Sündenzeit
Irland ist noch immer in ihr.“
Caer blickte ihn an, ein leichter Schatten huschte über ihr Gesicht. Eine gewisse Verletzlichkeit erschien in ihren Augen. Aber dann war dieser Eindruck schnell wieder verschwunden. „Wir sollten aufbrechen. Morgen wird ein langer Tag für uns.“
„Ja, Sie haben recht.“
Sie hielten sich nicht lange mit dem Verabschieden auf. Mary umarmte Caer, und Caer erwiderte diese Geste freundschaftlich. Zach sagte sich, dass er sich geirrt hatte. An Caer Cavannaugh gab es nichts Verdächtiges.
Außer … etwas schon.
Sie liefen zum Hotel zurück, wo er schnell nach oben in sein Zimmer rannte, um ihre Einkaufstüten zu holen. Dann wollte er ein Taxi rufen, um sie sicher nach Hause bringen zu lassen.
Caer bat ihn, sich keine Umstände zu machen. „Ich will noch mal ins Krankenhaus zurück und nach Sean sehen“, sagte sie, als Zach nicht lockerließ.
„Dann gehen wir zusammen.“
„Das ist wirklich nicht nötig. Sie müssen doch erschöpft sein. Außerdem haben Sie gesagt, dass ein Kollege von Ihnen dort auf ihn aufpasst.“
„Richtig. Deshalb brauchen Sie ja auch nicht zu gehen. Aber wenn Sie unbedingt hingehen müssen, komme ich mit“, sagte er entschlossen. Er fragte sich, warum sie in dieser Angelegenheit so hartnäckig blieb.
Sie sah ihn frustriert an.
Wovor hat sie Angst? dachte er. Was würde er entdecken, wenn er sie nach Hause brachte?
Vielleicht kam sie aus ärmlichen Verhältnissen und wollte nicht, dass er es erfuhr.
Konnte sein. Aber inzwischen musste es ihr ganz gut gehen. Die Einkaufstaschen, die sie bei sich hatte, stammten von teuren Läden.
„Okay, dann fahren wir zum Krankenhaus“, sagte sie.
Die Besuchszeiten waren bereits lange vorbei, wie Zach annahm. Aber niemand stellte ihnen Fragen. Caer begrüßte den diensthabenden Wachmann, der sie zuerst anstarrte. Dann lächelte er und sah ihnen ohne zu protestieren hinterher, als sie zum Fahrstuhl gingen.
Die Schwesternstation passierten sie ebenso problemlos, bevor sie den Flur entlang zu Seans Zimmer liefen. Kurz vor der Tür wurden sie von einem Krankenpfleger aufgehalten, der plötzlich aus dem Schatten hervorgetreten war. Ein großer Typ und zweifellos ziemlich muskulös. Seine Gesichtszüge wirkten rau, als hätte er ein hartes Leben hinter sich.
„Flynn?“, sagte der Mann.
„Travis?“
„Aye.“
Zach stellte Caer vor, und Will Travis lächelte. „Aber natürlich habe ich Miss Cavannaugh schon bei Mr O’Riley gesehen.“
Er gab ihr zur Begrüßung die Hand und wollte sie gar nicht mehr loslassen. Höflich, aber bestimmt befreite sie ihre Finger aus seinem Griff.
„Ruhiger Abend?“, erkundigte sich Zach.
„Aye.“ Der Mann sah Caer immer noch an.
„War Mrs O’Riley hier?“
„War sie. Ungefähr vor anderthalb Stunden. Sie wirkte ein bisschen genervt, als sie erfuhr, dass ich ein Freund Ihres Bruders bin und Anweisungen habe, Mr O’Riley keine Minute allein zu lassen. Aber letztendlich hat sie sich wieder beruhigt. Mr O’Riley hat seine Medikamente um zehn bekommen, außerdem ein leichtes Beruhigungsmittel, damit er gut schlafen kann. Seitdem halte ich hier Wache.“
„Das ist jetzt nicht mehr nötig“, sagte Caer plötzlich. „Ich werde hierbleiben.“
„ Wir werden hierbleiben“, korrigierte Zach sie.
Caer runzelte die Stirn. „Aber Sie haben doch Ihr wunderschönes Hotelzimmer und müssen sich ausruhen.“
„Ich kann überall schlafen“, sagte er.
„Also eigentlich braucht niemand von euch beiden hierzubleiben“, wandte Will Travis ein. „Aidan hat mir sehr geholfen, als ich ihn gebraucht habe. Und für mich ist es kein Problem, wie verabredet über Nacht hier Wache zu schieben.“
„Will, vielen Dank. Aber wir werden beide hierbleiben“, sagte Zach bestimmt.
Travis warf erneut einen bewundernden Blick auf Caer. „Also dann, ich werde die ganze Nacht mein Handy griffbereit haben. Wenn mich jemand braucht, ruft mich an.“
„Das tun wir, vielen Dank“, versicherte Zach ihm.
Er wusste überhaupt nicht, warum zum Teufel er so scharf darauf war, hierzubleiben, wenn Caer ebenfalls blieb. Vorhin hatte er keine Probleme damit gehabt, das Krankenhaus zu verlassen. Er hatte aufgrund von Aidans Versicherung vollkommen darauf vertraut, dass Will Travis zuverlässig und verdammt gut in seinem Job wäre.
Im Krankenzimmer befand sich ein Lehnstuhl, und Zach bestand darauf, dass Caer sich dort hinsetzte. Er nahm sich einen normalen Stuhl und lehnte sich damit gegen
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