum schauen Sie mich nicht an, Mr. Dunleavy? Ich stehe doch direkt vor Ihnen.«
    »Sie glauben ihm nicht«, erkläre ich und blicke ihr schließlich in die Augen. »Sie glauben seiner Geschichte nicht.«
    »Wie kann das sein? Der Junge hat noch nie in seinem Leben gelogen. Haben Sie ihnen das gesagt?«
    Clarence legt seinen Arm um sie und blickt mich mitfühlend an. »Tom tut sein Bestes, Marie.«
    »Sein Bestes? Was meinst du damit - sein Bestes? Hat er ihnen gesagt, dass Dante keinen Grund hatte, diese Morde zu begehen? Und wo ist seine Waffe? Es gibt keine Waffe.«
    Ich sehe zuerst zu Clarence, dann wieder zu Marie. »Tja, sie haben seine Waffe.«

    Ich setze mich auf eine Bank und betrachte mir an diesem frühen Morgen den Verkehr auf der Route 27. Was für ein Chaos! Das totale Desaster. Und das ist erst der Anfang.
    »Was werden Sie jetzt tun, Mr. Dunleavy?«, fragt Marie. »Sie sind doch sein Anwalt, oder?«
    Bevor ich irgendeine Antwort geben kann, öffnet sich die Tür hinter uns. Dante, wieder in Handschellen, wird von zwei anderen Polizisten - diesmal vom Suffolk County Sherriff’s Department - herausgeführt.
    Die Polizisten versuchen, Marie abzuwimmeln, doch sie sind ihr nicht gewachsen. Sie drängt sich zwischen sie und wirft ihre Arme um ihren Enkel. Dante macht ein Gesicht, als würde er gleich wieder anfangen zu weinen, aber Marie wirkt noch verzweifelter. Die Polizisten wollen ihr nicht zu nahe treten, weswegen sie sich an mich wenden.
    »Wo bringen Sie ihn hin?«, will ich wissen.
    »Aufs Gericht von Suffolk County.«
    »Wir fahren ihnen mit Clarence’ Taxi hinterher«, schlage ich Marie vor. Sie flüstert Dante etwas zu, als Clarence ihre Arme vorsichtig von ihm löst. Beide weinen, und auch ich bin kurz davor.
    »Ist Ihnen die Sache über den Kopf gewachsen?«, fragt mich Marie plötzlich.
    Ich blicke sie an, behalte das »absolut« allerdings für mich. Aber bestimmt kann sie meine Gedanken lesen.

34
    Tom
    Vor dreißig Jahren mochte der Arthur-M.-Cromarty-Komplex, eine auseinandergezogene Ansammlung von Gerichtssälen, die der Bezirk am Stadtrand von Riverhead zusammengeschustert hat, mit seinen großen weißen Mauern und hohen Glastüren noch irgendwie beeindruckend und modern ausgesehen haben.
    Heute sieht er so gewöhnlich und schäbig aus wie eine aufgegebene Firmenanlage. Wir fahren genau in dem Moment mit dem Auto vor, in dem Dante ins Hauptgebäude geführt wird. Wir hetzen an einer Horde verirrter Touristen vorbei und zwängen uns durch die Glastür.
    Die Wache hinter dem Metalldetektor erzählt uns, dass Anklagevernehmungen im zweiten Stock von Richter Barreiro durchgeführt werden. Mit seinem fleischigen, stark tätowierten Arm deutet er auf den Fahrstuhl.
    Im Gerichtssaal 301 stinkt es genauso nach Katastrophe wie in der Notaufnahme eines Krankenhauses, was er in gewisser Hinsicht ja auch ist. Die beunruhigten Angehörigen von zwei Dutzend Familien sind eilig hier hereingerauscht und haben sich in Grüppchen auf die vierzig Sitzreihen verteilt.
    Clarence, Marie und ich suchen uns einen leeren Abschnitt und beobachten, wie die zumeist jungen, dunkelhäutigen Männer durchgeschleust werden.
    Unter den Blicken verzweifelter Mütter, Freundinnen und vom Gericht zugeteilter Verteidiger wird einer nach dem anderen von jeweils zwei Sheriffs durch eine Seitentür hereingeführt
und mit Einbruch, Drogenhandel, häuslicher Gewalt und Körperverletzung belangt. Drei Jahre lang war ich einer dieser Pflichtverteidiger. Ich weiß, was hier abgeht.
    »So eine Schande«, flüstert Marie vor sich hin. »Das ist Unrecht.«
    Die Effizienz hat etwas Brutales. Jede Anklagevernehmung dauert zehn Minuten,

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