Suendenpakt
im Badezimmer eingesperrt, dreißig Schlaftabletten genommen und seine Mama angerufen. Montgomery hat ihn trotzdem rausgeboxt.«
»Das war ein einzigartiger Fall«, stimmt Kate zu, »aber wir nehmen es nicht persönlich.«
»Bestimmt nicht?«
»Um Himmels willen, Dante, was hast du ihm gesagt?«
»Ich habe ›nein danke, ich mag die Anwälte, die ich habe‹ gesagt«, antwortet Dante. »Glaubt ihr, ich bin verrückt?« Dante zeigt mit seinem langen Finger auf Kate und lächelt, als wäre sie gerade mit versteckter Kamera verarscht worden. »Wenn ich Montgomery engagiere, hält mich jeder, einschließlich der Geschworenen, für genauso schuldig, wie Lorenzo Lewis es war. Außerdem denke ich, Montgomery hat sein Glück für den anderen Fall schon aufgebraucht. Kate, weinst du etwa wegen mir?«
85
Kate
Dantes Großmutter Marie senkt den Kopf und ergreift meine Hand, die ich ihr dankbar reiche.
»Danke, Herr, für den Reichtum, den wir empfangen«, betet sie. »Danke, dass du uns die Stärke gibst, dieses schreckliche Martyrium durchzustehen, und danke vor allem für diese treuen Anwälte, Tom und Kate. Segne diese Speise, o Gott, und erbarme dich meines Enkels Dante. Meines unschuldigen Enkels. Amen.«
Es ist Samstagabend, zwei Tage vor der Verhandlung, und alle Freunde, die Tom und mir geblieben sind, sitzen um Macklins Esstisch: Mack und Marie, Toms Bruder Jeff und dessen Sohn Sean, Clarence und seine Frau Vernell. Insgesamt bleibt uns viel Bein- und Ellenbogenfreiheit.
Mack hebt sein Glas und versucht wie immer, die Stimmung aufzuheitern. »Auf nächstes Jahr zur selben Zeit. Wenn Dante bei uns sitzt, sich vollstopft und kaum zu glaubende Geschichten von Shaq und Kobe, Amare und LeBron zum Besten gibt.«
Die Gästeliste für dieses Abendessen ist kurz, aber der Tisch stöhnt unter der seltenen Vielfalt an karibischen und irischen Köstlichkeiten. Nach einem knappen Jahr, das wir nahezu in Isolation verbracht haben, bedeutet die Gesellschaft mehr für mich als das Essen. Wir gleiten bereits in die Völlerei ab, als das Klingeln von Toms Handy den Raum durchschneidet. »Ich gehe besser dran«, meint er.
Er zieht es aus seiner Tasche und hebt entschuldigend eine Hand, während das Blut aus seinem Gesicht weicht.
»Wir müssen sofort Fox News einschalten«, sagt er.
Die Hälfte von uns sitzt bereits beim Nachtisch im Wohnzimmer, der Rest schlendert hinüber und schnappt sich einen Stuhl mit Blick auf den alten Fernseher. Sean schaltet auf Kanal 16, wo der Moderator gerade an eine Reporterin übergibt.
»Ich bin live in Queens«, berichtet eine kesse Blondine, »direkt gegenüber der St. John’s Law School, der Universität von Tom Dunleavy, einem der beiden Anwälte, die Dante Halleyville wegen Mordes verteidigen. Laut der Unterlagen, die Fox gerade erhalten hat, wurde Dunleavy, ein Starbasketballer im St. John’s, dort aufgenommen, obwohl ihm ein voller Punkt für die Mindestpunktzahl fehlte, um überhaupt zugelassen zu werden.«
»Echt der Knüller«, schnaubt Macklin.
»Obwohl seine Abschlussnoten im unteren Fünftel seines Jahrgangs lagen«, fährt die Reporterin fort, »wurde Dunleeavy von der Staatsanwaltschaft in Brooklyn eingestellt, wo er nur durchschnittliche Bewertungen erhielt. Am besorgniserregendsten ist allerdings die Behauptung, dass Dunleeavy 1997 jemanden beauftragt hat, seine Prüfungen für ihn zu schreiben. Aus den Kopien der Prüfungsunterlagen, die Fox vorliegen und von unabhängigen Schriftsachverständigen untersucht wurden, wurden Dunleavys Examensarbeiten, bei denen er für einen Studenten mit seinen Noten überraschend gut abgeschnitten hat, von einem Rechtshänder geschrieben. Dunleavy, ein zweimaliger All-American, ist hingegen Linkshänder. Wenn dies stimmt, legt Dante Halleyville, dem die Todesstrafe droht und dessen Verhandlung in achtundvierzig Stunden beginnt, sein Leben in die Hände eines Menschen, der gar kein Anwalt ist.«
86
Tom
Am nächsten Abend um neun Uhr winkt der melancholisch dreinblickende Urkundenbeamte von Richter Rothstein am Obersten Gerichtshof des Suffolk County mich, Kate und den Bezirksstaatsanwalt Dominic Ioli in seine gut ausgestatteten Büroräume, wo wir uns an einen langen Mahagonitisch setzen.
Ioli, ein redseliger Karrieremensch mit vollem grauem Haar, unternimmt ein paar Versuche zu einem inhaltslosen Geschwätz, doch als er merkt, dass wir dazu nicht in der Stimmung sind, blättert er in seiner Times. Ich weiß über Ioli Bescheid -
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