Suendenpakt
aussehende Detectives teilen sich einen Raum, der Chief Detective, der jüngste der vier, hat sein eigenes kleines Büro von der Größe einer Abstellkammer.
»Fühlen Sie sich wie zu Hause«, begrüßt mich Detective Van Buren und wirft das, was auf einem der Stühle liegt, auf den Boden. »Wir sollten schon vor zwei Jahren unser neues Gebäude beziehen.«
Ich hatte nicht erwartet, dass man hier höflich ist, und werde nicht enttäuscht. Der übliche Scheiß. Wer will schon Besuch von einem Großstadtpolizisten, für den die Landeier sowieso nichts anderes als heuchelnde Möchtegernpolizisten sind? Aber Van Buren scheint wie alle jungen, ehrgeizigen Polizisten zu sein, und die drei Leichen in seinem Revier sind alles andere als geheuchelt.
»Ich bin hier, weil ich den Mord an dem Rapper Manny Rodriguez untersuche, der ungefähr einen Monat nach Michael Walker erschossen wurde«, erkläre ich. »Gestern habe ich herausgefunden, dass er sich auch bei Wilson rumgetrieben hat. Das macht fünf Leichen in Zusammenhang mit Wilsons Basketballfeld.«
»Schon fast eine komplette Mannschaft«, gackert Van Buren. Ich lache mit, um mich bei ihm einzuschleimen.
»Die Mausetot-Mannschaft«, erwidere ich.
»Vielleicht sollten Sie mit der Mordkommission vom Suffolk County reden. Nach ein paar Wochen haben sie uns den Fall abgenommen. Aber da Sie schon mal den weiten Weg hier rausgekommen sind, könnte ich Sie doch zu Wilsons Haus bringen.«
Ich lasse meinen schwarzen verbeulten Taurus auf dem Parkplatz stehen und steige in Van Burens schwarzen verbeulten Crown Victoria, mit dem wir in den guten Teil der Stadt fahren. Bald befinden wir uns in einem Viertel, dem gegenüber die Main Street wie ein Bauprojekt wirkt.
»Hinter diesen Hecken liegt das Grundstück von Seinfeld«, erklärt Van Buren. »Hat es für sechsundfünfzig Millionen von Billy Joel geklaut. Gleich da oben links hat Martha Stewart gewohnt.«
»Das ist alles sehr interessant, aber wo wohnen die Schwarzen?«
»Wir haben Wilsons Grundstück fast erreicht.« Van Buren biegt auf eine besonders breite Landstraße ab, die Beach Road heißt.
Nachdem er an dem rustikalen Holzgatter die Polizeikette aufgeschlossen hat, fahren wir die lange Auffahrt Richtung Ozean. Das Basketballfeld ist ebenfalls verschlossen, doch auch dafür hat Van Buren den Schlüssel.
»Waren Sie der Erste, der mit Wilson gesprochen hat?«, erkundige ich mich.
»Nein.«
»Einer der anderen Detectives?«
»Niemand hat mit Wilson geredet.«
»Drei Jungs aus dem Ort liegen tot übereinander auf seinem Grundstück. Anschließend taucht eine weitere Leiche auf, und niemand erachtet es für notwendig, mit Wilson zu reden?«
»Äh, nein. Hier draußen läuft alles ein bisschen anders.«
Ich blicke mich um, doch außer dem spektakulären Meeresblick gibt es nichts zu sehen. Nichts, was einer Erwähnung wert wäre.
Schließlich stehen Van Buren und ich auf der Terrasse des großen Hauses, das, wie er erzählt, zum Verkauf angeboten wird.
»Ich bin gerade knapp bei Kasse«, erkläre ich ihm.
Van Buren lacht. Nun ja, es klappt ganz gut zwischen uns, trotz der Umstände.
»Ein Name ist aufgetaucht«, sagt er endlich. »Ein Dealer vom Ort, der sich Loco nennt.«
Ich nicke, kratze mich am Kopf. »Haben Sie mit diesem Loco geredet?«
»Bisher konnte er noch nicht ausfindig gemacht werden.«
»Hätten Sie was dagegen, wenn ich es versuche?«
79
Raiborne
Was stimmt an diesem chaotischen Bild nicht? Vor drei Tagen war ich in den Hamptons. Jetzt kauere ich auf allen vieren in einem Überwachungsfahrzeug in NYC und beobachte den Eingang eines Imbisses in Williamsburg in Brooklyn.
Sobald ich wieder in der Stadt war, haben wir das Junkie-Informantennetzwerk angezapft, um so viel wie möglich über diesen Drogenhändler namens Loco herauszufinden.
Einer Reihe von den zwielichtigen Informanten sagte der Name nichts, aber wir brachten in Erfahrung, dass ein Großdealer aus den Hamptons jeden letzten Montag des Monats seinen Vorrat bei den Kolumbianern auffrischt, die ihre Geschäfte von einem Imbiss in Williamsburg aus abwickeln.
Der Imbiss heißt Susie’s Wok, und seit zwei Stunden genieße ich die ziemlich gute Aussicht auf den Seiteneingang, durch den tätowierte Jugendliche, die jede Mode mitmachen, in glänzenden schwarzen Hosen und Turnschuhen der alten Sorte kommen und gehen. Früher zogen die jungen weißen Pseudokünstler wie Hemingway nach Paris, um einen Roman zu schreiben. Heute kommen
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