Sündenzeit
dem Programm?“, erkundigte sich Zach.
„Wir spielen einfach ein paar von den irischen Standards“, sagte Éamon, der Trommler. „Ist das okay?“
Zach war einverstanden. Nach ein paar Takten verschwand die Nervosität und machte der Magie der Musik Platz. Das war eine Sprache, die Menschen schon immer verbunden hatte. Wenn Zach spielte, konnte er fast alles vergessen. Während seine Finger über die Saiten strichen, blickte er einmal zu Caer hinunter. Sie stand inzwischen direkt vor dem Podium und sah ihm zu. Ihr Lächeln war bezaubernd, als sie sich zur Musik hin- und herwiegte. Es gab einen Moment, nur ganz kurz, in dem er sich vorstellen konnte, dass sie mehr füreinander waren als nur misstrauische Fremde. In dem er sich fühlte, als würde das Leben immer so weitergehen. Und er könne ewig an diesem Ort sein, wo die Gastfreundschaft etwas so Selbstverständliches war wie der Sonnenaufgang am Morgen. Und wo er das Gefühl hatte, dass die schönste und eindrucksvollste Frau der Welt nur auf ihn wartete.
Er liebte die Musik. Für ihn war es wie das Atmen. Mit seinen Aufnahmestudios und der kleinen Plattenfirma, die er besaß, hielt er noch immer die Verbindung dazu aufrecht. Aber in letzter Zeit lag sein Schwerpunkt auf der Ermittlertätigkeit für die Detektivagentur, die er mit seinen Brüdern zusammen betrieb.
Bei dem Gedanken stürzte die Realität wieder auf ihn ein.
Als sie das Stück zu Ende gespielt hatten, löste er den Gitarrengurt und wartete darauf, dass der junge Musiker sein Instrument wieder zurücknahm – eine Fendergitarre vom Feinsten. Dann wollte er das Podium verlassen. Aber Éamon, Marys Sohn, hielt ihn zurück und drückte ihm die irische Trommel in die Hand. „Die gehört Ihnen.“
„Aber das kann ich nicht annehmen!“, sagte Zach.
„Das müssen Sie aber. Ich baue sie selbst. Vielleicht können Sie mir ja mal einen neuen Kunden rüberschicken.“
Éamon grinste und setzte sich hinter das Standard-Percussionset, das schon auf dem Podium stand.
„Das war großartig“, sagte Caer aufgedreht.
„Und ich habe jetzt eine irische Trommel“, bemerkte Zach leicht peinlich berührt. „So war das ja nicht gedacht.“
„Aber Sie müssen das Geschenk eines Iren immer annehmen“, betonte sie feierlich. „Ein Geschenk wird nur angeboten, wenn es wirklich von Herzen kommt. Es wäre äußerst ungehobelt, so was abzulehnen.“
„Dann sollte ich einfach dankbar dafür sein, dass ich sie jetzt habe“, sagte er.
Mary hatte ihre Teller wieder in die Küche gebracht, um sie warm zu halten. Doch sobald sie wieder an der Bar saßen, brachte sie das Essen zurück. Da im Lokal viel los war, konnte sie nur dann und wann mal bei ihnen vorbeischauen und sich davon überzeugen, dass alles in Ordnung war.
Während des Essens erzählte ihm Caer noch mehr von ihrer Heimatstadt, die sie so offensichtlich liebte. Zach hörte ihr gern zu und genoss den Klang ihrer Stimme – fast noch mehr als die Geschichten selbst, die er ansatzweise bereits kannte, aber bisher nie so zu schätzen gewusst hatte.
Plötzlich brach sie in ihrer Erzählung ab, als ihr bewusst wurde, wie er sie betrachtete. Schnell konzentrierte sich Zach wieder auf seinen Schmorbraten.
„Wie wird es wohl in Amerika sein?“, sagte sie nachdenklich.
Er hörte auf zu essen, die Gabel auf halbem Weg zum Mund. Überrascht registrierte er etwas in ihrem Tonfall, das sich verdächtig nach Angst anhörte.
„Das Haus der O’Rileys wird Ihnen bestimmt gefallen. Seans Großvater hat es gebaut. Er hat das Land gekauft, als man es sich noch leisten konnte, Grundstücke an der Küste zu erwerben. Es steht oben auf einem Berg, und der Blick übers Meer bei gutem Wetter ist fantastisch. Bei einem Gewitter ist es sogar noch eindrucksvoller. Und Sie werden Seans Tante Bridey sicher sofort gernhaben. Und Kat auch. Sie ist fürs Weihnachtsfest nach Hause gekommen … Sie müssen sich diese ganzen Villen und Wohnhäuser einmal ansehen, die sind einzigartig. Vor allem wenn alles weihnachtlich dekoriert ist. Newport ist nicht so alt wie Dublin, aber es hat trotzdem eine lange Geschichte. Sie werden den Besuch dort genießen, das kann ich Ihnen versprechen.“
Er zuckte grinsend die Schultern. „Marni – die Ehefrau des jungen Geschäftspartners Cal – kann manchmal eine richtige Hexe sein, aber das müssen Sie einfach ignorieren. Kat und Bridey werden Sie anbeten. Und Bridey … nun, sie hat Irland zwar verlassen, aber wie man so schön sagt,
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