Sündenzeit
Schaden zu bewahren.
Als sie den Flur weiter hinunterging, stellte sie fest, dass es sich bei der Musik aus den Lautsprechern um eine Weihnachtsmelodie handelte. Bald war Weihnachten, und sie musste gehen.
Weit weg, über den Atlantik.
Um zu verhindern, dass noch Schlimmeres passierte.
Und dieser Mann mit den außergewöhnlichen Augen würde auch dort sein – und er war jetzt gerade auch auf dem Weg hierher. Das machte ihr Angst.
Sie fürchtete, durchschaut zu werden.
Nein, sagte sie sich. Das konnte niemals passieren. Michael würde es nicht zulassen.
Caer atmete tief durch. Sie würde als Krankenschwester nach Rhode Island gehen, so war es.
Sicher wird es Spaß machen, redete sie sich ein. Bald war Weihnachten, Feierstimmung, und sie würde diese Zeit in den Staaten verbringen.
Oh ja. Jingle Bells, klingelingeling. Fröhliche Weihnachten.
Erneut blickte sie auf ihre Uhr. Sie musste sich jetzt wirklich beeilen, um nicht zu spät zu ihrem anderen Auftrag zu kommen.
Das durfte sie nicht.
Es wurde einfach nicht akzeptiert.
Nicht bei einem Auftrag wie diesem.
Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012
3. KAPITEL
Zach blickte nachdenklich aus dem Fenster, als die Maschine ihre Räder ausfuhr und zur Landung ansetzte. Dublin. Er war so lange nicht hier gewesen. Doch er liebte diese Stadt, wo sich das Alte mit dem Neuen vermischte. Überall, an jeder Ecke stieß man auf die Geschichte. Ereignisse, die oft äußerst schmerzhaft waren und immer auch eine Lektion über die Menschen an sich beinhalteten.
Eines liebte er jedoch ganz besonders an dieser Hauptstadt der Irischen Republik. Die Musik. Manche der beeindruckendsten Stimmen, die er jemals gehört hatte, waren Entdeckungen aus den Pubs in Dublin gewesen. Die irische Musik war außerordentlich gefühlvoll und leidenschaftlich. Was gab es also an einer Reise in die Stadt auszusetzen, in der ihn garantiert ein gutes Bier und exzellente Musik erwartete?
Nichts.
Trotzdem, es war nicht die Musik, die ihn hierher gebracht hatte. Sondern seine Freundschaft mit Kat. Seine Befürchtung, dass sie vielleicht doch nicht nur hysterisch reagierte, weil sie ihre Stiefmutter hasste. Der Verdacht, dass es womöglich doch jemand auf Sean abgesehen haben könnte.
Im Moment musste er alles daransetzen, Sean O’Riley heil nach Hause zu bringen, egal, wie sehr es ihm in Dublin gefiel. Und dann galt es herauszufinden, was mit Eddie passiert war. Zach hatte gerade an Bord des Flugzeugs gehen wollen, als der Anruf einer völlig aufgelösten Kat gekommen war. Man hatte das Schiff gefunden, aber keine Spur von Eddie und auch keinerlei Hinweise darauf, was vorgefallen sein könnte.
Zach hatte auch mit Sean telefoniert. Der war überzeugt davon, dass er lediglich von der Anstrengung der Reise geschwächt war. Kombiniert vielleicht mit irgendetwas Unbekömmlichem, das er gegessen hatte. Doch niemand bedrohe sein Leben und sei schuld an seinem Zustand. Er wusste, dass seine Tochter Misstrauen gegen seine junge Frau hegte. Doch Sean war überzeugt davon, dass Amanda nichts mit alldem zu tun hatte.
Aber er machte sich große Sorgen um Eddie, das wiederum verstärkte Zachs Nervosität.
Zach sorgte sich weit mehr um Eddie als um Sean. Auch er glaubte nicht, dass Amanda ihren Mann umbringen wollte. Soweit er das beurteilen konnte, war diese Frau einfach nicht intelligent oder beherrscht genug, um einen hinterhältigen Mord zu planen.
„Ach ja, da ist mein geliebtes Dublin“, sagte die gepflegte alte Dame neben ihm und unterbrach ihn in seinen Grübeleien.
„Ja, es ist wirklich eine schöne Stadt“, bestätigte Zach und drehte sich lächelnd zu ihr um. Schon in diesen wenigen Worten von ihr hatte er den charakteristischen Rhythmus gehört, diesen melodischen Klang, der den irischen Akzent so besonders auszeichnete.
Sie erwiderte sein Lächeln, und er betrachtete fasziniert die vielen Fältchen in ihrem Gesicht. Eine große Anzahl davon kam offensichtlich vom Lachen. Er überlegte, wie alt sie wohl sein mochte.
„Ich bin zweiundneunzig“, sagte sie, als hätte sie seine Gedanken erraten. „Alt genug. Und müde. Ich bin froh, endlich zu Hause zu sein.“ Sie deutete aus dem Fenster. „So viel wurde hier protestiert, das Blut floss in den Straßen, aber das ist lange her. Jetzt finden wir endlich zum Frieden. Sogar im Norden wird es ruhig.“ Sie schenkte ihm ein wissendes Lächeln. „Ohne Frieden gibt es ja keinen Tourismus, und ohne
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