Sündenzeit
du?“
„Ich rede mit Sean O’Riley.“
„Du sollst ihn überwachen, versuchen herauszufinden, was hier vor sich geht.“
„Nun, wenn ich etwas erfahren will, scheint es mir eine gute Strategie, mit ihm zu reden“, sagte sie selbstbewusst.
Er schüttelte den Kopf und begann wieder herumzuwandern. Dann fuhr er sich mit den Fingern durchs Haar und blickte sie gereizt an. „Du hast dich zu sehr gefühlsmäßig mitreißen lassen.“
„Habe ich nicht!“, protestierte sie.
„Ich bitte um Entschuldigung. Die Verantwortung trage ich hier“, entgegnete er.
Sie schwieg.
„Okay. Du wirst ihn in die Staaten begleiten“, fuhr Michael fort. „Als seine private Pflegerin.“
„Was?“, rief sie erstaunt. Sie arbeitete hier. In Dublin. Das war ihr Wirkungsbereich, schon immer.
„Ich … möchte nicht nach Amerika. Hier gibt es jede Menge Arbeit für mich. Außerdem besitze ich gar keinen Pass. Ich habe ja noch nicht mal irgendwelche Zeugnisse als Krankenschwester.“
Michael wischte diesen Einwand mit einer Geste beiseite. „Ich werde dafür sorgen, dass du alles Notwendige bekommst.“ Dann drehte er sich zu einem Regal um, griff nach einem dicken Buch und warf es ihr zu.
Sie fing es automatisch auf und legte es auf den Schreibtisch, nachdem sie einen kurzen Blick darauf geworfen hatte. „Was ist das?“
„Eine Anleitung für Krankenpflege. Lies dir alles genau durch.“
„Aber …“
„Fang sofort damit an. Du gehst in die Staaten. Vergiss nicht, dass es in unserem Amt Regeln gibt, und ich bin für die Organisation zuständig.“
Ihr war klar, dass er ihr ihren Unmut ansah.
„Worin liegt das Problem, nach Amerika zu gehen?“, erkundigte er sich streng.
Ja, worin lag das Problem?
Caer holte tief Luft. Sie wusste es auch nicht. Vielleicht war es …
Dieser Mann.
Der Mann mit den meergrünen Augen. Er würde mit ihnen zusammen in die Staaten reisen.
Etwas in seinem Blick machte sie nervös, auch wenn sie nur das Foto von ihm kannte. Sie fürchtete sich davor, ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüberzutreten.
Er würde sie durchschauen.
Sei nicht albern, schalt sie sich.
Außerdem, hatte Sean nicht gesagt, er sei bereits auf dem Weg hierher?
Also würde sie ihm so oder so begegnen.
Michael musste ihr Schweigen wohl als Auflehnung gegen seine Anordnung verstanden haben. „Caer, du musst gehen“, sagte er nachdrücklich.
Sie bemühte sich um ein Lächeln. „Ich kann es kaum erwarten.“
„Caer.“ Michaels Stimme klang jetzt weicher. „Da stimmt etwas nicht. Jemand trachtet ihm nach dem Leben. Das ist ernst.“
„Ich weiß“, entgegnete sie genauso ruhig.
Nachgiebig. Nein, nicht nachgiebig. Ihr blieb einfach keine andere Wahl. Michael hatte das Sagen.
„Hey, es ist Weihnachtszeit. Die Amerikaner werden alle ordentlich feiern“, sagte er aufmunternd.
Michael musste es wissen. Er war bereits überall gewesen.
„Ja. Großartig. Jingle Bells, kling, kling.“
„Nun geh schon, ich muss einiges vorbereiten“, sagte er.
„Sicher. Ich habe hier auch noch was zu erledigen“, bemerkte sie knapp, während sie zur Tür ging.
„Reine Routine“, erwiderte er.
„Routine heißt nicht, dass ein Auftrag weniger wichtig wäre“, erklärte sie und blickte auf ihre Uhr. Sie musste sich um einen Fall kümmern, den sie genauso wichtig nahm wie alle anderen.
Auch Seans. Unabhängig davon, wie sehr sie diesen Mann mochte.
„Caer“, sagte Michael, als sie bereits an der Tür war.
Sie blieb stehen, ohne sich zu ihm umzudrehen. „Ja, Sir?“
„Vergiss das Krankenpflegebuch nicht. Da drin liegt außerdem noch ein Umschlag.“
„So?“
„Du wirst sicher vor deiner Reise noch ein paar Einkäufe machen wollen“, sagte er.
„Darauf kannst du wetten.“
Er schien über ihre Bemerkung eher amüsiert als verärgert. „Tu dein Schlimmstes. Oder dein Bestes. Das kann für dich auch ein wunderbarer Urlaub sein, sieh es einfach mal aus dieser Warte. Ach ja, und frohe Weihnachten!“, rief er aufmunternd.
Sie ging zurück, um das Buch zu holen, das sie auf dem Schreibtisch abgelegt hatte. Ein Reisepass lag ebenfalls dort. Nachdem sie Michael einen letzten wütenden Blick zugeworfen hatte, verließ sie sein Büro und schloss die Tür hinter sich.
Amerika.
Letztendlich war es auch egal. Sean O’Riley befand sich in Gefahr, und sie musste der Sache nachgehen. Sie musste herausfinden, wer ihn bedrohte. Es galt, diese Person aufzuhalten, wer auch immer es war. Um Sean vor weiterem
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