Sündenzeit
Sie konnte nicht ihre beiden Jungs gehen lassen. Das wäre nicht gerecht. Das wäre nicht der richtige Lauf der Dinge. Auch wenn das Schicksal manchmal sehr grausam sein konnte, wenn eine Generation Platz für die nächste machen musste.
Wieder klopfte ihr Herz heftig. Heute Abend. Heute Abend kamen sie nach Hause, und alles würde irgendwie gut werden.
Während sie dort stand, hatte sie wieder das Gefühl, als legte sich Dunkelheit um sie. Wie riesige schattige Flügel, die sich über ihr auf und ab bewegten. Es hätte beängstigend sein müssen, doch das war es nicht. Sie fühlte sich sogar stärker.
Eddie war tot. Doch jemand da draußen erhörte ihre Gebete, und Sean würde heute Abend nach Hause kommen.
Zach wusste nicht, wie lange er geschlafen hatte – vielleicht eine Stunde oder zwei. Plötzlich weckte ihn etwas. Alarmiert riss er die Augen auf, doch er rührte sich nicht von der Stelle, sondern verhielt sich ruhig und wartete. Versuchte herauszubekommen, wovon er aufgewacht war.
Jemand befand sich im Zimmer. Außer Sean und Caer. Und er wusste, dass es sich nicht um eine Krankenschwester oder jemand anderen vom Pflegepersonal handelte. Wer auch immer es war, hatte sich hereingeschlichen und offensichtlich weder Caer noch ihn bemerkt.
Ein merkwürdiges Glitzern ging von dem Eindringling aus. Zach spürte, wie das Adrenalin durch seinen Körper schoss, und er war bereit, sich auf die Person zu stürzen.
Doch als er gerade zum Angriff übergehen wollte, sagte der Eindringling etwas. Zach wusste nicht, ob er wütend, peinlich berührt oder in Alarmbereitschaft sein sollte.
„Sean, Liebling?“
Amanda.
Inzwischen konnte er ihre Umrisse erkennen. Sie trug einen Trenchcoat, den sie jetzt weit öffnete.
Darunter kamen nur ein knapper Slip und ein BH zum Vorschein. Den BH zierte eine Reihe von winzigen bunten Weihnachtslichtern, was das merkwürdige Glitzern erklärte.
Amanda, die immer noch nicht bemerkt hatte, dass außer Sean noch andere im Raum anwesend waren, drehte sich lasziv und schwang die Hüften. „Hallo, Liebling. Amanda ist hier, damit es dir gleich besser geht.“
Sie ließ den Mantel zu Boden fallen.
Im Halbdunkel leuchteten ihre Pobacken hell auf, offensichtlich trug sie einen Stringtanga.
„Amanda?“, sagte Sean verschlafen.
Zach stand auf und räusperte sich. Im selben Moment ging das Licht an.
Amanda zuckte erschrocken zusammen und blickte sich mit weit aufgerissenen Augen um. Zuerst sah sie Zach. Doch sie hatte sich schnell von dem Schreck erholt und lächelte ihn verführerisch an. Dann drehte sie sich um und entdeckte Caer, die aufgestanden war, um die Oberlichter anzuschalten. Der flirtende Blick, den sie Zach zugeworfen hatte, veränderte sich sofort zu einem gehässigen Ausdruck.
Vollkommen angekleidet, mit verwuscheltem Haar und verschlafenem Blick sieht Caer bei Weitem verführerischer aus, als Amanda es jemals sein könnte, dachte Zach flüchtig. Vor allem mit diesen blinkenden Weihnachtslichtern am Busen.
Amanda sah Caer wütend an. „Was machen Sie denn mitten in der Nacht bei meinem Mann im Zimmer?“, fauchte sie.
„Ich bin seine Pflegerin“, erinnerte Caer sie ruhig. „Und falls Sie es vergessen haben sollten – der Arzt hat angeordnet, jede Aufregung für Ihren Mann zu vermeiden. Und solange er nicht entlassen ist, gelten die Regeln des Krankenhauses.“
Amanda wirbelte herum und sah Zach an. Sie schien es nicht eilig zu haben, ihren Trenchcoat wieder anzuziehen. Ihr Blick wurde weicher. Offensichtlich liebte sie die Männer genauso, wie sie andere Frauen hasste.
„Zach, du weißt, dass ich für ihn die beste Medizin bin.“
„Amanda.“ Zach versuchte angestrengt, ihr in die Augen zu sehen. Was nicht so einfach war. Zugegeben, sie besaß eindrucksvolle Brüste. Und wenn sie so blinkten, konnten sie einen wirklich ablenken.
„Amanda. Du hast gehört, wie die Anordnungen des Arztes lauten.“
„Ach.“ Amanda zog einen Schmollmund.
Draußen auf dem Flur entstand plötzlich Unruhe. Dann stürzte die Nachtschwester herein, gefolgt von Will Travis – der immer noch seine Krankenpflegeruniform trug und offensichtlich Zachs Anweisung, nach Hause zu gehen, ignoriert hatte.
Die Krankenschwester schnappte nach Luft.
Will Travis lachte.
„Das glaube ich nicht!“, rief die Nachtschwester, eine große, breite Person, die ganz offensichtlich verärgert war.
„Es ist aber so“, entgegnete Amanda trotzig.
„Amanda, mein Schatz, zieh bitte deinen
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