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Sündenzeit

Sündenzeit

Titel: Sündenzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham , Constanze Suhr
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die Wand. Die Dunkelheit im Zimmer, in das nur ein schmaler Lichtstreifen vom Flur durch den Türspalt fiel, und das Summen der Heizungsanlage lullten ihn ein bisschen ein. Er versuchte die Augen offen zu halten, hielt es aber nicht lange durch. Er döste weg. Doch sein Schlaf war sehr leicht. Sobald etwas Außergewöhnliches passierte, wäre er sofort wieder wach.
    Er war sich nicht sicher, was Caer tat. Gerade als er einschlief, hatte er das Gefühl, als wären ihre hypnotisierenden blauen Augen noch immer geöffnet.
    Bridey meinte, sie würde in letzter Zeit mehr träumen als je zuvor. Und diese Träume waren voller Farbe und so real, fast wie diese hochauflösenden Videos, die Sean immer so gern auslieh.
    Es war kurz vor der Morgendämmerung. Ihr war klar, dass sie schlief, genauso wie sie wusste, dass es in Irland gerade zwölf war. Sean würde sich schon auf dem Weg in die Staaten befinden, und heute Abend wäre er zu Hause. Zach war bei ihm. Irgendwie war sie sich sicher, dass er alles in Ordnung bringen würde.
    Das alles wusste sie im Schlaf, während sie davon träumte, zu den weiten Hügeln und den kleinen Tälern Irlands zurückzukehren.
    Alles war so real. Das Gras unter ihren Füßen, feucht vom Tau und so angenehm weich. Und die Luft … Sie atmete diese süße Milde ein. Sie rannte über das Gras, und sie war wieder jung und schön.
    Erneut sah sie das Cottage vor sich und den Mann, der davorstand.
    Eddie.
    Sie lief ihm entgegen, verängstigt, beunruhigt.
    Doch als sie näher kam, verlangsamte sie ihren Schritt.
    Denn die tiefen Furchen, die sich vom Wind und den Anstrengungen des Lebens in seine Züge eingegraben hatten, verschwanden aus seinem Gesicht. Genauso wie sie wusste, dass ihre eigenen Falten verschwunden waren. Er war für sie wie ein Sohn gewesen, ebenso wie Sean. Sie hatte nie eigene Kinder gehabt, nicht mal einen Ehemann. Aber Sean gehörte zur Familie, und Eddie wurde genauso dazugezählt. So wie Sean erforschte er leidenschaftlich die Geschichte der Gegend und war immer auf der Suche nach den Schätzen aus der Vergangenheit – richtige Schätze wie Goldmünzen oder lange verschollene Juwelen genauso wie die Schätze des Wissens und der Entdeckerfreuden.
    Sie war immer so gern mit ihren Jungs, wie sie sie nannte, hinausgesegelt. Verrückte, die sie beide einerseits waren. Die es riskierten, bei Sturm und drohendem Gewitter hinauszufahren. Aber sie liebten die See. Vielleicht sogar mehr, als sie jemals eine Frau geliebt hatten. Auch wenn Sean zwei Ehen eingegangen war. Eddie hatte sich nie richtig gebunden.
    „Bridey!“ Eddie winkte ihr zu.
    Das war nicht der Eddie, den sie vor Kurzem noch gesehen hatte, sondern der junge Kerl von einst. In dessen Augen immer ein Zwinkern lag und der das Leben liebte. Der Junge, der ihr am Muttertag Blumen gebracht hatte und niemals vergaß, ihr am St. Patrick’s Day die Ehre zu erweisen.
    Bridey lief weiter, rannte über das Gras, doch Eddie schien sich immer weiter von ihr zu entfernen.
    „Eddie!“, rief sie verzweifelt.
    „Du darfst noch nicht zu mir kommen, Bridey. Noch nicht. Aber ich warte hier auf dich.“
    „Eddie, du musst uns helfen. Wir können dich nicht finden!“
    Er starrte sie verständnislos an. „Ich kann euch nicht helfen. Es gibt zu vieles, was ich selbst nicht weiß, was ich nicht verstehe. Ich wünschte, ich könnte euch helfen, aber das kann ich nicht. Bridey, ich liebe dich sehr.“
    „Eddie, Junge, wir alle lieben dich auch!“
    „Geh jetzt zurück, Bridey! Geh! Ich bleibe hier, ich warte auf dich.“
    Eddies Bild verblasste. Nein, es verblasste nicht. Er war da gewesen und dann plötzlich … verschwunden. Das Cottage ebenfalls, und mit ihm dieser frische, volle Duft von üppigem Gras, der in der Luft gelegen hatte.
    Das feuchte Gras unter ihren Füßen war verschwunden, stattdessen spürte sie etwas Hartes unter ihren Sohlen.
    Blasses gelbes Mondlicht umfing sie. Ihre alten Knochen taten ihr weh, und sie spürte, wie sich die Kälte in ihrem Körper ausbreitete.
    Plötzlich war sie vollkommen wach. Erschrocken bemerkte sie, wo sie sich befand. Sie war im Schlaf aufgestanden und ans Fenster gelaufen. Sie spürte die Winterkälte, als sie die Scheibe berührte und aufs Meer hinaussah.
    Zur Bucht.
    Wo Eddie verschwunden war.
    Und sie wusste Bescheid. Sie war sich ganz sicher, dass Eddie nicht mehr lebte.
    Furcht überkam sie. Angst um Sean.
    Ihr altes Herz begann zu flattern. Sie durfte Sean nicht auch noch verlieren.

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