Sündenzeit
ist.“
Phil Stowe tastete nervös nach seiner Brusttasche. „Ich … ich werde es melden“, sagte er mit kalkweißem Gesicht.
„Ja, tun Sie das schnell. Detective Morrissey soll sich das mal ansehen. Und er soll seine Leute von der Spurensicherung mitbringen.“
Stowe starrte auf den toten Raben. „Das ist nur ein Vogel, nur ein toter Vogel“, murmelte er vor sich hin.
„Irgendwo wird es auch einen toten Mann geben“, sagte Zach. „Sie sollen so schnell wie möglich hierherkommen.“
Bridey wusste, dass ihre Zeit gekommen war.
Sie hatte es schon eine ganze Weile gewusst. Nun, wo es so weit war, fürchtete sie sich nicht.
Sie hatte Eddie vor dem Cottage in dem smaragdgrünen Tal gesehen, und sie spürte das Rasseln in ihrer Brust. Bridey hatte gern auf dieser Erde gelebt. Sie liebte ihren Neffen Sean, ihre wunderschöne Kat und so viele von denen, die um sie gewesen waren.
Andere waren vor ihr gegangen, und sie würden ebenfalls auf sie warten. Ihr Vater, ihre Mutter, Brüder … so viele Freunde. Die Jahre, ob sie hart oder einfach gewesen waren, hatten ihr alle auf ihre Art Gutes gebracht. Aber nun war ihre Zeit da.
Sie fürchtete sich nicht.
Aye. Doch tu ich das, dachte sie und lachte über ihren Versuch, sich selbst zu belügen.
Im Haus herrschte allgemeine Unruhe, das bemerkte sie. Alle dachten, sie läge im Koma und könnte sie nicht hören. Doch das tat sie.
Der Arzt war da, und der Priester ebenfalls. Pater O’Malley sprach die Sterbesakramente in Latein.
Sean saß stumm an ihrer Seite und hielt ihre Hand. Kat weinte. Bridey wünschte, sie könnte etwas tun, etwas sagen, ihr irgendwie helfen. Gott segne Kat, dieses Mädchen hatte wirklich ein Herz.
Amanda war nicht im Krankenzimmer erschienen, und sie hatte jemanden sagen hören, dass Zach ganz früh heute Morgen weggefahren wäre. Natürlich vermisste sie Zach. Er war ihr so eine große Hilfe gewesen. Auch für die anderen. Aber Kat und Sean waren ihr am nächsten.
Sie glaubten, dass sie schon längst von ihnen gegangen wäre. Der Arzt hatte ihr Morphium gegeben, um die Schmerzen in ihrer Brust zu mindern. Er hatte ihnen erklärt, dass es jetzt nur noch eine Frage der Zeit wäre.
Caer war ebenfalls hier. Doch sie befand sich nicht in diesem Raum wie die anderen. Sie hatte ihre richtige Gestalt angenommen.
Die anderen konnten sie nicht sehen, sie wussten nichts davon.
Sie hielt Brideys andere Hand. Als Bridey sich nun immer weiter entfernte, bis das Zimmer und alle darin Anwesenden immer mehr verblassten, kam Caer mit ihr.
„Ich bin bei dir“, versicherte sie Bridey. „Und ich stehe dir bei, damit dir deine Reise leichter fällt, das verspreche ich. Du wirst wieder den Geruch von Erde in der Nase haben, den Duft der süßen Blüten auf den Feldern. Die Luft wird weich sein, wenn du nach oben reist. Du wirst die Wärme und das Tröstliche spüren, und du berührst die Liebe. All die Liebe der vergangenen Jahre, von allen, die du kanntest und die von dir gegangen sind. Du wirst keinen Schmerz spüren, nie wieder, und du gehst in eine Welt voller Schönheit. Das ist die Belohnung für all die Freundlichkeit, mit der du andere in deinem Leben beschenkt hast. Du hast meine Hand und meine Kraft, wenn du sie brauchst. Du wirst den Himmel sehen.“
Wie süß ihre Stimme klang! So viele hatten es nicht verstanden. Sie dachten, eine Todesfee kam aus der Dunkelheit, umgeben vom Bösen. Doch die Banshee kam als Trauernde, sie war eine, die liebte, die half.
„Du wirst mich noch nicht verlassen? Bitte nicht. Ich weiß, ich sollte keine Angst haben, aber … Gott hilf mir, ich fürchte mich“, sagte Bridey.
„Ich bin hier, Bridey. Und die Kutsche kommt. Es ist eine große Kutsche. Geflügelte Pferde werden dich mit ihr durch die Dunkelheit ins Licht ziehen. Die Kutsche ist schwarz, sie verschmilzt mit den Schatten des Lebens und des Todes und ist für die Augen der Lebenden nicht zu erkennen. Fürchte dich nicht vor der Dunkelheit, denn sie bringt dich ins Licht.“
„Da waren schwarze Vögel, aber ich weiß, sie kamen nicht meinetwegen.“ Bridey runzelte plötzlich die Stirn. Sie blickte nach unten, sah ihren Körper, so zerbrechlich und schmal, dort im Bett liegen, weit unten. Und nun hatte sie noch mehr Angst, aber nicht ihretwegen. Sie sah zu Caer, die in schwarze Seide gekleidet war. Ihr schönes schwarzes Haar wehte im Wind, während sie dort auf dem großen grünen Hügel über der Welt standen. Sie war so wunderschön, ihr
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