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Suendenpakt

Titel: Suendenpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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die Junkies aus Paris nach Williamsburg, um eine Rockband zu gründen.
    Die Staatsanwaltschaft lässt schon seit Monaten die Kolumbianer überwachen und Telefongespräche abhören. Sie plant einen verdeckten Drogenkauf. Aber damit ist Susie’s Wok für uns tabu. Man hat uns nur erlaubt, nach Loco Ausschau zu halten. Falls es einen Loco gibt.

    Wenn wir ihn ausfindig machen, dürfen wir ihm bis zum Long Island Expressway folgen und wegen eines Verkehrsdelikts oder etwas Ähnlichem auf die Seite winken.
    Wenn Loco überhaupt auftaucht.
    Seit Stunden habe ich keinen einzigen Nicht-Junkie gesehen, und meine Knie tun tierisch weh. Als sich ein chassidischer Jude zu einem geächteten Schweinemahl hineinschleicht - ich denke, jeder von uns hat sein Geheimnis, bei dem er nicht erwischt werden will -, beende ich diesen nutzlosen Tag, mache Feierabend und folge ihm.
    Nachdem ich den ganzen Tag das Susie’s Wok im Auge hatte, bin ich richtig gierig auf gebratenes Schweinefleisch.

80
    Loco
    Montags, wenn ich meine Lieferung in Brooklyn abhole, lasse ich meinen Tahoe zu Hause und leihe mir ein Fahrzeug.
    Wochenendbesucher, die erst am Freitag wiederkommen, sind sehr großzügig und lassen am Bahnhof eine ganze Wagenflotte stehen, aus der ich mir was Passendes aussuche. Heute entscheide ich mich für einen gewöhnlichen, zehn Jahre alten Accord, der praktisch unsichtbar ist. Dreißig Sekunden dauert es, das Schloss zu knacken und die Zündung kurzzuschließen, dann mache ich mich auf den Weg nach Brooklyn.
    Die Polizei hat ihr Netz aus Informanten, ich aber auch. Eigentlich ist es dasselbe Netz. Ich bezahle nur ein bisschen besser und bin härter drauf.
    So habe ich gehört, dass das Susie’s Wok in letzter Zeit viel Aufmerksamkeit erhalten hat. Zu viele Polizisten würden den Laden verseuchen, so dass ich, als ich dort ankomme, erst ein paarmal um den Block fahre, um die Lage zu sondieren.
    Bei der ersten Runde sieht alles noch ganz prima aus.
    Bei der zweiten bemerke ich einen weißen Van, der praktischerweise auf der anderen Straßenseite steht. Bei der dritten Runde sehe ich, dass die abgedunkelten Scheiben um einiges neuer sind als die verbeulte Karosserie.
    Hätte ich den IQ einer beschissenen Muschel oder ein Fünkchen krimineller Disziplin, würde ich umdrehen und weiterfahren, aber ich habe drei Stunden mit Verkleiden und Schminken zugebracht, und mit meinem grau durchsetzten
Bart und den Schläfenlocken erkenne ich mich selbst kaum wieder. Also parke ich ein paar hundert Meter entfernt, setze meinen breitkrempigen schwarzen Hut auf, schlüpfe in die weite schwarze Jacke und gehe zu Fuß zu Susie’s Wok.
    Ich weiß, dass meine Verkleidung koscher ist, weil mir auf dem Weg zu Susie’s Wok zwei Typen, die genauso angezogen sind wie ich, ein »Gut Yontif« wünschen und eine hübsche, kleine chassidische Mama mir neckisch zuzwinkert.
    Im Susie’s marschiert Diego, mein Kontakt, ungeduldig vor seinem kleinen Büro auf und ab.
    »Schalom«, grüße ich.
    »Schalom, mein Freund«, grüßt Diego zurück und blickt nervös auf seine Uhr.
    »Wenn ich Schalom sage, meine ich Schalom. Das sage ich nicht einfach nur so.«
    Diego merkt auf und blickt mich vorsichtig an, bevor ein schwaches Lächeln über seine Lippen huscht.
    »Loco?«, flüstert er.
    »Ganz genau, mein Freund.«
    Hinter verschlossener Tür wickeln wir unsere Transaktion im Eiltempo ab. Zwanzig Riesen für Diego und seine Leute, Leckereien im Wert von hunderttausend Dollar für mich. Die Drogen sind in kleine Kartons und Alu-Näpfe verpackt, auf denen zur Tarnung einige Speisekarten liegen.
    Das ist auch gut so, weil ich, als ich den Imbiss verlasse, fast in einen großen schwarzen Kerl renne, dessen Wagen und schwarze Lederjacke ganz laut »Polizei!« rufen.
    »Taugt das Essen was?«, fragt er.
    »Optimal«, antworte ich und gehe weiter. Als ich mein Essen
zum Mitnehmen aus Williamsburg rausgeschafft habe und auf dem Long Island Expressway fahre, blicke ich zum ersten Mal in den Rückspiegel.
    »Loco!«, rufe ich zur Windschutzscheibe des gestohlenen Accord. »Du bist mir so einer!«

81
    Tom
    Es ist Freitag, nur noch wenige Tage bis zu Dantes Verhandlung, und schon kurz nach dem Morgengrauen treffen die ersten Busse mit Demonstranten in East Hampton ein. So langsam verstehen die Menschen hier draußen, welche Tragweite und Auswirkungen der Fall auf das ganze Land hat.
    Es sind keine schicken, windschnittigen, klimatisierten Busse, die die seltsam gekleideten

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